Airbnb erobert die Welt
Im Jahr 2007 konnten der Designer Brian Chesky und Joe Gebbia sich nicht mehr die Miete für ihre Wohnung in San Francisco leisten. Um über die Runden zu kommen, beschlossen sie, ihren Dachboden in eine Wohnunterkunft zu verwandeln. Wie aber bietet man eine solche Unterkunft an? Der unternehmerische Instinkt war geweckt, also baute man eine eigene Website. Die Idee zu Airbnb war geboren.

Airbnb. Der Anfang

In San Francisco war zu der Zeit eine Designkonferenz und die Unterkünfte in der Stadt entsprechend ausgebucht. Da kam die einfache Website, mit Bildern der Unterkunft gerade richtig. Am Anfang gab es nur drei Luftmatratzen und ein Frühstück inklusive. Die Site bekam so ihre ersten drei Mieter, die sich für je 80 US-Dollar eingemietet hatten.

Airbnb Matratze

Airbnb Matratze. Bildquelle: flickr / jessamyn west / CC BY 2.0

 

Nach diesem Wochenende kamen aus aller Welt E-Mails mit Anfragen für Unterkünfte in verschiedenen Ländern, sprich die Leute wollten wissen, ob wir auch Unterkünfte in Buenos Aires, London oder beispielsweise Japan anbieten würden. Gebbia erklärt:

"An diesem Punkt haben wir begonnen über eine internationale Version einer Website nachzudenken. In einem längeren Brainstorming haben wir damals unsere Ideen versucht in die richtige Richtung zu lenken. Auch konnten wir unsere Erkenntnisse auf keinerlei andere Vergleichsangebote beziehen.

Wir waren an einem Punkt angelangt, an dem wir sehr professionell die Herausforderungen anpacken wollten. Zu dem damaligen Zeitpunkt konnten wir überhaupt noch gar nicht einschätzen, wie groß der Arbeitsaufwand werden würde."

Airbnb Gründer

Airbnb Gründer Brian Chesky, Joe Gebbia and Nathan Blecharczyk. Quelle: geektimes.ru

 

"Zu dem damaligen Zeitpunkt konnten wir überhaupt noch gar nicht einschätzen, wie groß der Arbeitsaufwand werden würde" - Joe Gebbia

Im folgenden Frühjahr meldete sich ein ehemaliger Mitbewohner und Ingenieur Nathan Blecharczyk, um bei dem damaligen Projekt, was sich noch Airbed & Breakfast nannte, behilflich zu sein.

Sie planten den Start des Projektes um die Democratic National Convention, (der Parteitag der Demokratischen Partei in den USA, der alle vier Jahren stattfindet), um diese Phase einer erhöhten Nachfrage nach Wohnraum für sich zu nutzen.

Airbnb – 7 Jahre später

Macht man einen Zeitsprung um sieben Jahre, dann war das Geschäftsjahr 2014 für Airbnb mit Traumergebnissen versehen: 10 Millionen Gäste, die aus über 550.000 registrierten Immobilien auswählen konnten.

Auch die Investoren, die sich mit rund 776 Millionen US-Dollar in insgesamt 7 Finanzierungsrunden am Unternehmen beteiligt haben, spricht für sich. Unter ihnen: Y Combinator, Sequoia Capital, Keith Rabois, Andreessen Horowitz, Ashton Kutcher, Founders Fund und TPG Growth.

Aus den einstigen Luftmatratzen auf dem Boden, ist eines der erfolgreichsten Startups weltweit geworden.

Wie an Startkapital kommen?

Im Sommer 2008 musste dringend für Geld gesorgt werden. In so einem frühen Stadium an Investoren zu kommen, erschien ein aussichtsloses Unterfangen. Man hatte die Vorstellung mit einer lustigen Idee an Kapital zu kommen.

So kaufte man eine Tonne Getreide, aus der man Frühstücksflocken herstellen ließ. Diese Frühstücksflocken verpackte man in Kartons auf denen Präsidentschaftskandidaten abgebildet waren. Die jeweils 500 Kartons von jeder Sorte wurden zu je 40 Dollar auf Wahlkampfveranstaltungen verkauft. Das brachte insgesamt 30.000 US-Dollar, die in das Start-Up investiert wurden.

Dennoch kam nicht viel Schwung in die Sache und das Müsli-Geld wurde schnell verbrannt. Viele hatten Zweifel an der Idee, so, wie zum Beispiel Paul Graham, eine bekannte Persönlichkeit in der IT-Welt.

Paul Graham Paul Graham: "Ich fand die Idee verrückt. Werden Menschen das wirklich tun, sich in andere Wohnungen einzumieten? Ich würde das nie tun."

Im Winter 2009 kam dann aber doch eine Investition vom Kapitalgeber Y Combinator in Höhe von 20.000 US-Dollar ins Unternehmen. Das Geschäft wurde in Airbnb umbenannt und es folgten weitere Investments von 600.000 US-Dollar von Sequoia Capital und Y Ventures.

Nicht jeder war gleich so beeindruckt vom Geschäftsmodell Airbnb. Einige potenzielle Kapitalgeber, die zu einem frühen Zeitpunkt nicht an Airbnb glauben wollten, mögen ihre damalige Absage sicher bereuen. Ebenso dürfte es auch Fred Wilson von Union Square Ventures ergangen sein, der nicht an das damalige Startup glauben wollte. Noch heute erinnert ihn eine Schachtel mit Obama-Müsli den gleichen Fehler von damals nicht noch einmal zu machen.

Fred Wilson, Union Square Ventures Fred Wilson: "Immer, wenn mir jemand sagt, dass er nicht weiß, wie man an 25.000 US-Dollar Startkapital kommen kann, um ein Unternehmen zu gründen, dann stehe ich auf und nehme die Packung in die Hand. Ich kann die Geschichte gar nicht oft genug erzählen."

"Nur" ein Designer-Startup?

Aber es war nicht nur das Airbnb-Geschäftsmodell, das Sorgen bereitete. Beide Gründer, Gebbia und Chesky, waren Absolventen der Rhode Island School of Design, also beide Designer. Auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten für Ihr Start-Up war das ein Problem für potenzielle Investoren, die nicht wussten, was mit zwei Designern zu machen ist und was sie mit ihrem Start-Up anrichten können. Den beiden schloss sich Nathan Blecharczyk an, der einen soliden technischen Hintergrund hatte.

