Snapchat kann nicht viel? Der erfolgreiche Börsengang 2017 sollte alle Zweifler Lügen strafen – jetzt liegt der Unternehmenswert bei $34 Milliarden!
Snapchat Unternehmensgeschichte
Die noch recht kurze Unternehmenshistorie ist gespickt von Investoren, einem ausgeschlagenen Angebot von Mark Zuckerberg, der 3 Milliarden US-Dollar für Snapchat bezahlen wollte, aber man sich zierte. Der erfolgreiche Börsengang 2017 sollte alle Zweifler Lügen strafen – jetzt liegt der Unternehmenswert bei 34 Milliarden US-Dollar! Wo liegt das Geheimnis für derlei Erfolg?
Snapchat versteht sich als Instant-Messaging-Dienst und ging 2011 das erste Mal an den Start. Die Gründer Evan Spiegel und Bobby Murphy wollten die Idee der selbstlöschenden Messages und Fotos umsetzen. Snapchat sollte unter anderem ein perfektes Sexting-Instrument werden!
Die kalifornischen Schüler haben aber zunächst eine Möglichkeit gesehen, privat, aber auch im Unterricht, untereinander zu kommunizieren, ohne dabei erwischt zu werden.
Soziale Netzwerke galten für die Jungen als altbacken und eher etwas für die Elterngeneration. Aber die so genannte Millennium-Generation suchte scheinbar etwas anderes. Zum einem sollte man gezielt die Möglichkeit haben Eltern und Lehrern aus dem Weg zu gehen, die ja bei Facebook ihren Platz hatten, zum anderen funktionierte Snapchat auch über Wifi. Im Gegensatz zu WhatsApp, unterstützte Snapchat damals nicht nur Smartphones, sondern auch andere Geräte mit dem Betriebssystem iOS und Android.
Der Messenger der Millenials
Millennium-Generation sucht nach etwas anderem, um Erwachsenen aus dem Weg zu gehen
"Einer der Gründe, warum Snapchat unter Jugendlichen so populär geworden ist, ist die Tatsache, dass der Messenger auch über einen iPod funktionierte und zwingend kein Smartphone nötig war“, sagt der Geschäftsführer des Marktforschungsunternehmens "YPulse", Jake Katz. Um Snapchat zu nutzen brauchte man überhaupt kein Telefon!"
Schüler sind die aktivsten Nutzer!
Spiegel und Murphy hatten eine aktualisierte Version der Anwendung im September 2011 vorgestellt. Zwei Wochen später konnten sie schon einen massiven Zustrom neuer Nutzer verzeichnen. Insbesondere in der Zeit von 8:00 bis 15:00 Uhr war die Zahl der Zugriffe am höchsten.
Die aktivsten Nutzer waren Schüler an der High School in Orange County, Kalifornien. Snapchat wurde in Südkalifornien allmählich bekannter und das hat eine wichtige Rolle im Wachstum des Dienstes gespielt. Anfang 2012 wuchs Anzahl aktiver Nutzer von Snapchat von 3.000 auf 30.000 und das innerhalb eines Monats.
Gene Marks von The New York Times ist selbst Vater von drei Jugendlichen. Er sieht die Popularität nicht so sehr in der Zerstörungsfunktion der Textnachrichten und Bilder begründet, vielmehr sieht er das in der veränderten Kommunikation unter den Jugendlichen.
"... Traditionell beklagten Eltern immer wieder auch, dass Kinder untereinander nicht mehr in richtigen Worten kommunizieren würden, aber auch die Wörter immer kürzen, was mit dem Verfall der Sprache einhergehen würde. Snapchat ist einen Schritt weiter gegangen und zeigte, dass man für die Kommunikation überhaupt keine Wörter braucht.“
Jake Katz sieht bei Schulkindern immer wieder die gleichen Kommunikationsbedürfnisse:
"... Snapchat ist eine Art Betaversion in der eigenen Identitätsbildung. Es erlaubt Rückmeldungen im Freundeskreis zu erhalten, ohne dabei die geringsten Spuren zu hinterlassen. In gewisser Weise ist positives Feedback eines der Empfindungen, die ganz nah am Belohnungssystem ansetzen. Ähnlich verhält es sich bei Posts und Hochladen von Bildern, die beispielsweise in sozialen Netzwerken stattfinden. User erhoffen sich die Art von Reaktionen, die wiederum am Belohnungssystem ansetzen."
