Unit 8200
Israel, ein Land mit acht Millionen Einwohnern, aber 88 Technologieunternehmen, die an der NASDAQ Börse gehandelt werden. Israel hat sich, neben den USA und China, zu einem der Standorte für IT-Experten und Unternehmen entwickelt.

Ein Startup-Inkubator der besonderen Art ist hier einer, den quasi die israelische Armee betreibt: Einheit 8200. Die meisten Lebensläufe der erfolgreichen IT-Unternehmer und Top-Manager von israelischen High-Tech-Unternehmen beinhalten in der Regel einen gemeinsamen Eintrag - den Dienst im Geheimdienst, in der berühmten Einheit 8200.

8200

"Meine Mutter und auch mein Vater waren in der Einheit 8200". Lior, 30 Jahre alt sitzt in einem der vielen Straßencafés in Tel Aviv. Er ist sonnengebräunt und locker, sieht entspannt aus, wie die meisten Jungunternehmer hier.

Die meisten Lebensläufe der erfolgreichen israelischen High-Tech und IT-Unternehmer und Top-Manager beinhalten in der Regel einen gemeinsamen Eintrag - den Dienst in der berühmten Unit 8200.

In seinem LinkedIn-Profil steht "Dienst bei 8200" an erster Stelle. Wie schon zuvor viele seiner Kollegen, hat auch er seine IT-Karriere nicht in einem privatwirtschaftlichen Unternehmen begonnen, sondern beim israelischen Geheimdienst. Lior arbeitete nach seiner Militärzeit bei den zwei größten Telekom-Unternehmen und wurde danach Mentor bei Google Campus Tel Aviv und gründete ein paar Startups.

Vor ein paar Tagen hat er sein Projekt - eine Plattform für Social-Media-Verwaltung "Swayy" - an SimilarWeb für 5 Mio. US-Dollar verkauft. Swayy Team wurde ein Teil von SimilarWeb Team.

Swayy Team

Swayy Team. V.l.n.r. Shlomi, Ohad, Lior, Oz. Bildquelle: http://liorasun55.livejournal.com/

 

Einige israelische Startups von Unit 8200 Absolventen

1993 gegründet, ist mittlerweile am NASDAQ börsennotiert. Arbeiten auf dem Gebiet der IT-Sicherheit und verfügen seit den 80er Jahren über Verbindungen zum Militär. 14,47 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung. Wird von allen Unternehmen der Fortune-100 Liste eingesetzt.
1986 von sieben ehemaligen Kollegen des IDF (Israel Defense Forces) und der Einheit 8200 gegründet. Das Unternehmen bietet Lösungen für das Sammeln und Analysieren von großen Datenmengen an. Marktkapitalisierung: 3,8 Mrd. US-Dollar. Wird von 80 Unternehmen der Fortune-100 Liste eingesetzt.
Im Jahr 1987 gegründet, entspringt diese Firma direkt unter der Regie von ehemaligen 8200-Kollegen. Die Gründer sind Yoel Gat, Joshua und Amir Levinberg, Shlomo Tirosh, Arik Keshet und Gideon Kaplan. Heute ist es eines der weltweit führenden Unternehmen auf dem Gebiet der Satellitenkommunikation. Marktwert: 249 Millionen US-Dollar.

Die Fortune–Liste

Das US-amerikanische Wirtschaftsmagazin "Fortune" bringt alljährlich die Fortune-Liste heraus, auf der die umsatzstärksten Unternehmen weltweit versehen sind. In der Regel sind das Unternehmen, die an der Börse notiert sind. Ähnlich der Forbes-Liste der reichsten Personen der Welt, hat sich die Fortune-Liste der Unternehmen zu einer festen Bezugsgröße in der Wirtschaft entwickelt und wird in der Folge oft zitiert.

Rotschild Panorama, Tel Aviv

Rotschild Panorama, Tel Aviv. Bildquelle: flickr / Hanan Bercu / CC BY 2.0

 

Unit 8200 – in Israel eine feste Größe

Wir sitzen wieder in einem dieser Cafés, wie sie um den Rothschild-Boulevard angesiedelt sind und Besucher locken. Hier sind besonders viele IT-Unternehmen, wie auch der israelische Hauptsitz von Facebook. Auf die Frage hin, warum das Militärprojekt nun eine der Vorzeigeschmieden für IT-Projekte im Land sei, antwortete Lior und streicht sich dabei mit den Fingern durchs schwarze Haar:

"Das ist eine lange Geschichte. Alle Programme werden für die militärischen und Geheimdienstzwecke intern, in der Einheit erstellt, sodass man da beim Militär auch von einem Technologieunternehmen sprechen kann, das sich kaum von anderen IT-Unternehmen unterscheidet."

