WeWork – der Aufstieg und Fall eines Startups - Digital Marketing Magazin
Manchmal gibt es Startups, die bereits Investments angezogen haben und alleine deshalb für weitere Investoren interessant werden. Sie haben ein schlechtes Management, können sich dafür aber schon durch bestehende Investitionen von der Konkurrenz absetzen. WeWork ist ein sehr prominentes Beispiel.

Bei denen war das so, dass Venture Capital Geber dem Unternehmen und seinem schrillen Geschäftsführer erlaubt haben, einen Fehler nach dem anderen zu machen, in der Hoffnung, dass sich das irgendwie schon auszahlen würde – es endete mit einem Knall.

"Die Investoren jagten einer Fantasie hinterher"

2008 eröffneten Jeremy Neuner und Ryan Coonerty einen Coworking Space in Kalifornien. Sie mieteten einen geräumigen Raum, statteten ihn mit Schreibtischen, schnellem Wi-Fi und einer Kaffeemaschine aus und nannten das Unternehmen NextSpace.

NextSpace Coworking

NextSpace Coworking. Quelle: flickr / Martin Knowles / CC BY 2.0

Bald eröffneten die Gründer weitere Büros in San Francisco, Los Angeles und San Jose - und begannen mit der Suche nach Investoren.

2012 reiste Neuner nach Texas, zu einer Konferenz der Coworking-Branche, um an einer Diskussionsrunde teilzunehmen und die Aufmerksamkeit von Risikokapitalfirmen zu gewinnen.

Eine Gemeinschaft, die die Welt verändern wird

Adam Newman, der Gründer von WeWork, sprach auf der Konferenz. Er sagte, dass er "das erste physische soziale Netzwerk der Welt" schaffe und dass "es in der Firma nur um "uns" und Zusammenarbeit gehe und dass man zusammen eine Gemeinschaft aufbauen werde, die die Welt verändern wird.

Adam Newman WeWork

Adam Newman WeWork. Quelle: TechCrunch, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

WeWork war damals erst zwei Jahre alt, aber das Unternehmen hatte bereits fast 28.000 m² vermietet. Anscheinend verlor es immer noch jeden Monat Millionen von Dollar, expandierte aber weiterhin mit unglaublicher Geschwindigkeit. Newmans Versprechen an die Investoren erschienen Neuner zu optimistisch, fast lächerlich.

Scheinbar wurde alles von WeWork dominiert und die Investoren standen Schlange, obgleich man im Unternehmen in den roten Zahlen steckte – das schien aber nicht weiter von Belang zu sein.

WeWork war damals erst zwei Jahre alt, aber das Unternehmen hatte bereits fast 28.000 m² vermietet. Anscheinend verlor es immer noch jeden Monat Millionen von Dollar, expandierte aber weiterhin mit unglaublicher Geschwindigkeit.

Jeremy Neuner NextSpace Die erste Frage, die ich von Investoren hörte, war: "Wie wollen Sie mit WeWork konkurrieren? Warum sollten wir in Sie investieren und nicht in sie?" WeWork behauptete, der größte Vermieter der Welt zu sein - was könnte ich dem entgegensetzen? Den Investoren sagen, dass WeWork sie anscheinend über den Tisch zieht und sie besser auf meine kleinen Einnahmequellen achten sollten? Das will niemand hören" - Jeremy Neuner, Gründer des NextSpace-Netzwerks von Coworking Spaces.

Venture Capital Geber. Quelle: Image by mohamed Hassan from Pixabay

Wie wollen Sie mit WeWork konkurrieren?

Die erste Frage, die ich von Investoren hörte, war: "Wie wollen Sie mit WeWork konkurrieren? Warum sollten wir in Sie investieren und nicht in sie?" WeWork behauptete, der größte Vermieter der Welt zu sein - was könnte ich dem entgegensetzen? Den Investoren sagen, dass WeWork sie anscheinend über den Tisch zieht und sie besser auf meine kleinen Einnahmequellen achten sollten? Das will niemand hören

 

WeWork Strategie: um alles in der Welt günstiger sein

Nach einer Weile eröffnete WeWork einen Raum in San Francisco, direkt neben den Büros von NextSpace - die Miete war dort günstiger. Und als NextSpace ein neues, fünftes Büro in Kalifornien eröffnete, eröffnete dort eine neue WeWork-Fläche - und wieder mit günstigeren Preisen.