"Sexting" nimmt zu, aber Snapchat ist mehr als das
Im April 2013 schickten Snapchat-Nutzer einander 150 Millionen Fotos täglich. Das war das Dreifache im Vergleich zum Vorjahresquartal. Während die Kritik am Messenger immer lauter wurde und das Thema "Sexting", also das Versenden expliziter Texte und Fotos, aufkam, wuchs die Anzahl der übertragenen Fotos auf 200 Millionen pro Tag.
Insbesondere die ganz jungen User klagen über die mangelnde Privatsphäre in sozialen Netzwerken, wie Facebook. Sie fühlen sich von Eltern und Verwandten überwacht und sehen sich in ihrer Entfaltung eingeschränkt. Unlängst würde man in konventionellen sozialen Räumen nicht die Dinge posten, wie man das bei Snapchat macht. Neben der Einmischung in das Privatleben durch Familie, würde man bei Facebook aber auch negative Reaktionen anderer Mitschüler dort befürchten, wenn alle Posts lange für jeden einsehbar wären.
Homeparty
Ein Riesenproblem für Jugendliche ist die mangelnde Privatsphäre auf Facebook
Hallo, süßer Spatz
"Das Problem ist nicht nur, dass sich in der Facebook-Timeline ständig Nachrichten wie "Hallo, süßer Spatz" von Eltern und Verwandten veröffentlicht werden, obwohl sie mir peinlich sind. Meine Freunde laden Fotos hoch, die mir zu Hause jede Menge Schwierigkeiten einbringen können. Beispielsweise wenn ich auf einer Party zufällig in einem Foto getaggt werde, wo auch Alkohol im Bild ist. Wenn das meine Mutter sieht, habe ich ein Riesenproblem. Auch deshalb ist mein einziger Freund bei Facebook - meine Oma, alle anderen sind bei Snapchat", so die 13-jährige Rubi Karp, in einem bekannten Post über Facebook von 2013.
Snapchat – für Investoren die erste Wahl!
Damals hatte Snapchat Investitionen von diversen Kapitalgebern erhalten. Die Gesamtfinanzierung von Snapchat lag bei 75 Millionen US-Dollar. Es ist eine unglaubliche Menge an Geld für ein Unternehmen, das aus dem Nichts entstanden ist und so gut wie über kein Geschäftsmodell verfügte.
Dennoch gab es kein bedingungsloses Vertrauen in Snapchat. Insbesondere die Rückfinanzierung bereitete wohl einigen Geldgebern schlaflose Nächte. In der Szene war es kein Geheimnis, dass Snapchat auf diesem Gebiet kein konsistentes Konzept aufweisen konnte.
Man nutzt Snapchat weil es einfach lustig ist, es zu nutzen
Eine Studie wurde im Jahr 2015 vom Marktforschungsunternehmen "GlobalWebIndex" durchgeführt. Es stellte die Hauptgründe heraus, warum Snapchat so erfolgreich wurde und welche Faktoren maßgeblich dafür verantwortlich sind. Fast 70 Prozent der Befragten gaben an Snapchat zu nutzen, weil es einfach lustig sei, es zu nutzen.
Werbung bei Snapchat
Ende Januar 2015 startete Snapchat eine Werbeplattform "Discover", bei der Medien Nachrichten aller Art und Beiträge veröffentlichen konnten. Mit dabei waren MTV, CNN, Cosmopolitan und beispielsweise auch Daily Mail. Der TKP belief sich auf 100 US-Dollar.
Seine Zielgruppe hat Snapchat in erster Linie unter den 16-24 Jährigen. Wenn man sieht, dass in den USA 45 Prozent der Gesamtbevölkerung regelmäßig Basketballspiele im TV anschaut und Football zu einer der größten Werbeträger geworden ist, versteht man das Bestreben insbesondere bei den Big Playern im Sportgeschäft, mit Snapchat eine Geschäftsbeziehung einzugehen.