Chesky erklärt, dass es für viele im Silicon Valley schwer war, das Potenzial des Unternehmens zu erkennen. „Sie dachten, wir wollen nur die Dinge schön reden". Und doch war es höchstwahrscheinlich der Design-Hintergrund, der Airbnb half, häufig so innovative und unerwartete Lösungen zu finden, wie die limitierte Auflage der Müsli-Kampagne, bei den sehr realen Problemen, die vor jedem Start-up im Frühstadium stehen. Es ist diese Fähigkeit, die Wachstumsstrategie von Airbnb so innovativ zu gestalten.

Airbnb Wand

Airbnb Wand. Bildquelle: flickr / Fumi Yamazaki / CC BY 2.0

 

Airbnb Craigslist Growth Hack

Es ist unklar, wann genau Airbnb seinen bekanntesten Growth Hack ins Spiel gebracht hat, aber es gibt Hinweise, dass das über die Craigslist-Plattform bereits 2010 erfolgte.

Bei Airbnb wusste man, obwohl man hart am Projekt arbeitete, sowohl durch Marktforschung, als auch aus eigener Erfahrung, dass Craigslist das hatte, was sie nicht hatten – eine massive Userbasis. Craigslist war der Ort, an dem User sich über mehr als gewöhnliche Hotelerfahrungen ausgetauscht hatten - das war also genau die Zielgruppe von Airbnb und hier wurde gezielt angesetzt.

Airbnb bot seinen Usern eine Möglichkeit, auf eigener Plattform veröffentlichte Immobilien auch auf Craigslist zu veröffentlichen – obwohl das von Craigslist nicht gestattet war. Hört sich einfach an, war jedoch technisch sehr umständlich zu realisieren.

Andrew Chen Autor und Unternehmer Andrew Chen erklärt: Craigslist speicherte gelistete Informationen in einer eindeutigen URL und nicht in einem Cookie etc. Airbnb hat einen Bot geschaffen, um auf diese Informationen zu crawlen und angereichert mit den Airbnb-Infos auf Craigslist zu platzieren, wie man an diesem Screenshot sehen kann.

Airbnb Craigslist E-Mail

Airbnb Craigslist E-Mail. Quelle: https://growthhackers.com/growth-studies/airbnb

 

Aber das war nur den Anfang. Das Bot verfügte über die Möglichkeit verschiedene Formulare auszufüllen und sie zu crawlen. Die einfachste war die allgemeine Kategorie bei den Einträgen in Craigslist. Bei der Angabe von Regionen, erwies sich das schon als schwieriger, da gibt es mehrere von Einstellungen, eine spezifischer als die andere. Das Ganze wurde mit einem Link zum Airbnb Angebot ergänzt. Es musste auch sichergestellt werden, dass das entstandene Angebot vom Umfang her unter Craigslist Standard-Tarif passt.

Chen erklärt: "Diese Art der Integration ist nicht trivial. Ich wäre nicht überrascht, wenn hier schon mit ein wenig Präzision, eine Menge bewirkt werden könnte. Ein traditioneller Vermarkter, der sein bewährtes Marketing umsetzt, könnte diese Dinge nicht verstehen. Das sind Dinge, die von einem Programmierer sehr viel besser umgesetzt werden können."

Die Vorteile der Airbnb / Craigslist Integration waren zahlreich. Es war nicht nur Traffic und die schiere Menge an potenziellen, über Craigslist zugänglichen Nutzern, aber auch die Tatsache, dass Airbnb Inserate weit überlegener, angereichert mit anderen Eigenschaften, persönlicher, mit besseren Beschreibungen und schöneres Fotos gemacht waren. Sie waren attraktiver für Craigslist Nutzer, die nach Ferienimmobilien gesucht haben. Sobald diese Craigslist Benutzer den Unterschied bemerkt hatten, waren sie bereit in Zukunft Craigslist zu ignorieren und über Airbnb zu buchen.

Craigslist Wilderei

Während die Vorgehensweise von Airbnb bei Craigslist schon den dringend benötigten Traffic gebracht hatte, suchte man nach weiteren Maßnahmen, um Airbnb nach vorne zu bringen.

Dave Gooden Dave Gooden, der im Bereich Ferienimmobilien gearbeitet hatte, beobachtete schon im Jahre 2009 das erstaunliche Wachstum von Airbnb. Hierzu erklärt er:

"Wenn ein Konkurrenzunternehmen auf den Markt kommt, weckt das natürlich mein Interesse. Bei Airbnb war das auch so. Doch versuchte ich die Gründe für das unglaubliche Wachstum von Airbnb finden und stellte ich bei der Analyse folgendes fest: keine tollen SEO-Ergebnisse, keine Anhängerscharen auf den sozialen Netzwerken, Twitter, Facebook.

Ich sah überall nach, aber ich konnte keine rationalen oder irrationalen Gründe für diese Art von Wachstum zu finden. Alle diese Airbnb Benutzer können nicht von Tech-Blogs kommen, oder? Mundpropaganda? Ich habe nicht so gedacht. Nach ein oder zwei Tagen Überlegungen kam es mir – die Jungs sind Black Hats, die arbeiten eigentlich nicht ganz sauber!"

Die Jungs sind Black Hats!

Goodens Vermutungen gingen in eine Richtung und die war Craigslist. Um seine Theorie zu bestätigen, setzte er eine "Mäusefalle" auf. Er schaltete eine Reihe von Anzeigen unterschiedlicher Mietobjekte, die er auf Craigslist im Modus "anonyme E-Mail, also keine Angabe von E-Mail" veröffentlichte, mit einer deutlichen Angabe, dass er von den anderen Anbietern nicht kontaktiert werden will. Innerhalb von nur ein paar Stunden, erhielt er die E-Mail "einer jungen Dame", die ihm Airbnb empfahl. Der Verdacht, dass es sich bei Airbnb um eine Spamstrategie über Craigslist handelte, begann sich zu erhärten.