Ähnliches geschah mit anderen Coworking-Spaces - ein WeWork-Space eröffnete neben ihnen und lockte die Kunden mit niedrigeren Preisen ab. Manchmal versprach WeWork den Mietern einen Bonus, wenn sie einen Vertrag mit einem anderen Coworking kündigten, und manchmal fand WeWork eine Liste von Kunden auf der Website eines konkurrierenden Coworkings und schrieb sie mit einem Angebot für kostenlose Miete für drei Monate an.

Rebecca Pan Covo "Niemand konnte bei diesen Preisen einen Gewinn erzielen. Aber sie haben immer wieder die Preise gesenkt, um billiger zu bleiben als alle anderen. Es war, als hätten sie unendlich viel Geld auf ihrem Konto. Und niemand konnte mit ihnen konkurrieren." - Rebecca Pan, Gründerin des Covo Coworking Space.

Bis Ende 2014 hatten Risikokapitalgeber mehr als 500 Millionen Dollar in WeWork investiert. Obwohl das Unternehmen nun 6 Millionen Dollar pro Monat Verlust machte, wuchs es schneller denn je.

Geld einsacken. Quelle: Pressmaster von Pexels

Ich gebe dem Adam Geld - er wird schon irgendwie klar kommen

In der Zwischenzeit war Bruce Dunlevy, ein Investor bei eBay, Twitter und Instagram, in den Aufsichtsrat von WeWork eingetreten.

In einem Gespräch mit dem Kollegen gab Dunlevy zu, dass er sich nicht sicher war, wie WeWork anfangen würde, Gewinn ezu machen, aber er beschloss dennoch "dem Adam Newman Geld zu geben - er wird schon irgendwie klar kommen".

"Benchmark", Dunleavy's Firma, hat schließlich 17 Millionen US-Dollar in WeWork investiert.

Die Investoren sagten dem NextSpace-Gründer, dass sie ihre Zeit nicht mit kleinen Investitionen in sein Unternehmen verschwenden wollten.

Das erschien Neuner als Unsinn: Seine Firma war stabil, aber die Investoren jagten einer Fantasie hinterher. In sechs Jahren eröffnete Neuner neun NextSpace Coworking-Spaces, brannte aber aus, und 2014 begannen die Büros des Unternehmens eines nach dem anderen zu schließen.

"Alles, was wir brauchten, waren 5 Millionen Dollar pro Jahr, und wir würden Geld für alle verdienen. Genug Geld, um bequem zu leben, ein Haus zu kaufen und die Ausbildung der Kinder zu bezahlen. Aber niemand wollte ein fixes Einkommen, alle wollten mehr."

Ehemals verantwortungsbewusste Investoren, jetzt gierige Geldgeber

In den Anfängen des Risikokapitals betrachteten die Investoren ihren Beruf als Berufung. Ihre Aufgabe war es, Innovationen zu fördern, interessante Ideen zu finden, sie zu finanzieren und aufstrebende und ambitionierte Unternehmer zu beraten.

Zum Beispiel waren Tom Perkins und seine Firma Kleiner Perkins die ersten Investoren in Genentech, das bei der Entwicklung von synthetischem Insulin half.

Der Investor Tom Perkins

Der Investor Tom Perkins. Quelle: vc.ru

Perkins forderte nicht nur einen Sitz im Verwaltungsrat, sondern verbrachte auch einen Tag pro Woche im Büro von Genentech, wo er Spesenabrechnungen prüfte und unerfahrenen Managern auf die Finger schaute. In den folgenden Jahren half Kleiner Perkins, Amazon, Google, Sun Microsystems und Compaq beim Aufbau ihres Business.

Nun hat sich die Risikokapitalbranche aber nicht nur erheblich weiterentwickelt, sondern ist auch gieriger und zynischer geworden. Während Investoren sich oft als Jäger neuer Geschäftsideen sehen, neigen sie dazu, denselben Trends hinterherzujagen wie alle anderen im Silicon Valley. Sie wollen nicht mehr mithelfen, das Unternehmen zu führen.

Steve Blank "Ich habe gesehen, wie sich die Branche in einen gierigen Mob verwandelt hat. Die Investoren von heute sind an nichts anderem interessiert, als ihre eigenen Gewinne zu optimieren und der Herde hinterherzulaufen. Sie geben also Milliarden von Dollar aus, die sie in Innovationen hätten investieren können, die den Menschen helfen." - Steve Blank, Unternehmer und Dozent an der Stanford's School of Engineering.