Snapchat nahm diesen Trend auf und hat einen Service für diese Übertragungen, "Snapchat Stories" aufgebaut. Die Fotos und Videos werden 24 Stunden nach der Veröffentlichung gelöscht. Der Service zog Sportkanäle für die Veröffentlichung von Online-Übertragungen von Veranstaltungen (zum Beispiel das "Final Four" der National Collegiate Athletic Association) an. Mit dieser Zusammenarbeit erhalten Sponsoring-Einnahmen gleich mehrere Parteien, wie Sportligen , Fernsehen und Snapchat selbst.
Snapchat Looksery
Snapchat kaufte für 150 Millionen US-Dollar "Looksery", einen Dienst der Gesichtsbilder transformieren kann und in Echtzeit ausgibt. Dieses erlaubt den Benutzern beispielsweise auch Instagrambilder oder Videos mit Animationen zu versehen und Fotos und Videos auf die verschiedenste Art und Weise zu verändern.
Wie man sehen kann, ist Snapchat in Sachen Monetarisierung zwar aktiv, aber dennoch nicht in der Lage überhaupt nur an schwarze Zahlen zu denken. Derzeit liegen die Verluste deutlich im dreistelligen Millionenbereich!
Wie Evan Spiegel Snapchat monetarisiert
Snapchat hat 158 Millionen aktive Nutzer weltweit, das Geschäftsmodell gilt als wenig durchsichtig und sein Firmengründer als schillernde Persönlichkeit des Silicon Valley. Wir versuchen ein wenig Licht ins Dunkel von Snapchat und seinem Monetarisierungsmodell zu bringen, das vom Shooting-Star Evan Spiegel als CEO angeführt wird.
Spiegel spricht nur selten mit der Presse und das befeuert einmal mehr die Gerüchteküche, die um Evan Spiegel entsteht. Er gilt als einer der geheimnisvollsten Menschen im Valley. Facebook hatte Evan Spiegel noch 3 Milliarden US-Dollar für das Unternehmen geboten. Der 24-jährige hat das ausgeschlagen! Dieser junge Mann musste wohl so von sich, seinem Unternehmen und dem Erfolg seines bevorstehenden Börsengangs überzeugt sein, um so ein Angebot auszuschlagen.
Als Evan Spiegel das Unternehmen vor sechs Jahren gründete, war er nicht alleine dabei. Zu seinen Partnern zählten damals Bobby Murphy und Reggie Brown. Spiegel behauptet, dass sein soziales Netzwerk viel populärer unter Jugendlichen ist, als jede Show im Fernsehen. Die Unternehmensberichte besagen, dass mehr als 60 Prozent der Smartphone-Besitzer im Alter von 13 bis 34 Jahren in den USA den Service aktiv nutzen.
Ein Teil des Erfolgs ist sicherlich auch darauf begründet, dass sich mit Snapchat Bilder verschicken lassen, die quasi zum einmaligen Betrachten ausgerichtet sind und sich dann von selber löschen. Diese Bilder sind nur für wenige Sekunden sichtbar und verschwinden dann wieder.
Mit Snapchat fühlt man sich frei!
Snapchat wurde als Service erstellt, die Benutzern erlaubt, wichtige Momente zu erfassen und es mit einem begrenzten Kreis von Personen zu teilen, ohne dafür Verantwortung zu tragen und schlimme Folgen zu befürchten. Genau das ist es, was Jugendliche in soziale Netzwerke zieht - für sie ist es besonders wichtig, sich frei zu fühlen.
Shapchat-Nutzer können ihre Snaps – Fotos oder Videos – illustrieren und mit Kommentaren, Zeichnungen und Aufklebern aufwerten, aber sie in der App auch einem oder mehreren Nutzern senden. Möglich ist es auch, sich im Alltag zu filmen, zu dokumentieren und es mit dem Freundeskreis zu teilen.