 

Gooden behauptet, dass diese E-Mail allein zu 99% der Beweis war, um seine Airbnb / Craigslist Spam-Theorie zu unterstützen. Allerdings wollte er sicher sein, dass die E-Mail nicht einfach von einem engagierten Airbnb Benutzer kam, so entschied er sich, ein bisschen tiefer zu graben.

Gooden: eine Black Hat- und Spam-Kampagne

Im Laufe der nächsten Wochen baute Gooden eine Website und stellte eine eigene Werbekampagne so ein, dass Immobilienbesitzer ca. 1000 Immobilienobjekte auf seiner neu erstellten Website veröffentlicht haben. Es kam dann nichts.

Eins von diesen Objekten veröffentlichte Gooden ein paar Tage später auf Craigslist. Innerhalb eines Tages erhielt er eine Werbemail von Airbnb.
Er veröffentlichte zwei weitere Immobilienobjekte auf Craigslist und bekam zwei weitere E-Mails. Ein weiteres Objekt – und wieder eine E-Mail.

 

Gooden erklärt:
"Mit einer gezielten Black Hat- und Spam-Kampagne dieser Art kann man schnell Zehntausende von Menschen ganz gezielt pro Tag erreichen.. und schnell 60.000 Mitglieder sammeln. Ich bin sicher, dass nicht nur Airbnb sich solcher Techniken bedient hat, aber sie waren die ersten, die damit Hundert Millionen US-Dollar Investitionen und Milliarden-Bewertung erreicht haben.

Obwohl dieser Hack nicht besonders klug oder versteckt umgesetzt wurde, hat er dennoch dazu geführt, dass die Angebote bei Airbnb sehr schnell angewachsen sind und zwar fast kostenlos."

La Sole sous le Parasol. Bildquelle: flickr / Chambres d'Hôtes près de Varengeville / CC BY 2.0

Ein Airbnb Angebot

Gebbia: "Es sagten uns Menschen, was und wohin sie wollten und so haben wir es für sie umgesetzt."

 

Airbnb feilt am Konzept

Nachdem sie in ihrer Wohnung in San Francisco die ersten drei Gäste beherbergt hatten, begannen Gebbia und Chesky E-Mails von Menschen auf der ganzen Welt zu erhalten mit der Bitte, Airbnb in ihren eigenen Städten zu präsentieren oder in den Städten, die man besuchen wollte. Oder wie Gebbia es ausdrückte: "Es sagten uns Menschen, was und wohin sie wollten und so haben wir es für sie umgesetzt."

Im Sommer 2009 suchte man nach neuen Büroflächen, um fortan besser die Arbeit abzuwickeln. Im gleichen Sommer war es dann auch, dass man erkennen musste, dass die Buchungszahlen in New York rückläufig waren. Man untersuchte 24 Objekte, um herauszufinden, woran das liegen könnte.

Schon damals ging man davon aus, dass die bildliche Darstellung der Mietobjekte nicht gut war. Die Fotos waren vielfach in einer schlechten Qualität und auch machten sich die Anbieter wenig Mühe die Angebote auszuarbeiten. Das war ein ernsthaftes Problem.

Airbnb Wohnung

Airbnb Wohnung. Bildquelle: flickr / Robert Wünsch / CC BY 2.0

 

So äußerte sich Gebbia zu den Bildern in der Anfangszeit: "Die Bilder waren wirklich schlecht. Vielfach mit Kamerahandys aufgenommen, lagen Sie unter der Qualität bei Craigslist. Die Buchungen blieben folglich aus. Niemand wollte für etwas zahlen, was er nicht richtig sehen konnte. Eine simple, wie auch effektive Lösung läge darin, den Mitgliedern Informationen über das professionelle Fotografieren, im speziellen der Innenräume zu vermitteln. Das gelte für ein gewöhnliches Startup, aber nicht für Airbnb. Wir sagten: "Nein, so nicht, Scheiß drauf!"

Wir mieteten 5.000 Dollar-Kameras und gingen von Tür zur Tür der Airbnb Gastgeber und haben angeboten, Objekte kostenlos und professionell zu fotografieren. Das hatte zur Folge, dass die so beworbenen Objekte in New York zwei bis drei Mal so viele Buchungen erhielten. Bis zum Ende des Monats hatte Airbnb seinen Umsatz in der Stadt verdoppelt. Ebenso machte man es in Paris, London, Vancouver und Miami."

Das gelte für ein gewöhnliches Startup, aber nicht für Airbnb. Wir sagten: "Nein, so nicht, Scheiß drauf!"

Airbnb Fotografenservice

Aus diesen positiven Effekten heraus, entstand auch der Airbnb Fotografenservice, der offiziell 2010 ins Leben gerufen wurde. Hier kommen die Fotografen dann ins Haus. Der Service wurde sofort zu einem Hit.

Obwohl diese Maßnahmen sehr kostenintensiv waren, sahen die Gründerväter der Plattform die langfristigen Vorteile im Vordergrund. Das führte dazu, dass die Gastgeber im Monat durchschnittlich 1.025 US-Dollar erzielen konnten, was sich lohnte. Angefangen mit 20 Fotografen ist diese Zahl bis 2012 auf mehr als 2.000 freie Fotografen von Airbnb angewachsen, die für 13.000 Inserate auf sechs Kontinenten fotografierten.

Wie Chesky erklärt: "Wir sind dem perfekten Gäste-Erlebnis verpflichtet und arbeiten weiterhin so. Das ist unsere Art des Erfolgreich seins." Allerdings gilt dies nicht nur für Fotos. Airbnb weiß, welche Eigenschaften von Benutzern geschätzt werden und arbeiten daran, dass diese im gesamten Objekt umgesetzt werden.

Pateley Bridge, Airbnb. Bildquelle: flickr / Eric Baker / CC BY 2.0

Sich von der Masse abheben

Gastgeber geben Empfehlungen zu Restaurants und Geschäften, die man sonst vielleicht nie finden würde.

 

Der Beherbergungs-Markt

Die Art wie man bei Airbnb Unterkünfte buchen kann, unterscheidet sich doch sehr von der von Hotels oder Pensionen. Sie verspricht mehr als nur ein Ort zum Schlafen zu sein. Doch um wirklich mit dem Angebot der Hotels konkurrieren zu können, musste Airbnb sich von der Masse abheben.