Yossi Vardi von Mirabilis, einer der ersten High-Tech-Unternehmer, die sich bereits 1996 als einer der Hauptinvestoren bei ICQ einen Namen gemacht haben behauptet:
"Von 8200 kann man sagen, dass aus dieser militärischen IT-Schmiede mehr High-Tech-Milliardäre entstammen, als aus jeder anderen Business-School Israels."

- Man kann von einem Technologieunternehmen beim Militär sprechen, das sich kaum von anderen IT-Unternehmen unterscheidet.
- Aus dieser militärischen IT-Schmiede mehr High-Tech-Milliardäre entstammen, als aus jeder anderen Business-School Israels.

Militärdienst in Israel – ein Muss

Grüne Form, automatisches Gewähr, ein Rucksack – jeden Tag leisten viele Jungs und Mädchen den Militärdienst in Israel oder kehren für eine Nacht oder fürs Wochenende heim, so, dass sie in Israel überall zu sehen sind. Armee - eine wichtige soziale Institution und im kleinen Israel gilt es als patriotisch und sehr ehrenhaft, dem Land zu dienen. In Gesprächen erinnern sich Israelis immer wieder daran, bei welcher Einheit sie gedient haben, oder wie sie zur Bar Mizwa vom Sohn des Dienstvorgesetzten eingeladen waren, oder zur Hochzeit der Tochter des Armeekumpels.

Soldaten der Einheit 8200 kriechen nicht durch Wüsten, sie sind mit der Cyberverteidigung und Überwachung von Informationen betraut. Gewissermaßen sind sie mehr Hacker als Kämpfer. Sie können gegen Cyberattacken schützen oder sie organisieren, Signale übertönen oder Gespräche abhören.

Negev-Wüste in Israel. Bildquelle: flickr / Fabio Hofnik / CC BY 2.0

Negev-Wüste und die Partner

Die Einheit 8200 betreibt einer der größten Aufklärungsdienste weltweit mit Basen in der Negev-Wüste. Zu den Partnern von 8200 zählen der Mossad, CIA, MI6 und andere Geheimdienste auf der ganzen Welt. Hier sind schon Telefonate der ehemaligen ägyptischen Präsidenten Nasser und des jordanischen König Hussein abgefangen worden. Auch gingen von hier während des Sechs-Tage-Kriegs militärische Operationen aus. Auch soll wohl auch hier der Virus Stuxnet entstanden sein, der gegen das iranische Atomprojekt gerichtet war.

 

Was aber haben Entwickler geheimer Technologien bei der Armee in privaten Unternehmen verloren? Hierzu hat Yoni Lindenfeld von Any.do eine passende Antwort: "Wenn Sie in der freien Wirtschaft sagen, dass sie in der Einheit 8200 gedient haben, dann öffnet das viele Türen."

Wenn Sie in der freien Wirtschaft sagen, dass sie in der Einheit 8200 gedient haben, dann öffnet das viele Türen

Any.do

Any.do ist ein Management- und Termintool, das bei nur 15 Mitarbeitern etwa 10 Millionen Nutzer hat, die in der Hauptsache über die Länder USA, Kanada, Europa, Russland, China, Südkorea und Indien verteilt sind. Das Heimatland gilt dabei immer nur als Testfeld. Diese Startups sind von vornherein dazu ausgerichtet in einen internationalen Markt zu gehen. So erfolgte es auch mit der beliebten Navigationssoftware Waze, die Google im Jahr 2013 für 1,1 Mrd. US-Dollar kaufte.

Zu den Gründern von Any.do zählen Omer Perchik, Yoni Lindenfeld und Itaya Kahanu, die sich bereits in der Armee ihre Meriten im IT-Bereich verdient haben. "Make things happen" – ist das Unternehmensmotto.