Snaps sind an ihre Geo-Lokation gebunden und Snap-Administratoren erstellen oft Listen von nutzergenerierten Inhalten aus verschiedenen Hochschulen oder Städten in der ganzen Welt. Während Facebook und Twitter-Nutzer es selber in der Hand haben, nicht Ihren Ruf zu beschädigen, können in Snapchat Jugendliche einfach sie selbst bleiben und müssen keine Angst haben, sinnlose oder auch obszöne Gedanken zu teilen, da sie ja nur vor kurzer Verweildauer sind.
Snapchat Vermarktungsstrategie
Die aktuelle Geschäftsstrategie von Snapchat zielt auf Informationspartner. 2015 konnte Snapchat das erste Mal so elf Medien für sich finden, darunter CNN, Comedy Central, ESPN, People. Diese Partner bringen auf ihren Kanälen bei Snapchat, Videos, Texte und Bilder, die jeden Tag um Mitternacht durch neue ersetzt werden.
Die Medienpartner von Snapchat sagen, dass so am Anfang sehr guter Traffic generiert wird, jedoch legte sich nach einer Zeit das Interesse der Nutzer wieder. Trotzdem sehen diese Unternehme Snapchat weiterhin als wichtigen Kanal für die Kommunikation mit jungen Menschen, die sonst äußerst schwer zu erreichen wären.
Spiegel bekräftigt immer wieder nach außen hin seine Abneigung gegen jegliche Art von moderner Internetwerbung. Targeting, bei dem Nutzern Produkte angeboten werden, die sie sich bereits auf anderen Websites angesehen haben, lehnt er kategorisch ab.
Außerdem lehnt Spiegel jede Art Werbung, in der Werbetreibende direkt im Messenger mit dem User kommunizieren. Das schließt Spiegel aus Snapchat aus, er hält das für zu aggressiv.
Snapchat akzeptiert nur Videos in vertikalem Format
Stattdessen bietet Snapchat sein eigenes, ungewöhnliches Format von Markenbranding. Die Werbe-Videos landen bei Snapchat in Affiliate Mediachannels, aber auch in "Broadcast" Bereichen, wo alle Fotos und Videos zu einem einzigen Ereignis gesammelt werden oder in der gleichen Stadt gemacht sind.
Das "enfant terrible" des Silicon Valley schreibt seinen Werbekunden auch vor, welches Videoformat bei Snapchat akzeptiert wird! Bei Videoplattformen, wie Youtube geht alles an Videos, egal wie und in welcher Form sie aufgenommen wurden. Bei Snapchat sollen es jetzt nur noch Videos in Hochformat sein.
Was nach kolossaler Selbstüberschätzung aussieht, wird bei Snapchat damit begründet, dass sich so Videos besser ansehen lassen. In Bezug auf die Werbung lassen sich so interessantere Videos vermarkten. Einige Vermarkter glauben sogar, dass ein solches Format die Zukunft der Video-Werbung sei.
In einer Stellungnahme an Werbekunden sagte Spiegel, dass Nutzer vertikale Videos zehnmal häufiger zu Ende schauen, weil sie keine Zeit verschwenden müssen um das Smartphone zu drehen. Bei Experimenten mit Werbung bei Snapchat haben sich bereits großen Marken wie Coca-Cola, McDonalds und Samsung eingelassen. Allerdings beklagen sie die ganze Zeit, die Snapchat richtig zusätzliche Kosten bedeutet, weil sie diese extra für Snapchat erstellten vertikalen Videos nicht für Facebook und Youtube adaptieren können.
Evan Spiegel sagt nicht ohne sichtbares Vergnügen dazu: "Wir haben ein ziemlich großes Publikum, was es uns erlaubt auch diese Bedingungen an die Werbewirtschaft zu diktieren."
In Sachen Werbung hat sich Spiegel, trotz der Irritationen, die vom Zwang des Hochformats für Videos ausgingen, dennoch nicht gescheut die Werbetrommel zu rühren. Er stellt persönlich seinen Plan für Werbung den größten Werbeagenturen und Vertretern der großen Marken in London, Los Angeles und New York vor.