Risikokapitalgeber. Gier und Zynismus. Quelle: mohamed Hassan from Pixabay

Risikokapitalbranche: Gier und Zynismus

Nun hat sich die Risikokapitalbranche aber nicht nur erheblich weiterentwickelt, sondern ist auch gieriger und zynischer geworden. Während Investoren sich oft als Jäger neuer Geschäftsideen sehen, neigen sie dazu, denselben Trends hinterherzujagen wie alle anderen im Silicon Valley. Sie wollen nicht mehr mithelfen, das Unternehmen zu führen.

 

Ein paar Beispiele

Kritiker der Branche argumentieren, dass Investoren riesige Geldsummen in fragwürdige Startups fließen lassen. Hier einige Beispiele dazu:

  • Theranos, das 700 Millionen Dollar einnahm, entpuppte sich als Betrugsmasche
  • Juicero, ein Entsafter mit Wi-Fi - über 100 Millionen Dollar wurden in das Projekt investiert, aber die Firma wurde nach vier Jahren geschlossen. Das passierte, nachdem Kunden Videos veröffentlicht haben, die beim Entsaften mit bloßen Händen das gleiche Ergebnis zeigen, wie bei dem 400 Dollar teuerem Entsafter
  • Die Geschichte von Wag! - vor zwei Jahren wollte ein Uber-ähnliches Unternehmen für das Gassi gehen mit Hunden 75 Mio. Dollar an Investitionen anlocken, aber die Investoren sagten, dass sie das Unternehmen nur unterstützen würden, wenn es sich bereit erklärt, 300 Mio. Dollar zu akzeptieren. Wag! plante, dieses Geld für den Eintritt in den internationalen Markt zu verwenden, aber ein schlechtes Management ließ das Geschäft nicht entstehen

 

Das Aktuelle Modell des Kapitalismus

Im traditionellen Modell des Kapitalismus kann sich das effizienteste und geeignetste Unternehmen durchsetzen. Im aktuellen Modell ist das erfolgreichste Unternehmen dasjenige, in das die meisten Investitionen getätigt werden.

Der Professor der University of California, Martin Kenney, argumentiert, dass solche Startups wirtschaftliche Werte zerstören, d.h. Wettbewerb, und nutzlose neue Produkte für die Gesellschaft schaffen.

Allerdings haben Investoren oft keine andere Wahl, als viel Geld in das Unternehmen zu investieren. Damit ein Startup ein "Einhorn" wird, muss es seine Konkurrenten weit hinter sich lassen.

Martin Kenney

Martin Kenney, Professor der University of California

 

Jeff Housenbold "Innerhalb eines Jahres nach der Gründung von Uber sind bereits dreihundert Kopien von Uber entstanden. Die einzige Möglichkeit, das Unternehmen zu schützen, ist ein schnelles Wachstum mit einer Investition von Hunderten von Millionen Dollar." - Jeff Housenbold, Geschäftsführender Gesellschafter bei SoftBank.

Wo einst Investoren wie Tom Perkins stolz auf die Einbindung der Unternehmen waren, fördern die heutigen Risikokapitalgeber zunehmend die freie Exzentrik der Unternehmer.

Ein Paradebeispiel ist Masayoshi Son von SoftBank, der nach einem 20-minütigen Gespräch 4,4 Milliarden Dollar für WeWork zugesagt hat.

Incognito "Masayoshi bläst diese jungen Unternehmen absichtlich auf. Er tritt an den Unternehmer heran und sagt: "Nehmen Sie jetzt eine Milliarde Dollar von mir oder ich gebe sie Ihrem Konkurrenten und Sie verlieren das Geschäft." Risikokapitalinvestitionen sind zu einer Lotterie geworden. Masayoshi ist vielleicht kein Denker, aber er hat eine starke Seite - er kauft mehr Lottoscheine als alle anderen." - Ehemaliger Top-Manager von SoftBank.

Kapitalismus Zweinull. Quelle: Tima Miroshnichenko von Pexels

EIne Milliarde Dollar oder Geschäftsverlust

"... Nehmen Sie jetzt eine Milliarde Dollar von mir oder ich gebe sie Ihrem Konkurrenten und Sie verlieren das Geschäft." "... Risikokapitalinvestitionen sind zu einer Lotterie geworden. Masayoshi ist vielleicht kein Denker, aber er hat eine starke Seite - er kauft mehr Lottoscheine als alle anderen."