Eine Kernkomponente war die Benutzererfahrung. Sie erhalten mit einem freundlichen Empfang Hinweise des Gastgebers zu Restaurants und Geschäften, die Sie sonst wahrscheinlich nie finden würden. Gastgeber empfangen neue Gäste freundlich und binden Sie in das Umfeld mit ein.

Ein weiterer Vorteil bei Airbnb ist der, dass es in der Regel preisgünstiger ist, als das Angebot von Hotels, durchschnittlich um 30 bis 80 Prozent.
"In der Regel sind die Preise viel günstiger. Die Übernachtungspreise in San Francisco liegen im Durchschnitt bei 85 US-Dollar. Das ist nicht zu übertreffen."

Mittlerweile ist Airbnb weit entfernt davon eine Randerscheinung zu sein. Es werden mehr Nächte gebucht, als das über die gesamten Hilton Hotels geschieht. Airbnb ist im Mainstream angekommen.

Airbnb Social Connections

Neben den verbesserten Fotos, führte das Unternehmen im Sommer die Airbnb Social Connections ein, bei der man via Facebook auf das Unternehmen kommen kann. Mit Social Connections ist es möglich auch mit Gleichgesinnten in Kontakt zu treten und es bietet diverse andere Möglichkeiten.

Zu Social Connections erklärt Chesky:
"Das war einer unserer gefragtesten Funktionen, vor allem für Nutzer, die mit Leuten in Kontakt treten möchten, die eine ähnliche Interessenlage haben. Es ist klar, dass beispielsweise Studenten den Austausch mit anderen Studenten suchen."
Hier ist es bereits seit 2011 zu über 16,5 Millionen Kontakten unter Airbnb Usern gekommen.

Herz, Sternchen oder Wish List?

Im Sommer 2012 wurde die Airbnb die Website neu gestaltet. Neue Anzeigenfotos liefen durch einen Test, um zu sehen, wie sie von Kunden angenommen werden würden. Ebenso baute man neue grafische Elemente und Funktionen ein, wie beispielsweise Bewertungssterne, Herzchen und eine Wishlist, in der man seine Topergebnisse speichern und sortieren kann.

Frühe Kontroverse

Im gleichen Sommer, in dem Airbnb verstärkt seine sozialen Verbindungen aufgebaut hatte, folgte eine weitere Investorenrunde, die weitere 112 Millionen US-Dollar in die Unternehmenskasse spülte und dem Unternehmen eine Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar bescherte.

Unter den Investoren waren sehr bekannte Gesichter und Unternehmen, Andreessen Horowitz, Digital Sky Technologies, Generla Catalysr Partners, Jeff Bezos, Ashton Kutcher und CrunchFund.

Drei Tage später kam es zu einem Raub in der Wohnung bei einem Anbieter namens EJ bei Airbnb. Ein Problem, was man im Unternehmen bis dato außer Acht gelassen hatte. Nachfolgend wurde in Blogs von anderen Anbieter über ähnliche Fälle berichtet.

Airbnb ließ verlautbaren, dass es nicht für Schäden aufkommen werde, aber die Polizei bei der Aufklärung unterstützen werde. Und dass gegen Verluste und Schäden nicht versichert wird. Und dass die Hilfe hiermit endet. Dieses Statement aus dem Hause Airbnb sorgte für einiges an Aufsehen und schlechter Presse, wie beispielsweise auf TechCrunch und anderen.

So mit der Sache konfrontiert beschloss man im Unternehmen ein Kurswechsel in Sachen Sicherheitspolitik. Brian Chesky entschuldigte sich für die Äußerungen im Unternehmensblog und kündigte eine neue 24 Stunden Telefonhotline für solche Fälle an und auch eine zukünftige Garantie bei Schäden, Vandalismus oder Diebstahl. Im Mai 2012 wurde eine Partnerschaft mit der Versicherungsgesellschaft Lloyds of London abgeschlossen, die fortan Ausfallrisiken absichern soll.

Obwohl der Umgang mit solchen Haftungsrisiken in den Anfängen noch sehr unzureichend war und auch so von vielen Anbietern empfunden wurde, scheint man aus den Fehlern gelernt zu haben. Heute wirbt das Unternehmen mit einer Haftung bis 1 Millionen US-Dollar. Diese Regelung wird von vielen als Motor für weiteres Wachstum angesehen und als vertrauensbildende Maßnahme.

Airbnb hat als Reaktion auf den TechChrunch Artikel folgendes Statement abgegeben:

  • 1. Wir haben die Polizei unterstützt und sie haben einen Verdächtigen in Gewahrsam genommen.
  • 2. Der Gastgeber kann auf unsere volle Unterstützung bauen.
  • 3. Wir haben für unsere Nutzer eine FAQ-Liste mit allen sicherheitsrelevanten Fragen herausgegeben.

Am selben Tag an dem der TechCrunch Artikel veröffentlicht wurde, hat Chesky einen Gastbeitrag auf TechCrunch platziert, "Auf Sicherheit".
In ihm heißt es: "Wir verstehen das Thema Sicherheit als einen Eckpfeiler unseres Angebots. Wir sind fest entschlossen, dass eines Tages jeder in der Lage sein wird, auf der ganzen Welt in jede Stadt zu reisen und mit einem Klick auf eine Schaltfläche, neue Menschen und Kulturen sicher und einfach kennenzulernen. Daran werden wir mit Hochdruck arbeiten, bis es eines Tages vollständig realisiert ist."

Airbnb Madrid

Airbnb Madrid

 

Aktueller und zukünftiger Wachstumsmotor

Internationale Märkte haben immer schon eine wichtige Rolle bei Wachstum gespielt. Für Gebbia war das schon in den sehr frühen Anfangstagen so. Im Mai 2011 sagte er:

"In diesem Jahr geht es verstärkt in Richtung eines Ausbaus der internationalen Märkte. Dabei sind vornehmlich die größten Städte in Europa und Südamerika im Fokus. Diese Märkte fangen sich allmählich an zu entwickeln. China und Asien sind dabei für uns sehr interessant. Wir möchten den Leuten im Ausland dieselbe Funktionalität bieten, wie in den USA."