Dabei ist die Werbung als Produkt keineswegs eines der günstigen. Werbung auf Snapchat ist doppelt so teuer, wie bei Youtube. Snapchat verlangte direkt von Anfang an Preise, die viel höher als Marktdurchschnitt sind - tausend Video Views in der App kosten 100 US-Dollar, oder stolze 750.000 US-Dollar für eine eintägige Video Werbekampagne!
Dennoch scheinen die großen Agenturen mit umfangreichen Budgets auf diese Werbeform zu gehen, weil sie keine Alternative haben, wie sie sonst effektiv Millenials erreichen könnten.
Skepsis bei den Werbetribenden
Es besteht aber auch bei den Werbetreibenden einiges an Skepsis, zum einen was den Preis angeht, zum anderen fehlen bei Snapchat einige wichtige Features. Snapchat macht weder eine Targetierung für Werbung, noch bietet es die notwendigen Werkzeuge, um seine Wirksamkeit zu messen.
Am Markt wurde immer wieder von einem künftigen Angebot von Snapchat gesprochen, mit dem man eine breitere Masse an Werbern gewinnen möchte. Es wäre ein Preis von 20 US-Dollar pro 1000 Views. Das Unternehmen hat das jedoch nicht bestätigt. Auch wenn es so kommen würde, läge dieser Preis immer noch über dem der Mitbewerber.
Einige Industrievertreter meinen nicht, dass Snapchat bereits etwas wirklich Attraktives für die Werbewirtschaft geworden ist.
"Die Snapchat-Nutzer kommen nicht für Werbeinhalte in den Chat, sondern um mit Freunden zu kommunizieren. Also, bis die Werbung in Snapchat nicht in den Messenger selbst integriert ist, sehe ich keinen erheblichen Wert für die Marken darin" – sagt Scott Varland, der Creative Director von IPG Media Lab Agency.
Spiegel hat in der Vergangenheit auch kein glückliches Händchen bei der Personalauswahl bewiesen. Er warb mehrere Führungskräfte aus IT-Unternehmen ab, darunter auch Führungspersonal von Facebook und Instagram. Keine der neuen Mitarbeiter konnte jedoch länger als einige Monate gehalten werden. Spiegel gilt in seinem Führungsstil als kontrollfixiert und soll Mitarbeitern kaum Entwicklungsmöglichkeiten bieten.
Spiegel ist voller Bereitschaft, Snapchat weiter zu entwickeln und die moderne Kultur der Netzwerke zu verändern, in der oftmals die Verrohung der guten Sitten vorherrscht.
"Wir haben aktuell nicht die Werkzeuge, die dieses Problem lösen könnten. Ach bin erst 24 Jahre alt, und ich mache das erst seit 4 Jahren. Ich bin stolz auf mein Team und ich denke, dass wir das noch schaffen", sagte Spiegel 2015.
Börsenauftakt XXL – Wie Snapchat sich an Börse 34 Milliarden US-Dollar schnappte!
Es sind die Geschichten, die man sich gerne in den Straßen des Silicon Valley erzählt und schnell sind die Zeiten der New Economy Blase vergessen, wenn man an erfolgreiche Startups denkt. Der Unternehmenswert von Snapchat beträgt 34 Milliarden US-Dollar nach dem erfolgten Börsengang. Als neuer Start-up Milliardär wird der Chef von Snapchat, Evan Spiegel, gehandelt. Da treten Befürchtungen über eine neu entstehende Dotcom-Blase, mit überbewerteten Unternehmen gerne mal in den Hintergrund.
Die Snap Inc. wagte am 2. März 2017 den größten Börsengang eines IT-Unternehmens nach Facebook an der New Yorker Börse (NYSE). Wie das Wallstreet-Journal berichtete, erreichte man bereits zu Beginn eine Bewertung in Höhe von 34 Milliarden US-Dollar.