 

"Solange der Wert des Unternehmens steigt, ist es das Beste, Newman nicht zu verärgern."

2014 erhielt WeWork-Gründer Adam Newman so viele Angebote von Investoren, dass er ein Ultimatum stellte: Er würde nur mit jenen zusammenarbeiten, die ihm eine Mehrheit im Vorstand des Unternehmens zugestehen würden.

Bruce Dunleavy, der "Benchmark"-Investor und Vorstandsmitglied, der Newmans Mentor wurde, hielt eine solche unbegrenzte Macht für eine schlechte Idee und beschloss, ihm eine solche Forderung auszureden.

Niemand aus dem WeWork-Vorstand hatjedoch Dunleavy dabei unterstützt. Dann blieb ihm nichts anderes übrig, als entweder aus dem Vorstand auszutreten oder seinen Unmut öffentlich zu äußern. Dunleavy stimmte schließlich zu, Newman eine Mehrheit zu geben und genehmigte auch eine zusätzliche Investition von mehreren hundert Millionen Dollar.

"Wegzugehen wäre die dümmste Entscheidung überhaupt gewesen. Benchmark investierte in WeWork, als das Unternehmen 80 Millionen Dollar wert war, und jetzt, wo es 15 Milliarden Dollar wert ist - einfach weggehen? Oder schlimmer noch, anfangen sich zu beschweren? Sie könnten den Prinzipien folgen und aus dem Vorstand zurücktreten. Oder Sie können dagegen stimmen und aus dem Geschäft sein, aber das wird nichts ändern. Das ist nicht die Welt, in der wir leben." - Dunleavys Kollege bei Benchmark

 

Nicht die Welt in der wir leben. Quelle: Tima Miroshnichenko von Pexels

Nicht die Welt, in der wir leben

"Wegzugehen wäre die dümmste Entscheidung überhaupt gewesen. Benchmark investierte in WeWork, als das Unternehmen 80 Millionen Dollar wert war, und jetzt, wo es 15 Milliarden Dollar wert ist - einfach weggehen? Oder schlimmer noch, anfangen sich zu beschweren? Sie könnten den Prinzipien folgen und aus dem Vorstand zurücktreten. Oder Sie können dagegen stimmen und aus dem Geschäft sein, aber das wird nichts ändern. Das ist nicht die Welt, in der wir leben."

 

Die Macher von WeWork verprassen Firmenkapital

Es gab Probleme innerhalb von WeWork, die sowohl Dunleavy als auch andere Vorstandsmitglieder alarmiert haben sollten. Vorwürfe des Sexismus, Gerüchte über Drogenkonsum und verrückte Büropartys waren nur die Spitze des Eisbergs.

Lesenswert: “Powa” – wie man 200 Millionen in 2 Jahren verpulvert... not very british

Der Vorstand genehmigte Newmans Entscheidung, 13 Millionen Dollar aus dem WeWork-Fonds zu nehmen und in ein Unternehmen zu investieren, das künstliche Wellenbecken herstellt. Der Vorstand ermöglichte Newman auch den Kauf eines 60-Millionen-Dollar-Firmenjets, den er und seine Familie nutzten, um zu Surf-Resorts zu fliegen.

Ein ehemaliger leitender Angestellter von WeWork sagte, dass im Jahr 2018 ihre Aufgabe hauptsächlich darin bestand, sicherzustellen, dass Adam nichts eklatant Illegales tut. Der Vorstand wusste, dass Newman der Schlüssel für neue Investitionen war, und während der Wert des Unternehmens stieg, war es das Beste, ihn nicht zu verärgern.

Als jedoch Nachrichten über bizarre Vorfälle bei WeWork immer häufiger in den Medien auftauchten, hörten mehr und mehr Vorstandsmitglieder auf, Newman öffentlich zu verteidigen.

Als das Wall Street Journal Anfang 2019 einen Artikel darüber veröffentlichte, dass Newman persönlich Immobilien kaufte und sie an WeWork vermietete, drängten Top-Manager die Direktoren, sich für Newman einzusetzen. Sie weigerten sich.