The Any.do family

The Any.do family. Bildquelle: Screenshot any.do 08.2016

 

Lindenfeld spricht in einem sanften und ruhigen englisch, als ob sie ihr Projekt Investoren präsentieren würde. Sagt, dass er es seit dem Gymnasium programmiert und dass das Gymnasium auch der Ministerpräsident Israels und der Wissenschaftsminister besucht haben. An der High School erwarb Lindenfeld auch einen Bachelor-Abschluss an der Universität der Open University, wo er Informatik parallel zur Schule studiert hat. Zur Armee ging er schon vorbereitet, wurde zum Leiter eines Entwicklerteams.

Die Armee trifft die Vorauswahl für dich

Auch Omer Perchik war in der Einheit 8200, der Fernmelde- und Nachrichteneinheit des Militärs. Als er sich entschied, any.do zu kreieren, ließ er unter seinen Armee-Freunden verbreiten, dass er einen Co-Founder fürs Projekt sucht. Lindenfeld erfuhr es über seine Freunde, fand es interessant und zog zum Projekt den dritten Gründer hinzu, seinen Soldaten Itaya Kahanu. Später haben sich noch ein paar ehemalige 8200-Soldaten dem Projekt angeschlossen.

- Ich weiß, wer es in die Einheit schafft, deshalb war ich mir sicher, dass ich genau die Leute einstelle, die es draufhaben.
Das Team passt zusammen. Du hast mit denen quasi Business bereits in der Armee gemacht.

"Ich weiß das bei der Rekrutenauswahl immer im Vordergrund stand, auch fähiges Personal für den IT-Bereich zu finden", so Lindenfeld.
"Ich weiß, wer es in die Einheit schafft, deshalb war ich mir sicher, dass ich genau die Leute einstelle, die es draufhaben". Neue Mitarbeiter sucht Lindenfeld immer noch bei der Armee.

Bis man 40-45 Jahre alt wird, ist in Israel die Reservistenarmee Pflicht, bei der Soldaten immer mal wieder für ein paar Tage eingezogen werden. Man geht in die gleiche Einheit, wo man den Dienst geleistet hat. Jedes Jahr treffen Lindenfeld und Kahanu dort auf eine neue Generation von talentierten Programmierern.

"Bei so einem schwierigen Geschäft wie der IT-Branche, in der es darauf ankommt hochqualifiziertes Personal zu finden, verringert man deutlich das Risiko Fehler zu machen, indem man auf Personen zurückgreift, die in der Vergangenheit bereits gut zusammengearbeitet haben. Sie müssen hier nicht von Null auf passenden Mitarbeiterstamm aufbauen, der auch im Team zusammenpasst. Du hast mit denen quasi Business bereits in der Armee gemacht" - so der Leiter der Handels- Wirtschaftskammer der israelischen Botschaft in Russland, Mark Kaner.

Die Armee trifft die Vorauswahl für dich. Einmal in der Einheit 8200 zu sein bedeutete nicht dort auch für drei Jahre automatisch zu bleiben. Nein, man musste in diesen drei Jahren immer wieder zeigen, dass man es auch Wert war in der Einheit zu sein.

In den ersten zehn Monaten arbeitete man auch an den Wochenenden und Feiertagen am Projekt. 2010 brachte man ein ziemlich einfachen Prototyp namens "Taskos" raus. Nach den ersten drei Monaten hatte man bereits 250.000 Nutzer, die sich das Programm heruntergeladen haben.
Bei Any.do legte man viel Wert auf die Bedienoberfläche mit seinen Funktionen. Alle Handlungen konnten in einer durchdachten, minimalistischen Anwendung auf nur einem Bildschirm durchgeführt werden, während die Konkurrenz viel Wert auf vermeintliche Einfachheit legte.

Als im Jahr 2011 die Androidversion auf den Markt kam, hatte man innerhalb kürzester Zeit auch die 500.000 Grenze bei den Downloads erreicht. Gleichzeitig erhielt das Unternehmen die erste Millionen US-Dollar Investment von sieben Investoren, darunter Felicis Ventures, Genesis Partners, Bloomberg Kapital und weitere. Sechs Monate später ging man mit Any.do auf iOS und erhielt 100.000 Downloads in den ersten Tagen. Insgesamt haben drei Investorenrunden mehr als 4,5 Millionen an frischem Kapital ins Unternehmen gebracht.

