Wie finanzieren sich und wie viel verdienen Torrent-Tracker? Nicht wenig, aber als Betreiber einer Torrent Plattform hat man kein leichtes Leben
Ein Leben auf der Flucht! Die Polizei im Nacken und mit einem Bein steht man im Gefängnis. Das nicht immer einfache Leben der Macher von Torrent-Plattformen.
Torrent-Tracker: Besucherzahlen und Statistiken
Nach Similar Web sind die drei Platzhirsche bei den US-amerikanischen Torrent-Trackern: "Kickass", "The Pirate Bay" und "Extratorrent". Sie rangieren im weltweiten Ranking der Websites immerhin auf den Plätzen 48, 133 und 220. Die Gesamtbesucherzahl liegt bei den Torrent-Trackern bei 146 Millionen Besuchern pro Tag oder 53 Milliarden Besuchen im Jahr!
Das Consulting Unternehmen Go Globe hat festgestellt, dass durch Online-Piraterie jedes Jahr mehr als 71.000 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren und sich der Verlust für die Wirtschaft auf mehr als 10 Mrd. US-Dollar beläuft. Das nur in den Vereinigten Staaten. Die beliebtesten Torrent-Inhalte sind Pornofilme, TV-Shows und Spiele.
Inhaber von Torrent-Sites verdienen ihr Geld auf drei verschiedene Arten: Werbung, Verkauf von Usern-Kontaktinformationen und in geringen Teilen auch durch Spenden. Trotz verbreiteter Meinung, dass sich Torrents im hohen Maße durch Spenden finanzieren, ist die Bereitschaft bei den Nutzern sehr gering ausgeprägt, da sie die Inhalte prinzipiell kostenlos erhalten möchten und nicht bereit sind auch nur geringe Beträge dafür zu spenden.
Torrents Monetarisierung
Das Problem von Torrents besteht allerdings darin, dass trotz hoher Verluste von Wirtschaft, die eigenen Verdienste bei weitem nicht so hoch ausfallen.
"Inhaber von Torrent-Sites verdienen ihr Geld auf drei verschiedene Arten: Werbung, Verkauf von Usern-Kontaktinformationen und in geringen Teilen auch durch Spenden", so der Webentwickler Vishnu Muchhal.
".. Trotz verbreiteter Meinung, dass sich Torrents im hohen Maße durch Spenden finanzieren, kann man sagen, dass die Bereitschaft bei den Nutzern sehr gering ausgeprägt ist, da sie die Inhalte prinzipiell kostenlos erhalten möchten und nicht bereit sind auch nur geringe Beträge dafür zu spenden",- behauptet Quora.
Trotzdem versuchte man an die Spendenbereitschaft der Nutzer zu appellieren, so dass die Spenden auch in Bitcoins bezahlt werden können. Einer der ersten, die das gemacht haben, waren "The Pirate Bay". Hintergrund des Bezahlens mit der Grauzonen-Währung des Internets Bitcoins, dürfte sicherlich der Umstand gewesen sein, dass man dieses Geld sehr viel schwerer zurückverfolgen kann.
2013, als das passiert ist, informierte Recording Industry Association of America das Amt des US-Handelsbeauftragten über die bevorstehende Bedrohung. Vertreter der Musikindustrie befürchteten, dass die Bitcoins nicht nachverfolgbar sind.
Bitcoins
"Zahlreiche Aufsichtsbehörden und auch Banken, die auskunftspflichtig sind – eben das entfällt bei den Bitcoins komplett". – Aus dem von Recording Industry Association of America an die Aufsichtsbehörde verfassten Text.
Torrent-Tracker, Spenden, Bitcoins
Bitcoins zurückzuverfolgen ist wirklich schwer, aber die Einsicht in eine Bitcoins-Börse ist unkompliziert. Für eine Übersicht über alle Transaktionen von einer Bitcoin-Börse muss man einfach auf blockchain.info gehen und dort die frei zugängliche Nummer der Börse eingeben.
Das machten auch die Redakteure von Torrent-Freak. Sie untersuchten den öffentlichen Link der Bitcoin-Börse von The Pirate Bay auf der Website und stellten fest, dass die Höhe der Spenden bis Mai 2016 gerade mal 8,81 Bitcoins betrug. Nach dem aktuellen Wechselkurs zum Dollar-Betrag von Bitcoins sind es z.Zt. um die $ 6.000.
Im Vergleich dazu schnitt Kickass in Sachen Spendeneinnahmen mit ca. 500 US-Dollar noch schlechter ab. Extratorrent hat in 3 Jahren 4.4 Bitcoins oder $2.030 verdient – ein bisschen mehr als 1$ pro Tag.
Natürlich sind die Spendeneinnahmen nicht mit den Werbeeinnahmen zu vergleichen. Direkte Vergleichszahlen sind auch nicht so einfach zu erhalten, da sich die Torrent-Plattformen auch hier bedeckt zeigen und keine Zahlen offen legen.
Im Februar 2009 wurde der Prozess gegen die vier Gründer von The Pirate Bay eröffnet, wodurch die Zahlen öffentlicher wurden.