Incognito "Sie haben sich geschämt. Es gab einen offensichtlichen Widerspruch zwischen der Unterstützung des Qualitätsmanagements und der direkten Aussage: "Du weißt, dass es mir egal ist, weil sich meine Investition jeden Tag auszahlt. Es spielt keine Rolle, was Adam macht, solange ich die Möglichkeit habe, mein Geld jederzeit abzuheben." - so ein WeWork Manager

Viele Investoren dachten, sie könnten schweigen, bis WeWork an die Börse geht. Sobald der Börsengang genehmigt ist, werden Aktionäre und Beamte der Securities and Exchange Commission (US-Börsenaufsichtsbehörde) Newman zügeln. In der Zwischenzeit werden die Vorstandsmitglieder Aktien verkaufen, ihre Hunderte von Millionen Dollar bekommen und das Unternehmen vergessen.

Die Vorbereitungen für den Börsengang begannen im Sommer 2019. Das Unternehmen verfügte über 528 Coworking Spaces in 29 Ländern. WeWork erhielt insgesamt 12,8 Milliarden Dollar an Investitionen, machte aber Verlust von 219.000 Dollar pro Stunde.

Banker würden kommen

Banker würden kommen... Quelle: Clker-Free-Vector-Imagesfrom Pixabay

Der Vorstand ist in der Regel stark in die Vorbereitung des Börsengangs eines Unternehmens eingebunden. Aber nicht bei WeWork. Eine dem Vorstand nahestehende Person erzählte The New Yorker: Sie dachten, Banker würden kommen, führen und den Prozess straffen, aber es stellte sich heraus, dass sie nur Geld sahen, also erzählten sie Newman, was immer er hören wollte.

Die Unternehmensbewertung und der Börsengang

Vertreter von Morgan Stanley sagten dem Unternehmer: Ihrer Meinung nach könnte WeWork mit einer Bewertung von 104 Milliarden Dollar an die Börse gehen. Banker von Goldman Sachs bewerteten das Unternehmen bescheidener, mit 96 Milliarden Dollar, verglichen Newman in ihrer Präsentation aber mit Mutter Teresa und Steve Jobs.

Geldgier

Geldgier. Quelle: kirillslov from Pixabay

Der Börsengang basiert auf einem vom Vorstand genehmigten Formular S-1, einem Dokument mit den Finanzdaten des Unternehmens für die Securities and Exchange Commission und die Öffentlichkeit. Newman fügte dem S-1 für WeWork mehrere Punkte hinzu:

  1. Nach dem Börsengang wird Newman die eindeutige Befugnis haben, jeden Direktor oder Mitarbeiter zu feuern oder dessen Entscheidung zu ignorieren.
  2. Zusätzliche Aktien im Wert von bis zu 1,8 Milliarden Dollar.
  3. Im Falle von Newmans dauerhafter Arbeitsunfähigkeit oder Tod darf seine Frau einen Nachfolger als CEO genehmigen.
  4. In einem Punkt bat seine Frau darum, eine Klausel hinzuzufügen, die das Unternehmen zur Rettung von Säugetieren und Ozeanen verpflichtet, ließ diese Idee aber später fallen.

Im Sommer 2019 genehmigten der Vorstand und die Versicherungsausschüsse von JPMorgan Chase, Goldman Sachs, Bank of America, Citigroup und Barclays das S-1-Formular. Es wurde von Hunderten von Anwälten, Buchhaltern, Kommunikationsprofis und anderen WeWork-Beratern gelobt.

Incognito "Wir haben uns für Ignoranz und Gier entschieden, anstatt uns einzugestehen, dass dies völliger Irrsinn ist. Und wissen Sie was? Hätte es funktioniert und wir damit reich geworden wären, würde jeder in der IT und an der Wall Street sagen, dass Adam ein Genie und WeWork ein Beispiel dafür ist, wie der Kapitalismus in Amerika funktionieren sollte." - ehemaliger Top-Manager von WeWork.

 

Dollarzeichen in den Augen. Quelle: 🎄Merry Christmas 🎄 from Pixabay

Wir haben uns für Ignoranz und Gier entschieden

Im Sommer 2019 genehmigten der Vorstand und die Versicherungsausschüsse von JPMorgan Chase, Goldman Sachs, Bank of America, Citigroup und Barclays das S-1-Formular. Es wurde von Hunderten von Anwälten, Buchhaltern, Kommunikationsprofis und anderen WeWork-Beratern gelobt.

 

Warum aktuelle Investment-Deals eher wie Kartell-Deals aussehen

Wenn ein Risikokapitalgeber in den Vorstand eines Unternehmens bestellt wird, übernimmt er die rechtliche Verpflichtung, die Interessen aller Aktionäre gleichermaßen zu schützen. Es ist ihm gesetzlich nicht erlaubt, sich nur um seinen eigenen Gewinn zu kümmern.