Snap platzierte circa 20 Prozent der Aktien an der Börse. Der Ausgabepreis pro Aktie betrug 17 US-Dollar. Weiterhin halten die Gründer des Unternehmens, Evan Spiegel und Bobby Murphy die Aktienmehrheit und die volle Kontrolle über Snapchat.
Kurz nach Beginn des Handels schnellte der Aktienwert vom Ausgabewert von 17 auf 24 US-Dollar, was einer Steigerung von 41 Prozent gleichkommt. Bei diesem Stand von 24 US-Dollar pro Aktie, erreichte man einen Unternehmenswert von 33 Milliarden US-Dollar, wie das Wall Street Journal schreibt.
Kurz vor Börsenschluss pendelte sich der Wert der Aktie gewohnt hoch zwischen 24 bis 25 US-Dollar pro Stück ein.
Vor dem Hintergrund, dass Snapchat bisher nur rote Zahlen geschrieben hat, ein großartiges Ergebnis, was auch mit Spannung erwartet wurde.
Snapchat: Ein paar Unternehmenszahlen
Snapchat stellte den Antrag auf die Emission von Aktien bereits im Februar 2017, mit einer Selbstbewertung, die bei circa 25 Milliarden US-Dollar lag. Laut des Wall Street Journal haben Investoren zu dem Zeitpunkt das Unternehmen auf circa 18 Milliarden US-Dollar geschätzt.
In den eingereichten Unterlagen wurde festgehalten, dass der Umsatz von Snapchat im Jahr 2016 404,5 Millionen US-Dollar betrug, im Vergleich zu 58,7 Millionen US-Dollar im Jahr zuvor.
Der Verlust von Snapchat wuchs auch, von 372.9 Millionen US-Dollar im Jahr 2015 auf 514.6 Millionen US-Dollar im Jahr 2016. Die Nutzerbasis von Snapchat betrug 161 Millionen tägliche Nutzer Ende 2016.
Das Vermögen der Snapchat-Gründer wird immer größer – über 10 Milliarden!
Über 10 Milliarden US-Dollar können die einstigen Startup-Jungspunde ihr eigen nennen. Sie gehörten beide schon vor dem Börsengang zu den reichsten Männern der Welt, was sich jetzt aber noch weiter auf der Rangliste nach vorne katapultiert hat. Laut Bloomberg stiegen Gründer Evan Spiegel und Bobby Murphy direkt um 150 Plätze im Top-500 der Reichsten auf die Plätze 280 und 281.
Investorenglück nach dem Börsengang
Nach dem IPO mussten in den Chefetagen so mancher Investoren wohl die Champagnerkorken geknallt haben, denn der Börsengang machte einige Investoren schnell um mehrere hundert Millionen US-Dollar reicher!
Allen voran die Venture Capital Firmen Benchmark Capital und Lightspeed Venture Partners, die auf einen Streich über 904 Millionen US-Dollar und entsprechend 613 Millionen US-Dollar mehr in der Unternehmenskasse verfügen können.
Aber auch andere Einzelpersonen sind auf einen Schlag mit Snapchat reicher geworden, was man Ihnen auch gönnen muss, den Snapchat war zwar der Hoffnungsträger, jedoch nie in der Gewinnzone. Allen voran hier der Vizepräsident der Snap Inc., Timothy Sehn, der jetzt satte 50 Millionen US-Dollar eingefahren hat, der Vorsitzende Michael Lynthon mit 22 Millionen und der technische Leiter, Imran Kahn mit 21 Millionen.
Wie Bloomberg aber nach diesem fulminanten Start bekräftigt, dass auch so ein IPO kein Garant für ein Wachstum in der Zukunft zu sehen ist. Zum Beispiel wuchs die Facebook Aktie kaum im ersten Tag des Handels weiter an und fiel dann wiederum ab um circa 30 Prozent während des ersten Jahren. Weiterhin hat sich jedoch die Facebook-Aktie vorbildlich entwickelt und wurde 260 Prozent mehr wert.
Bei Twitter stieg man mit 73 Prozent Steigerung am ersten Tag des Aktienhandels ein, der derzeitige Wert liegt bei nur 40 Prozent des anfänglichen IPO-Preises.