Die Kläger waren die Rechteinhaber, die sich durch die Raubkopien in ihrem Recht beeinträchtigt sahen. Demnach wurde die Einnahmen der Torrent-Plattform The Pirate Bay auf drei Millionen US-Dollar jährlich geschätzt. Die US-amerikanische Motion Picture Association schätzte die Einnahmen sogar auf fünf Millionen US-Dollar pro Jahr ein.
Das stand im Gegensatz zu denen von der Staatsanwaltschaft geschätzten Einnahmen, die nur 170.000 US-Dollar betragen sollen. Die Verteidiger von The Pirate Bay haben das Jahreseinkommen mit 100.000 bis 112.000 US-Dollar jährlich beziffert, was nur ungefähr den Kosten für die Bereitstellung und Server entspricht.
Anonyme Befragung 2012
Ende 2012 wurde eine anonyme Befragung unter Torrent-Sites durchgeführt, bei denen man völlig anonym über Monetarisierung und Gewinne befragt wurde. Im Ergebnis sind die Gewinnerwartungen dort unter dem, was gemeinhin angenommen wird und die Macher geben zumindest an, dass sie von Freiwilligen stark unterstützt werden und die eigentliche Sache über die Gewinnerzielungsabsichten stellen. Ganz so selbstlos, wie das in der Selbstdarstellung angegeben wird, ist es sicherlich nicht.
Torrent-Sites verdienen zumindest durch die Werbeeinnahmen eine erhebliche Menge Geld. Zu den profitabelsten zählte sicherlich "Ninjavideo", das sich 2010 ebenfalls mit einer Klage konfrontiert sah und geschlossen wurde. Im September 2011 wurde eine der Gründer, Anna Bechara, auf 22 Monate Haft verurteilt, 2 Jahre anschließende Bewährungsfrist und eine Zahlung von über 200.000 US-Dollar. Ein zweites Mitglied, Justin Dedemko wurde zu einer Geldstrafe von 58.000 US-Dollar verurteilt.
Nicht viele wissen oder denken darüber nach, wer eigentlich die illegalen Inhalte hochlädt. Laut einer Studie von Ruben Kuvasz und Sebastian Kahn, werden 67% des Inhalts von einer kleinen Gruppe von Menschen in die Torrents ausgelegt – von etwa 100 Personen.
Torrentfreak John
John ist in der Szene zu einem Sinnbild für die Torrent-Mitglieder geworden. John ist nicht sein richtiger Name. Er gilt in der Szene als einer der größten Vertreiber von Filmen und Serien über Torrent-Sites. John erzählt gelegentlich in Foren von seinem aufregenden Leben als Torrenter. Die Ausgabe „TorrentFreak“ sprach mit John Ende Oktober 2015.
Eines Tages wollte ich einen Film sehen...
"...und konnte nicht ins Kino. Ich begann bei Google nach Links zu suchen und kam auf "TVShack" (eine bereits durch Urheber geschlossene Website mit den Links zu Torrent-Downloads). Einige Zeit später fand ich heraus, dass man durch Uploads Geld verdienen kann. Für Tausend Aufrufe meiner Links verdiene ich zwischen 1 und 2 US-Dollar."
"Jetzt verfüge ich über einen beträchtlichen Pool von ca. 200.000 Filmen, die ich auf 12 Torrent-Plattformen anbieten und Geld verdienen kann. Ja, ich verdiene nicht schlecht."
Monetarisierung von Torrent-Sites, Bericht 2014
Der letzte große Bericht über Monetarisierung von Torrent-Sites kam im Februar 2014 heraus. Untersucht wurden 596 der größten Pirate-Websites, um herauszufinden, wie viel in diesem Bereich verdient wird.
Unterteilt wurde in drei Kategorien: 1. Site mit mehr als 5 Millionen Besucher pro Monat; 2. Mittlere Sites, die zwischen 1 bis 5 Millionen Besucher monatlich aufweisen und 3. Kleinere Sites, die weniger als 1 Millionen Besucher im Monat aufweisen. Insgesamt verdienten die 596 Sites rund 227 Millionen US-Dollar alleine durch Werbung im Jahre 2014.
Mehr als die Hälfte der Werbeeinnahmen entfallen dabei auf die 30 größten Torrent-Plattformen, von denen jede im Durchschnitt jährlich 4,4 Millionen US-Dollar über Werbung generieren. Manchmal verdienen auch die kleinsten Websites über $100.000 jährlich, steht im Bericht.
Auch bei der Gewinn- und Verlustrechnung schneiden die Sites besser ab, als andere Branchen, denn es bestehen eher geringe Kosten, da Torrent-Sites keine Inhalte speichern, sondern nur darauf verweisen, so dass keine große Serverkapazität nötig ist.
Von McDonalds bis Amazon – die wichtigsten Werber auf Torrent-Sites
Trotz Probleme mit den Urhebern sind circa 30 Prozent der Werbetreibenden Premiummarken und Weltmarken, darunter Unternehmen wie Amazon, American Express, Dell, Ford, Lego oder auch McDonalds.
Dennoch sind auch große Kunden in der Werbung kein Garant dafür, dass auch kostendeckend gearbeitet werden kann, da tun sich die Kleineren noch schwer.