Wenn in einem börsennotierten Unternehmen etwas Schlimmes passiert: Datenleck, Umweltverschmutzung durch Abfallentsorgung, #metoo etc., klagen Dutzende von Anwälten im Namen von Minderheitsaktionären. Sie behaupten, dass der Vorstand von dem Problem wusste oder hätte wissen müssen und absichtlich ein Auge zugedrückt hat.

Bei nicht börsennotierten Unternehmen, deren Vorstände typischerweise aus dem Gründer und Risikokapitalgebern bestehen, sind solche Klagen jedoch weitaus seltener.

Da die meisten großen Investitionsgeschäfte heute von wenigen großen Firmen getätigt werden, herrscht in der Branche eine Kartell-Atmosphäre. Deshalb schweigen die Investoren, wenn sie mit inakzeptablem Verhalten konfrontiert werden.

Steve Kraus "Wenn man in einem Vorstand sitzt, der einen verrückten Unternehmer ermächtigt hat, ignoriert man entweder schlechtes Management, oder wenn etwas nicht ganz Legales passiert ist, wie bei Uber - es gibt keine Konsequenzen, wenn es eine gute Rendite gibt. Gewinner bleiben in Erinnerung, nicht Verlierer. In einem Jahrzehnt wird sich niemand mehr daran erinnern, was bei WeWork passiert ist. Nur diejenigen, die Geld für das Unternehmen verdient haben, werden in Erinnerung bleiben." - Steve Krauss, Bessemer Venture Partner

Während viele Unternehmer aus dem Silicon Valley - von Mark Zuckerberg bis Travis Kalanick in der Öffentlichkeit zu den Bösewichten geworden sind, sind die Investoren, die ihnen Geld und Macht gegeben haben, einer Verurteilung entgangen.

Tausende von Artikeln wurden über WeWork geschrieben, aber kein einziges Vorstandsmitglied hat offen über seine Erfahrungen mit dem Unternehmen gesprochen. Keiner hat erklärt, warum niemand versucht hat, Newmans Macht einzuschränken oder ihn zu beeinflussen, und keiner hat sich gemeldet, um seine Kollegen zu kritisieren.

Reaktion auf Form S-1: Investoren hinterfragen WeWork, Newman reicht Kündigung ein

Am 14. August 2019 wurde das S-1-Formular für WeWork öffentlich zugänglich. Das 350-seitige Dokument wurde mit einer "Energy WE"-Widmung eröffnet, und auf der letzten Seite war ein Foto eines Regenwaldes zu sehen.

Aktienanalysten, Journalisten und Investoren waren von dem Dokument jedoch nicht beeindruckt. Der Harvard Business School-Professorin Nori Gerardo Lietz schrieb, dass das Formular nur die prognostizierten Verluste widerspiegelt. Es gab weder eine angemessene Unternehmensführung noch die notwendigen Finanzdaten.

Was das Papier jedoch deutlich zeige war, dass die Marktdominanz von WeWork nicht auf ein hervorragendes Management oder ein überlegenes Produkt zurückzuführen sei. Das Unternehmen übertraf seine Konkurrenten lediglich deshalb, weil es Zugang zu praktisch unbegrenzten Mitteln hatte, von denen es einen Großteil leichtsinnig verprasst hatte.

Die Investoren gaben zu, dass S-1 in ihnen kein Vertrauen erweckte. Das Unternehmen änderte den Wortlaut des Dokuments und versprach, die Macht von Newman zu reduzieren und den Preis zu senken, den die Investoren zu zahlen hätten. Aber auch das konnte die Bedenken nicht zerstreuen.

Es wird eng für den CEO von WeWork

Nachdem der Artikel des Wall Street Journals über Newmans verrückte Eskapaden herauskam, organisierte der Vorstand eine Dringlichkeitssitzung und verschob den Börsengang.

Schließlich wandten sich ein Dutzend Banker und Top-Manager von WeWork an den Vorstand und forderten ihn auf, anzuerkennen, dass Newman zu einem negativen Faktor geworden war. Der Börsengang musste abgesagt werden - das Unternehmen konnte nicht an die Börse gehen, solange Newman CEO blieb.