Experten gehen davon aus und hier allen voran die "Pivotal Research Group", dass Aktien von Snapchat innerhalb kurzer Zeit auf einen Wert von circa 10 US-Dollar fallen könnten, weil Snapchat nur Verluste macht und sich nie gegen sehr starke Konkurrenz in seinem Segment behaupten wird.
Ferrari
Ferrari's Kapitalisierung beträgt $12,7 Milliarden US-Dollar. Die von Twitter - 11,4 Milliarden. Zusammen sind das "nur" 24,1 Milliarden US-Dollar, 10 Milliarden weniger als Snapchat.
$34 Milliarden für Snapchat, obwohl nie schwarze Zahlen geschrieben wurden: Warum ist der Messenger teurer als Ferrari & Twitter zusammen
Der Börsengang von Snapchat war die Sensation des Jahres auf dem Börsenparkett! Jetzt hat die New York Times sich aufgemacht, Analysten der Szene gesprochen, um zu sehen, was es mit der Bewertung von 34 Milliarden Dollar nun auf sich hat. Kann das Unternehmen, das bis dato nur rote Zahlen geschrieben hat, dem gerecht werden?
"Snapchat ist in aller Munde – fast alle Anwendungen beim Messenger sind dabei auf Jugendliche und Millenials ausgerichtet. Aber auch Menschen im Alter von 35 Jahren kennen und nutzen Snapchat, obgleich diese Altergruppe nach Definition der Snapchat-Macher nicht mehr als jung gilt", schreibt die New York Times.
Der aktuell hohe Wert von Snapchat basiert alleine auf dem Glauben der Anleger, die im konkreten Fall das fünf bis achtfache der erwarteten Umsätze von Snapchat im Jahre 2020 ausmachen. Snapchat spielt in der gleichen Liga, wie das Facebook oder Alibaba tun, aber der Unterschied ist der, dass sowohl Facebook, als auch Alibaba, profitabel sind.
"Die Snap Inc. wirft keinen Gewinn an die Besitzer ab. Im Jahr 2016 erlitt das Unternehmen einen Verlust von 515 Millionen US-Dollar, im Jahr zuvor 373 Millionen US-Dollar. Mit jedem Jahr seit 2011 verliert Snapchat so viel Geld, dass es nie ausgeglichen werden kann, geschweige denn in absehbarer Zeit in die Gewinnzone zu fahren", so die New York Times.
"Von diesem Standpunkt aus betrachtet, macht es Sinn, Snapchat mit Twitter zu vergleichen, denn es verliert mit gleicher Konsequenz viel Geld!"
"Diese Unternehmenszahlen sind extrem hoch und in Anbetracht der Tatsache, dass das Unternehmen nur Geld verliert, konnten nur wenige Unternehmen auf dieser Basis ähnlich hohe Unternehmensbewertungen erzielen", so Brian Hamilton, Mitbegründer der Analystenfirma Sageworks.
"Lenken wir die Aufmerksamkeit, weg von Gewinnen und Einnahmen, dann sieht man, dass in Sachen Nutzerbasis, täglichen Nutzern und anderen Metriken, Snapchat solide aufgestellt ist", so die New York Times.
Ende 2016 lag die tägliche Nutzerzahl im Snapchat bei rund 161 Millionen. Die Kosten pro Nutzer betragen demnach 215 US-Dollar. Im Vergleich dazu erwarb Facebook für 1 Milliarde US-Dollar Instagram, die 30 Millionen tägliche Nutzer aufwiesen, die aber bis Januar 2017 auf 300 Millionen gesteigert werden konnten. Demzufolge waren die Kosten pro Nutzer 30 US-Dollar, konnten aber durch die massive Erhöhung der Nutzerbasis auf 3 US-Dollar reduziert werden.
Auch bei Snapchat wächst die Nutzerzahl. Nach Angaben des Snapchat Managements, stieg die Nutzerzahl um 48 Prozent, so dass es 2017 rund 234 Millionen aktive Nutzer täglich sein werden. Eine beeindruckende Steigerung.
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