Any.do basiert auf Big Data Algorithmen die für Vorhersagen von Terroranschlägen verwendet werden. Der Task-Manager errät stattdessen die Nutzerwünsche: speichert man als Aufgabe beispielsweise "Reise nach Jerusalem, kann die intelligente Anwendung beispielsweise den Ticketkauf anbieten.

Jerusalem

Jerusalem. Bildquelle: flickr / Alex de Carvalho / CC BY 2.0

 

Die App ermöglicht es, Aufgaben oder Projekte zu planen, ihre Umsetzung zu kontrollieren, sie mit Kollegen oder Verwandten zu teilen.

Man kann Teilaufgaben oder beispielsweise Einkaufslisten erstellen, an die man durch Push-Benachrichtigungen, deren Häufigkeit eingestellt werden kann, erinnert wird. Außerdem sind sie von der Zeit oder Geolokation abhängig.

Bis 2016 wird erwartet, dass sich das Volumen für Business-Anwendungen weiter ausweiten wird. Forbes und The Verge nennen schon jetzt Any.do in einem Atemzug mit Wunderlist, Todoist, Möhre, Remember the Milk und anderen.

"Ja, wir gehören zu den Marktführern in unserer Kategorie von Apps"- sagt Lindenfeld. In der Armee war er auch ein Führer - der Leiter eines der Teams, aus welchen die Einheit besteht. Drei Jahre in der Einheit 8200 haben seinen Werdegang mit bestimmt.

Die Auswahl bei der "Unit 8200"

"Sobald wir nach der schriftlichen Prüfung versammelt waren und in Teams aufgeteilt, ging es daran eine Brücke aus Rohren zu bauen. Wir wussten nicht genau, wozu das Ganze dienen sollte, aber waren uns sehr wohl bewusst, dass der kleinste Fehler fatal wäre und die Wahl bestimmen kann", so ein ehemaliger Soldat, der der Einheit 8200 angehört hat und lieber anonym bleiben möchte.

Der Einberufung in die Armee beginnt mit 18 Jahren, die Armee arbeitet in Kooperation mit der Schule. Man wird regelmäßig getestet und sammelt Punkte in Tests. Nicht nur Wissen, sondern auch der Gesundheitszustand sind wichtig.

Die Auswahl für die Einheit 8200 ist streng und dementsprechend ist das Ansehen hoch. Man kann den Auswahlprozess durchaus mit dem Auswahlprozess vergleichen, der an einer Elite-Uni vorherrscht.

Neben der Eignung in Mathematik, Informatik und Physik, wird auf analytische Fähigkeiten Wert gelegt. Weiter werden die Führungsqualitäten und auch psychologischen Eigenschaften getestet. Der Auswahlprozess kann sich über ein ganzes Jahr ziehen.

"Es besteht die Option sich bei der Armee nicht nach der Schule, sondern nach der Uni zu verpflichten, so dass die Studiengebühren übernommen werden, wenn dich die Armee als vielversprechend einschätzt", so Yoni Lindenfeld. Dann muss man aber nicht drei, sondern sechs Jahre dienen.

Nahal Brigade's Commanders Exercise. IDF. Bildquelle: flickr / Israel Defense Forces / CC BY 2.0

Einheit 8200

Die Auswahl und Zulassung zur Einheit 8200 ist die eine Sache, aber insbesondere in den ersten vier-sechs Monaten ist die Belastung für viele extrem hoch. Nur am Anfang steht das Militärische, um dann später über Jahre am Computer zu verbringen.

 

"Appsee" – ein IT-Unternehmen aus Tel Aviv

Mittags am Eingang zu einem verglasten Bürogebäude im Zentrum Tel Avivs. Die Temperaturen sind unerträglich heiß und der Wachmann liest eine israelische Zeitung, während im Radio ein russischer Sender läuft. Wir sind im Foyer von Appsee, einer mobilen Analytics-Plattform, die eine einzigartige und leistungsfähige Analyselösung für Apps anbietet, um die Benutzererfahrung in Apps zu optimieren. Zehn Minuten später kommt der Gründer Zahi Boussiba.