Als die Risikokapitalgeber erkannten, dass ihre Gewinne in Gefahr waren, traten sie in Aktion. Dunleavy warnte Newman, dass er der Firma großen Schaden zugefügt habe und sollte er nicht als CEO zurücktreten, geht er in Konkurs.

Ein paar Tage später kündigte Newman. Zwei Top-Führungskräfte von WeWork wurden zu Interims-CEOs ernannt. Sie feuerten bald Dutzende von Newmans Vertrauten. Insgesamt verloren mehr als 2.400 Mitarbeiter, von mittleren Buchhaltern bis zu Hilfskräften, ihren Arbeitsplatz.

Incognito "Der Vorstand erlaubte Adam, Mitarbeiter zu terrorisieren und Milliarden von Dollar zu verschwenden, es war ihnen egal. Aber sobald er zwischen sie und ihrem persönlichen Profit kam, haben sie ihn zerstört." - Ehemaliger Top-Manager von WeWork

Geld in den Koffer. Quelle: Tima Miroshnichenko von Pexels

Das Unternehmen unterbreitet einen Deal dem SoftBank Chef Masayoshi Son

Der Vorstand hätte die strikte Kontrolle über das Unternehmen übernehmen und die schwierige Arbeit des Wiederaufbaus beginnen können. Stattdessen bot es dem SoftBank-Chef Masayoshi Son einen Deal an.

Im Wesentlichen stimmten die Direktoren zu, das Unternehmen an Son zu übergeben, wenn er mit 3 Milliarden Dollar einsteigt, um die Anteile von Newman und anderen Investoren aufzukaufen. Benchmark würde etwa 300 Millionen Dollar erhalten, Newman etwa 725 Millionen Dollar. Das Angebot wurde einstimmig angenommen.

Ein solcher Deal passte allen, außer den WeWork-Mitarbeitern und anderen Minderheitsinvestoren. Mehr als 90 % der Mitarbeiter des Unternehmens, die Aktien oder Optionen hielten, gingen leer aus.

Die Pandemie beschleunigte das Versagen von WeWork

Als sich das Coronavirus weltweit ausbreitete, erwiesen sich die WeWork-Prinzipien - geschlossene Schreibtische, gemeinsame Konferenzräume, Happy Hours im Büro etc. - als unhaltbar.

Während fast alle Büros weiterhin in Betrieb sind, sind die Kunden nur noch selten anzutreffen. Seit Anfang 2020 hat das Unternehmen mehrere tausend weitere Mitarbeiter entlassen.

Im April 2020 erklärten Masayoshi Son und die SoftBank, dass sie WeWork weiterführen würden, aber keine 3 Milliarden Dollar an Newman und andere Investoren zahlen würden. Daraufhin reichte ein Sonderausschuss des WeWork-Vorstands unter der Leitung von Dunleavy eine Klage gegen SoftBank ein. Adam Newman hat auch eine Klage eingereicht.

WeWork hat gesagt, dass es plant, bis 2021 die Profitabilität zu erreichen, die Analysten glauben auch, dass das Unternehmen auf lange Sicht erfolgreich sein kann. Der gleiche Faktor, der zu seinem schnellen Wachstum geführt hat - die gigantische Größe seiner Investitionen - wird ihm dabei helfen.

Jahrzehntelang haben Risikokapitalgeber erfolgreich die Rolle von vernünftigen Meritokraten gespielt, die Geld an diejenigen geben, die das meiste daraus machen können.

Aber jetzt repräsentieren sie den Zynismus des modernen Kapitalismus, der zwielichtige Mittelsmänner und aufgeblasene Scharlatane ermutigt, anstatt hart arbeitende Angestellte und kreative Unternehmer.

Jeremy Neuner NextSpace "Man kann Adam Newman nicht dafür verurteilen, dass er so ist, wie er ist. Es war jedem klar, dass er etwas verkaufte, das zu schön war, um wahr zu sein. Aber man kann den Risikokapitalgebern die Schuld geben. Wenn man sich in der Startup-Branche befindet, trifft man so viele tolle Unternehmer mit großartigen Ideen. Und dann sieht man zu, wie Investoren ihnen zu viel Geld geben, sie zu fragwürdigen Entscheidungen drängen und das Unternehmen zwingen, so schnell wie möglich zu wachsen. Das Unternehmen geht in Konkurs. Aber egal, was passiert, die Investoren profitieren davon." - Jeremy Neuner, Gründer des NextSpace Coworking Spaces

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