Mit der Übernahme des deutschen Pendants "Accoleo", eröffnete so Airbnb seine erste europäische Niederlassung in Hamburg, die vom einstigen Gründer von Accoleo, Gunnar Froh, geleitet wird. Im folgenden Frühjahr erwarb Airbnb ihren größten Mitbewerber auf dem britischen Markt, "Crashpadder", rechtzeitig vor den Olympischen Sommerspielen 2012. Im gleichen Jahr eröffnete man Airbnb Niederlassungen in Paris, Barcelona und Mailand.

Rebecca Rosenfelt Im August 2014 skizziert Rebecca Rosenfelt in ihrem Vortrag "Going for Global", die jüngsten internationalen Wachstumsstrategien des Unternehmens.

Sie beschrieb dabei den zweiteiligen Markt bei den Beherbergungen. Zum einen ist die Nachfrageseite, die unaufhörlich wächst, zum anderen die Anbieterseite, die sehr viel schwieriger zu erweitern ist. Wie sie herausstellt, ist die Angebotsseite sehr anspruchsvoll und es dauert einige Zeit, bis Menschen bereit sind ihre Häuser für Gäste zu öffnen.

A / B Tests auf Airbnb Art

In der Folge versuchte man durch A / B Tests weitere Erkenntnisse vom Markt zu gewinnen. Für diese Erhebungen hatte man sich den französischen Markt ausgesucht, einen für Airbnb wegen vieler Urlauber sehr wichtigen Markt. Und da hat man einen sehr ungewöhnlichen A/B Test durchgeführt. Man testete zwei Wachstumsstrategien, die nicht unterschiedlicher sein konnten.

Ausgewählt wurden mehrere kleine Urlaubsorte Frankreichs von denen man wusste, dass sie sehr beliebt waren. Es wurden nach dem Zufallsprinzip Orte ausgewählt, wobei in der Hälfte physisch und in der anderen Hälfte über Facebook-Anzeigen beworben wurde.

In den physisch besuchten Märkten, sind Teams von zwei bis drei Mitarbeitern geschickt worden, um die Vorortlage zu sondieren. Sie führten Informationsveranstaltungen durch, machten Infostände und verschickten Flyer per Post. Wie Rosenfelt sagt: "Es wurde in klassischer Weise das getan, was getan werden musste."

Basierend auf Airbnb Erfahrung, behauptet Rosenfelt, dass es manchmal von Vorteil sein kann, Dinge zu tun, die nicht skaliert werden können, weil eine nicht-skalierbare Taktik sich später als besser skalierbar erweisen kann, als ursprünglich angenommen, so wie im Fall mit Teams in neue Märkte zu gehen. Zumindest geben diese Initiativen wertvolles Feedback in Bezug darauf, was für skalierbare Möglichkeiten für Wachstum bestehen.

Dieser Schub für das internationale Wachstum hat sich für das Unternehmen als wirksam erwiesen. Im Jahr 2011 zum Beispiel waren etwa die Hälfte von Airbnb Gäste aus den USA, aber ab März 2014 war diese Zahl auf weniger als 30% gesunken, wo hingegen die Zahl der europäischen Gäste auf über 50% gestiegen ist.

Chesky: "Unser Geschäft ist nicht Vermietung, unser Geschäft ist vielmehr das gesamte Reiseerlebnis."

Expansionspläne

Aber Airbnb kann nicht nur den Schwerpunkt auf den Ausbau an Unterkünften in mehr Städten auf der ganzen Welt legen, das Unternehmen muss auch erweitert werden, um mehr als nur Unterkünfte anbieten. Wie Chesky Anfang 2014 in einem Interview erklärte : "Unser Geschäft ist nicht Vermietung, unser Geschäft ist vielmehr das gesamte Reiseerlebnis."

Airbnb Gastfreundschaft. Nippersink Lodge. Bildquelle: flickr / Jody Claborn / CC BY 2.0

Gastfreundschaft als Markenzeichen

Gastfreundschaft, ein strapazierter Begriff, der so häufig verwendet wird, dass er sich schon abgenutzt hat und vielfach eine leere Worthülse bleibt. Bei Airbnb hat man jedoch versucht sich die Gastfreundschaft gewissermaßen auf die Fahnen zu schreiben und neues Leben einzuhauchen. Paul Graham sieht auch hier eine der Wachstumsinitiativen für Airbnb.

 

Gastfreundschaft als Markenzeichen

So vom Begriff der Gastfreundschaft inspiriert, suchte man im Unternehmen verlässliche Indikatoren und Formen der Gastfreundschaft, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass jeder Gastfreundschaft anders für sich interpretiert. Aber es musst doch auch allgemeingültigere und verbindlichere Formen geben, die auch international einen Standard ausweisen. Anleihen kommen da aus berühmten Hotels.

Im Winter 2012 stolperte Chesky durch Zufall über ein Gastlehrbuch der Cornell Hotel School. Das 500-seitige Buch inspirierte ihn und enthielt die Standards nach denen man immer gesucht hatte. Gastfreundschaft erfahrbarer, komfortabler und zuverlässiger zu machen.

Wie Paul Graham erklärt: "Wenn Sie Brian fragen nun, was nun der Antriebsmotor für Wachstum bei Airbnb sein kann, dann wird Wachstum in der Gastfreundschaft liegen und dort das meiste Potenzial erfahren."

Chesky: "Der sozialen Aspekt gewinnt immer mehr an Bedeutung"

Lokale Erfahrungen & Nachbarschaft

Es sind die lokalen Erfahrungen, die Gäste zu Airbnb ziehen. Anders als bei Hotels, sind Gäste hier sehr viel direkter in einem konkreten Lebensumfeld der Gastgeber und das bietet einen Anreiz. Gäste werden eine Stadt in einer authentischen Art und Weise erleben. Eine lokale Erfahrung.

Zwei weitere Initiativen sollen den lokalen Gedanken weitertragen: "Leitfaden für Nachbarschaft", den das Unternehmen als den definitiven Leitfaden für Nachbarschafts-Erfahrungen auf der ganzen Welt bezeichnet und "Local Lounges".

Neben der eigentlichen Unterkunft, werden weitere Aspekte im Umfeld beschrieben. Das kann das Nachtleben sein, aber auch weiterführende Informationen zu der verkehrstechnischen Anbindung und weiteres. Diese zusätzlichen Features werden ebenso professionell umgesetzt.