Zahi Boussiba ist Ex-Soldat und bei der Einheit 8200 gewesen. Die Entwicklung seiner ersten IT-Projekte war ein Programm für Mitarbeiter der Armee. Damals war das eine seiner ersten Eigenentwicklungen. Entsprechend groß war der Anspruch, aber auch die Fehler, die man begehen konnte. Ein paar Jahre später folgte ein privatwirtschaftliches Unternehmen "Appsee". Die Lektionen aus der Vergangenheit wurden gelernt: „Du musst immer die Ruhe bewahren, auch wenn alles schief geht“, so Boussiba. Er erinnert sich lächelnd daran – „Nur die Ruhe bewahren, es läuft doch immer etwas schief. Das war eine gute Lehre für mich“.

Appsee Team

Zahi Boussiba und das Appsee Team. Bildquelle: http://liorasun55.livejournal.com/

 

Zahi Boussiba ist 32 Jahre alt und hat ein sonniges Gemüt. Er macht viele Witze und lächelt offen. Die Armee interessierte ihn eigentlich nicht sonderlich, dennoch wuchs das Interesse an seiner Person von Seiten der Armee bereits in seiner Schulzeit. So kam es dann auch, dass Boussiba ein Militärstipendium für seine Ausbildung in Informatik an der Universität Ben Gurion bezahlt bekam.

Boussiba diente nicht in der Einheit 8200, aber in einer ähnlich ausgerichteten Technologie-Einheit. Die Namen solcher Einheiten bleiben in der Regel ungenannt und weites gehend von der Öffentlichkeit ausgeschlossen. Bereits zu Armeezeiten fand Zahi Boussiba treue Weggefährten, wie beispielsweise auch Yoni Duek.

Appsee – Technologie

Bei der Appsee handelt es sich um ein Analyse-Tool für mobile Anwendungen und ist eigentlich die zweite Idee der Beiden. Zuerst versuchten sie eine Anwendung zur Erfassung von Benutzerdatenspeicherung in den Shops zu entwickeln. Letztendlich konnte man die Notwendigkeit einer solchen Lösung nicht verkaufen. „Manager von Klamottenshops kümmern sich mehr um die Ware, als das sie sich um Anwendungen in Social Media kümmern würden“, sagt Boussiba. Das interessiert sie nicht.

Appsee - Story

Von seinen Missgeschicken mit dem ersten Projekt haben Armee Kameraden gelernt, und im Juni 2012 einen Prototyp von Appsee ins Leben gerufen, mit dem sie bei TechCrunch landeten und die ersten Nutzer bekamen.

Dennoch kam die Entwicklung ins Stocken. Zahi Boussiba wandte sich an seinen ehemaligen Kommandeur aus Militärtagen und Duek an seinen, die entsprechend bei Google und eBay Top-Manager waren. Dank ihren Tipps kam es dazu, dass 2014 die ersten Großinvestoren mit Kapital in das Unternehmen kamen. Das waren Giza Venture Capital und ein Business-Angel Moshe Lichtman mit 1 Millionen US-Dollar. In einer zweiten Investorenrunde kamen weitere 2 Millionen US-Dollar auch über Flint Capital hinzu.

Heute zählen rund 300 Unternehmen zu den Kunden von Appsee. Jeder dieser Kunden zahlt für die Dienstleistungen zwischen 400 und 5000 US-Dollar. In der Hauptsache sind das amerikanische und britische Unternehmen.

Die Armee brachte Boussiba mit seinem Geschäftspartner, Investoren und Mentoren zusammen, hat ihn an die Technologie gestoßen. Appsee arbeitet auf dem Weltmarkt für große Daten, der im Jahr 2015 mit 16,9 Mrd. US-Dollar bewertet wird. Mit Analytics für mobile Anwendungen beschäftigen sich auf dem Markt über 40 Unternehmen, aber Boussiba ist überzeugt, dass sein Dienst einen besseren Job als die Konkurrenz leistet und bessere Ergebnisse liefert.

Tel Aviv. Bildquelle: flickr / Sostenes Mendes / CC BY 2.0

Tel Aviv

Wenn man alleine Jerusalem mit Tel Aviv vergleicht, werden die Unterschiede am deutlichsten. Auf der einen Seite orthodoxe Juden aus Jerusalem, auf der anderen Seite die lebensfrohen Menschen aus Tel Aviv, die in Luxus-Wohnungen wohnen, das Nachleben schätzen und bei denen eine Vielfalt an unterschiedlichen Lebensentwürfen gleichberechtigt bestehen.

 

Weitere Beispiele aus dem 8200-Pool

Google kaufte sich bei "Waze" ein und das gerade mal nach fünf Jahren nach Unternehmensgründung. Die Gründer bei Waze sind Uri Levin, Ehud Shabtai und Amir Shinar, die in der Vergangenheit bei der Einheit 8200 waren.
34 Millionen User sind bereits auf der Plattform für die Erstellung von Websites "WIX" registriert, die 2006 ins Leben gerufen wurde. Die Gründer Nadav und Avishai Abrahami sowie auch Giora Kaplan sind wieder mal ehemalige Angehörige der Einheit 8200.
Insgesamt sind das 75 Unternehmen, die am "8200 EISP", einem Accelerator für Startups, gegründet von ehemaligen Experten der militärischen Einheit 8200, teilgenommen haben. Insgesamt wurden hier 400 neue Arbeitsplätze auf dem IT-Sektor geschaffen und 180 Millionen US-Dollar an Investitionen akquiriert.
 

The Unit

"Bis zu diesem Tag war die Einheit der Mittelpunkt meines Lebens. Die Einheit war etwas Einzigartiges und dort konnte man wunderbare Menschen treffen. Dort fand ich Entschlossenheit, Stärke und Glauben. Ich war mit einer riesigen Menge an Verantwortung und Lebensfragen betraut. Im Gegenzug gab ich meine gesamte Energie in die Arbeit hinein. Nirgendwo anders außer in Israel wurde die Armee zu einem solchen Inkubator für IT-Startups"“, so Yoel Gat, einer der Gründer von Gilat Satellite Networks.

Er verbrachte 13 Jahre in der Armee, um dann zusammen mit militärischen Freunden ein millionenschweres Unternehmen zu gründen. "Damals hatten wir nichts, außer dem Vertrauen, dass unser Team aus den besten Mitarbeitern besteht" – sagt er.

Was ist das Geheimnis von Unit 8200? Technologische Abteilungen bei der Armee und Geheimdiensten gibt es in allen Ländern der Welt, in den Kasernen werden Freundschaften für das Leben geschlossen. Aber nirgends, mit Ausnahme von Israel, wurde die Armee zu solch einem großen Start-up-Inkubator. Wieso?

Nichts ist unmöglich

"Die Armee erzieht Unternehmer", - sagen ehemalige Militärs.
Es wird also behauptet, dass eine militärische Struktur, wo alles auf einer starren Hierarchie und Disziplin beruht, also Dutzende von freigeistigen Menschen produziert, die bereit sind, zu experimentieren und komplexe Probleme zu lösen, sowie auch darüber mit den Vorgesetzten zu diskutieren und zu argumentieren. Kann es wirklich wahr sein?

Als Zahi Boussiba 24 Jahre alt war, hat er bereits ein Team von fünfzehn Soldaten angeführt. Die Jungs, die direkt nach der Schule in die Armee kommen, beginnen eine solche Verantwortung bereits mit 18 Jahren zu übernehmen. Drei Jahre lang wird ihnen beigebracht, dass nichts unmöglich ist.

Eine starre Befehlskette in der israelischen Armee wurde durch das Konzept der "persönlichen Verantwortung für die Informationen" ersetzt. Das Konzept wurde nach dem Jom-Kippur-Krieg im Jahr 1973 eingeführt, als Ägypten und Syrien Israel am Fest der Trauer und Reue „Jom Kippur“ angegriffen haben. Es wird angenommen, dass der Geheimdienst über den bevorstehenden Angriff Bescheid wusste, war aber nicht in der Lage die obersten Kommandeure darüber in Kenntnis zu setzen.

Sechs Tage lang war Israel am Rande der Zerstörung, und nach dem Krieg wurde eine neue Regel gesetzt: Wenn man eine Meinung hat, obgleich sie sich von den anderen Meinungen unterscheidet, muss man es aussprechen, unabhängig vom Rang und Position. Man sollte seine Ansicht nicht nur weiterleiten, sondern unbedingt feststellen, dass darauf reagiert wurde.

Daher stirbt in technologischen Abteilungen eine gute Idee nicht im Kopf des Entwicklers, wenn er weiß, dass diese in der Lage ist, die Technologie zu verbessern. Der Entwickler wird versuchen, ihre Umsetzung zu erreichen. Mit dieser Einstellung ist man in der Lage, hervorragende Unternehmen zu schaffen.

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