Airbnb. I'm Lisabona next lover.

Airbnb. I'm Lisabona next lover. Bildquelle: flickr / chilipeppered / CC BY 2.0

 

Das Nachbarschafts-Tool

"Unserer Nutzer sehen den Standort nach wie vor als einer der ausschlaggebendsten Faktoren einer Buchung überhaupt. Da spielt die Nachbarschaft eine ebenso große Rolle. Kann man sie über ein Tool erfahren, steigert das den Erlebnisfaktor."

Airbnb "Nachbarschaften" nutzt viele der Funktionen, die sich für das Unternehmen in der Vergangenheit als erfolgreich erwiesen haben, beispielweise professionelle Fotografie und die lokale Perspektive am Ort. Zum ersten Mal erlaubte "Nachbarschaften" den Airbnb Gästen ihre Interessen - von Stränden bis hin zu Nachtleben oder Nahverkehr auf den Ort abzustimmen und bei der Wahl zu helfen.

Das Tool wurde in mehr als 300 Stadtteilen in sieben Städten eingeführt. Das Unternehmen hat hierzu 2000 Nachbarschaftsobjekte präsentiert und dazu auch Redakteure und Fotografen in diese interessanten Spots ausgesendet.

Ann Montgomery, Airbnb So Ann Montgomery: "Wir wollen Nachbarschaften und Stadtteile nicht im besten, sondern in einem ehrlichen Licht darstellen."

Die "Local Lounges" sind hingegen Angebote aus dem Umfeld einer Unterkunft, die ausschließlich Gästen von Airbnb gemacht werden. Das können Cafés sein, die Rabatte auf Frühstück einräumen, Hotspots in der Nähe oder der Fahrradverleih, der mit speziellen Angeboten Kunden anziehen möchte. Wie es zu sein scheint, wurde jedoch das Local Lounges Programm möglicherweise abgestellt.

Einen weiteren Service bietet man den Gästen von Airbnb über den Erwerb eines Startups, "Localmind", das eine Plattform ist, auf der man Kontakt mit Einheimischen aus einem Stadtteil aufnehmen und Fragen stellen kann.

Vivek Wagle, Airbnb Vivek Wagle erklärte im Airbnb Blog:
"Menschen über Onlinetechnologien zu verbinden, um sie dann offline in Kontakt zu bringen, ist immer der schon der Kern von Airbnb gewesen. Im Rahmen der Übernahme von Localmind, konnten wir diesen Bereich ausbauen."

Auch Chesky sieht den sozialen Aspekt im Vordergrund: "Der sozialen Aspekt gewinnt immer mehr an Bedeutung, so dass wir mit dem Localmind-Team die Experten für diese Art der Vernetzung für uns einsetzen können. Lokale Erfahrungen sind grundlegend für das Airbnb Angebot."

Reinigungs-Service

Sauberkeit ist einer der Kriterien für Gäste und auch hier wollte Airbnb Standards setzen.

Über Drittanbieter können Komplettreinigungen bestellt werden, die ab circa 55 US-Dollar dann auch einen Wäscheservice bieten.

Chesky erklärt: "Es ist ein Full-Reinigungs-Service, bei dem Bettwäsche gewaschen wird. Ebenso kümmern sich die Firmen auch darum, dass genügend Wasser im Kühlschrank steht und andere Dienstleistungen mehr, Handtücher und ein Begrüßungspaket."

Neben all diesen zusätzlichen Leistungen, versucht Airbnb weitere Kooperationen mit lokalen Dienstleistern vor Ort, wie Fuhrunternehmen oder Ausrüstern von Brandschutztechnik einzugehen, um sowohl Anbieter und Gästen mehr zu bieten.

Airbnb Mobile Anwendung

Airbnb Mobile Anwendung

 

Mobile Anwendung

Auch und gerade bei Reisenden sind die mobilen Anwendungen zu einem Muss geworden. Airbnb musste folglich auch in diesem Bereich aktiv sein und Kunden einen guten Zugang über mobile Endgeräte ermöglichen.

Ab Juli 2013 konnten Gastgeber zum ersten Mal komplette Angebote auch über mobile Endgeräte einstellen und Fotos hochladen. Bis Oktober hatten rund 50 Prozent aller Gastgeber die Mobile App auf ihrem Smartphone und konnten so dreimal schneller auf Buchungen reagieren, als über Desktop.

Die neue App enthält auch leichter zu bedienende Funktionen, dynamischere Bilder und Animationen. Ein kompletter Relaunch der Website folgte.

Empfehlungsprogramm

Ende 2013 beschloss Airbnb, ihr "nicht ausgelastetes und leistungsschwaches" Empfehlungsprogramm zu überarbeiten und wiederzubeleben. Da die Mehrheit der E-Mails über mobile Geräte gelesen werden, entschieden sie das Senden und Akzeptieren der mobilen Referrals zu erlauben.

Gustaf Alströmer Gustaf Alströmer, Growth Product Manager bei Airbnb, beschreibt das Empfehlungssystem als etwas, worauf man im Unternehmen sehr stolz wäre. Alströmer hatte sich zur Aufgabe gemacht das Empfehlungsprogramm innerhalb von Airbnb zu verbessern, um darüber mehr Wachstum zu erzeugen.

Man sprach mit Unternehmen, die vergleichbare Empfehlungsprogramme aufgesetzt hatten und damit mehr Wachstumspotenzial aufwiesen. Man beschloss bei Airbnb einen kompletten Relaunch des Programms, mit vielen neuen gestalterischen Elementen. In diese Neuauflage flossen Neuerungen für iOS und Android Apps mit ein. Ein Team von fünf Mitarbeitern konzentrierte sich ausschließlich auf diese Arbeiten. Nach drei Monaten und 30.000 Zeilen neuen Quellcodes, konnte man im Januar 2014 ein neues Empfehlungsprogramm präsentieren.

Аirbnb Еmpfehlungsprogramm

Аirbnb Еmpfehlungsprogramm

 

In diesem System werden Referral Codes generiert und über alle Kanäle wie E-Mails, Messenger, aber auch soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter verschickt. Die Maßnahmen wurden mittels unterschiedlichster Variablen in Referral Codes umfangreichen A / B Tests unterzogen.

Man stellte fest, dass einer der Merkmale von Airbnb Referrals der ist, dass sie sich häufig eher wie Geschenke anfühlen und nicht wie die Werbung. Absender wurden schließlich mit Fotos versehen, um dieses persönliche Gefühl auch so zu transportieren. Sie fanden auch heraus, dass Empfehlungs-Features über Gmail- und Android API's sich in deutlich höheren Konversionsraten ausgewirkt haben. Das ist möglicherweise wegen der persönlicheren Beziehung zu den Kontakten so.

Ein weiterer A / B Test bezog sich auf die E-Mails, die an zukünftige Teilnehmer von Referral-Programmen verschickt wurden. Hier stellte sich heraus, dass sich dort eine persönliche und herzliche Ansprache ebenso positiv auswirkte, weil sich das wieder mal möglicherweise eher als ein Geschenk angefühlt hat.

Das neue Empfehlungsprogramm bei Airbnb führte zu Hunderttausenden von neuen Nutzern und insbesondere im Jahr 2014 zu einem sprunghaften Anstieg der Übernachtungszahlen.

Über das Empfehlungsprogramm stiegen die Buchungszahlen in einigen Märkten um 25 Prozent an. Aber nicht nur das, so angeworbene Nutzer viel engagierter und aktiver waren, als andere Teilnehmer bei Airbnb. Nutzer, die über das Empfehlungsprogramm zu Airbnb gekommen waren, buchten mehr Reisen in Folge oder warben über das Referral-Programm im Freundeskreis für Airbnb.

So angeworbene Nutzer, bleiben viel beständiger bei Airbnb und buchen auch künftig mehr Reisen. Als Alströmer bei einem Vortrag über den Relaunch auf das weitere Vorgehen Airbnbs befragt wurde: "Wir setzen weiterhin auf das Empfehlungsprogramm, aber das erklärte Hauptziel von Airbnb ist weiterhin die User Experience, die noch wichtiger als das reine Wachstum ist."

Rebranding

Am 16. Juli 2014 kamen die Website und ihre mobile Version in einer völlig neuen Aufmachung. Das Rebranding war das Ergebnis eines ganzen Jahres an Marktstudie, bei der Userforschung betrieben, Gäste und Gastgeber befragt wurden. Diese Erhebungen erstreckten sich über mehr als ein Dutzend Länder und wurden von einem Londoner Designstudio umgesetzt.

Ganz besonders auffällig war dabei der Umstand, dass zu viele vergleichbare Anbieter sich zu sehr auf ein einheitliches Design fixieren. Oftmals ist die Aufmachung der Websites in einem kalten und einheitlichen Blau gehalten. Bis zum Juli 2014 war auch Airbnb eine dieser Firmen, die sich in diesem einheitlichen Erscheinungsbild gaben und auf Nummer sicher gingen.

Das ursprüngliche Logo für Airbed and Breakfast wurde schnell aus der Not heraus geboren. Gebbia erklärt das so:
"Diese Markenidentitäten wurden in nur wenigen Stunden erstellt und waren eigentlich für einen temporären Einsatz gedacht."

Auch Chesky erklärt das so: "Wir waren so schnell, weil wir schnell gewachsen sind. Dinge sollten sich später von selbst entwickeln können. Im Endeffekt wurde sie aber aus Zeitmangel im operativen Geschäft aber dann nicht mehr verfolgt. Das Logo so wie es heute besteht, soll eine Offenheit für alle Gäste und Anbieter symbolisieren. Wir verstehen das Logo als universelles Symbol für das Teilen."

Airbnb Logo

Airbnb Logo. Bildquelle: flickr / chilipeppered / CC BY 2.0

 

Aber das Unternehmen legte seinen Fokus zunehmend auf die internationale Expansion und das sollte sich auch im Logo ausdrücken. Nach einer intensiven Suche nach einem Logo, blieb man an einem Entwurf hängen.

Hierzu Chesky: "Airbnb gehört überall hin. Unsere Marke soll zu Ausdruck bringen, dass wir eine Gemeinschaft sind, die eine weltoffene und länderübergreifende Ausrichtung hat und mehr ist als eine reine Zimmervermietung."

Das neue Logo "Bélo" genannt, vereinigt alles das und noch viel mehr. Es enthält visuelle Elemente, wie den Location-Pin, ein Herz und das A für Airbnb. Chesky setzte viel Hoffung in dieses Logo als universelles Symbol des Teilens. Hierzu erklärt er:

Stellen Sie sich einmal vor, Sie gehen eine Straße entlang und sehen das Airbnb-Logo im Fenster. Ein Reisender soll hier direkt sehen, dass die Unterkunft ein freundlicher Ort ist, der gemeinsam genutzt werden kann.

Ein Restaurant kann beispielsweise mit diesem Logo am Fenster den Reisenden zeigen, dass es sich um ein Airbnb freundliches Haus handelt, was in der ganzen Welt bekannt ist.

Airbnb flickr / Open Grid Scheduler / CC BY 2.0

Das Logo soll das Unternehmen befördern und die Marke als Ganzes stärken

Chesky: "Wir bekommen eine Menge von dem mit, was beispielsweise Uber, Lyft, Dropbox oder Instagram machen. Das sind alles gute Marken und wenn wir in einem Atemzug mit diesen Unternehmen genannt werden, stellt das sicherlich auch eine Ehre für unser Unternehmen dar. Wir denken aber, dass wir noch mehr in Sachen Markenaufbau und Markenerhalt tun können"

 

Airbnb – die Nummer 5 in der Welt

Derweil hat sich Airbnb zu einer echten Alternative zu Hotels entwickelt. Basierend auf der Anzahl der Betten, die angeboten werden, ist Airbnb zum fünftgrößten Hotelier der Welt avanciert. Mit Preisen, die im Durchschnitt um ein Sechstel günstiger sind, als die der Hotels. Weiterhin ist Airbnb in nahezu jeder Region weltweit vertreten.

Auch in Sachen Gastgeber-Service hat man sich auf allgemeingültige Gastgeberstandards verständigt, die sich auch im Bewertungssystem widerspiegeln. Beispielsweise von Craigslist hebt man sich, auch durch den guten Service ab und versteht sich als freundliche und persönliche Alternative

Diese Marktpräsenz dürfte auch der Grund sein, warum gegen Airbnb versucht wurde vorzugehen. Mal wollte man Airbnb dazu verpflichten Kundendaten herauszugeben, mal sollte jede Transaktion besteuert werden. Viele dieser Vorgänge wurden maßgeblich von der Hotel- und Gaststättenbranche initiiert.

Airbnb Kritik, Berlin

Airbnb Kritik, Berlin. flickr / screenpunk / CC BY 2.0

 

Kritische Stimmen aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe

Auf der anderen Seite gibt es auch Stimmen, die ihre Berechtigung haben, wie die von Richard Solomons, CEO der Intercontinental Hotels Group, der argumentiert: "Wenn sich Airbnb selbst als die große Marke im Beherbergungswesen positionieren möchte, dann sollte sie über eine Regulierung nachdenken und auch für einen einheitliche Besteuerung."

New York als großer US-amerikanischer Markt für Hotels, wird als exemplarischer Markt gesehen, von dem aus auch Signale auf andere Märkte abstrahlen könnten. Auf diesem Markt haben sich Hoteliers in besonderer Weise kritisch zu Airbnb geäußert. Im August 2013 klagte Vijay Dandapani, von Apple Core-Hotels, weil Gastgeber keine Steuern zahlen würden.

Im Februar 2014 kritisierte Lisa Linden, eine Vertreterin des Hotelverbandes von New York City, Airbnb öffentlich und bezeichnete die Unterkünfte als illegal. In ihren Augen mindert diese Art der Beherbergung die Lebensqualität und den Wohnraum für New Yorker Bürger. "Es entgehen der Stadt New York Einnahmen und der Tourismusbranche drohen Arbeitsplatzverluste."

Im April 2014 berichtete das Lodging Magazine, dass viele Hotelbesitzer durch Airbnb gefährdet seien, da für diese Art der Unterkünfte keine Steuern gezahlt würden.

Chesky von Airbnb traf sich Anfang 2014 mit den führenden Hoteliers in Davos und seine Einstellung war diese: "Wir haben nicht die Absicht uns im Streit mit Hoteliers auseinanderzusetzen. Vielmehr sind wir an einem Miteinander interessiert."

Airbnb soll Kundendaten preisgeben

2013 kam es zu einer Forderung des Generalstaatsanwaltes, der Airbnb aufgefordert hatte Kundendaten offenzulegen. In dieser Sache konnte man Airbnb nicht dazu zwingen. Statement von Airbnb am 21. Mai 2014 zu diesem Vorgang: Wir glauben, dass wir eine Einigung erzielt haben, die die Privatsphäre von Tausenden Airbnb-Gastgebern auch in Zukunft schützen wird.

David Hantman Laut dem Pressesprecher von Airbnb, David Hantman: "Wir glauben, dass die Staatsanwaltschaft sich auf große Firmen als Immobilienverwalter und Gastgeber konzentriert hat, die sicherlich Wohnung vom Markt nehmen und dem heterogenen Wohngefüge schaden können. Wir haben in der direkten Reaktion rund 2000 Einträge für New York entfernt, um Vermietungen dieser Größenordnungen zu unterbinden."

Bezahlbare Wohnungen Mangelware?

Darüber hinaus versprach Airbnb mehr Informationen über New Yorker Besonderheiten in der Beherbergung an Ihre Gastgeber weiterzugeben. Aber nicht nur New York ist ein besonderes Pflaster, auch in San Francisco, dem Ursprungsgebiet Airbnb´s, regen sich Kritiker. Gesetze sollen in Zukunft die kurzfristige Vermietung regeln.

Im November 2014 tat sich dort eine Gruppe Aktivisten zusammen, die sich für bezahlbare Wohnungen stark machen wollten. Hierzu wurden 15.700 Unterschriften gesammelt. Gefordert wird auch bei Airbnb, dass alle Hosts registriert werden, um den Markt weiter zu regeln.

Zu der Aktivistengruppe gehörten auch einige bekanntere Menschen der Stadt, die sich ebenso für bezahlbaren Wohnraum stark machen. Dale Carlson ist einer der größten Unterstützer der Initiative, der die Bedenken der Bürger ernst nimmt: "Wir haben die schlimmste Situation beim Wohnraum für Menschen nach dem großen Erdbeben 1906 gehabt. Jetzt ist nicht die Zeit, um unseren Wohnungsmarkt über den Tourismus kaputt zu machen."

Fakt ist, dass die Bewohner eine technisch bedingte Nutzererlaubnis benötigen, wenn sie ihre Räume weniger als 30 Tage im Jahr untervermieten möchten. Viele der Mieter umgehen dieses einfach und setzen Wohnraum zur Kurzzeitmiete ein.

Alternative Lösungen bei der Kurzzeitvermietung

David Chiu arbeitet an einem Entwurf, der bei den Kurzzeitvermietungen eine zeitliche Begrenzung von 90 Tagen realisieren möchte. Dennoch wäre auch bei diesem auf 90 Tage begrenzten Modell die Genehmigung des Vermieters notwendig. Im März 2014 berichteten einige Quellen sogar davon, dass Airbnb sich darauf vorbereiten würde selber Steuern bei den Gastgebern einzuziehen und an Behörden abzuführen. Das erwies sich als gegenstandslos.

Im April 2014 veröffentlichte Airbnb Daten, wonach das Unternehmen alleine in New York 6600 Arbeitsplätze schaffen würde.

Alleine der Markt in New York generiert Umsätze in Höhe von 768 Millionen US-Dollar in 2014. Das ist ein Umstand, der dem Hotelgewerbe ein Dorn im Auge ist und die Hotellobby entgegensteuern möchte. Dieses Vor und Zurück im Beherbergungswesen, bei behördlichen Entscheiden, wird in Zukunft die größte Herausforderung für Airbnb sein.

Trotz aller Kritik, Klagen und Initiativen gegen diese Form der Beherbergung, konnte man Airbnb und seinen Erfolg weltweit nicht stoppen.

UPDATE. Airbnb mag uns 😉

Airbnb mag uns

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