Wie kann man es schaffen, mit einem halb gefüllten Wasserglas ein völlig verdrecktes Fahrrad zu reinigen? Die Fahrradwaschanlage cycleWASH im Herzen von Köln-Nippes schafft das. Wir durften Sachin Kumar, den klugen Kopf hinter der Maschine einmal interviewen
Das Besondere an der Fahrradwaschanlage ist aber, dass man mit 100ml Wasser ein Fahrrad sauber bekommt oder eben mit einem Putzeimer voll Wasser ganze 100 Fahrräder waschen kann. Außerdem arbeitet die Anlage extrem energiesparend, ist mobil und kann im Kofferraum eines Autos transportiert werden. Hinter der Erfindung steckt der Ingenieur Sachin Kumar, der zuvor Steuerungen für Luftschiffe und automatisierte Roboter entwickelt hat - wie wir finden, eine beeindruckende Unternehmerpersönlichkeit. Hier das ganze Interview mit Sachin Kumar und Vitaliy Malykin vom Digital Marketing Magazin:
Fahrräder in einer Waschanlage waschen
V: Ich bin jetzt bei Sachin Kumar und ich möchte Dir eines sagen: über deine Erfindung - cycleWASH – eine Fahrradwaschanlage, ist genug gesprochen und berichtet worden.
Ich möchte heute viel mehr über Dich, als über dein Baby sprechen, weil hinter jedem fertigen Produkt immer viel Arbeit und ein kluger Kopf steht. Als Erstes möchte ich gerne von Dir erfahren, wie Du auf die Idee gekommen bist, Fahrräder in einer Waschanlage zu waschen?
S: Ich war begeisterter Fahrradfahrer und mein Problem waren verdreckte Räder, die ich in der Stadt nicht reinigen konnte. Ich wohnte in einer kleinen Wohnung und es gab keine Möglichkeit, am Wohnort mein Rad vernünftig zu reinigen.
Ich hatte ein wirklich tolles Mountainbike und wollte das richtig pflegen. Es gab zwar Hochdruckreiniger, aber die meisten haben das in der Zeit mit Lappen und Eimer gereinigt und das hat sicherlich 40 Minuten gedauert und ich dachte mir damals schon, dass es da doch etwas geben müsste, was schnell, gründlich und zeitersparend sein könnte. Da müsste es doch etwas geben, aber leider gab es da rein gar nichts.
Es gab zwar voluminöse Anlagen, die aber so groß wie Autowaschanlagen waren und irgendwie zusammengebastelt aussahen, also keineswegs ein fertiges und vor allem durchdachtes Produkt darstellten.
Es gab also nichts und ich bin ja selber auch Maschinenbauingenieur und Mechatroniker. Ich dachte mir, komm lass mich erst einmal etwas zeichnen, um eine erste Idee zu bekommen, wie so etwas aussehen könnte. Dann habe ich also gezeichnet und dabei habe ich mir gedacht, das ist interessant und so komplex ist das wiederum auch nicht, lass uns mal ein Holzmodell bauen und schauen, ob das überhaupt etwas wird.
Dann habe ich in meinem Hof ein Holzmodell gebaut und ein Fahrrad genommen und auf die Schiene drauf gestellt und mir dann gedacht, auch eine noch so kleine und kompakte Anlage kann prinzipiell ein Fahrrad reinigen. Die ist so kompakt, dass man sie sogar noch zuklappen kann und das Ganze ideal zu transportieren ist. Die Grundidee war sowieso von Anfang an, etwas zu konzipieren, was man auch mitnehmen kann. Und dann kam dieser Aha-Effekt, keiner hatte bis dato weltweit so etwas erfunden.
V: Wenn ich das richtig verstehe, gab es schon Fahrradwaschanlagen, aber die hatten eben nicht diesen mobilen Aspekt?
S: Genau, alles war unter dem Umweltaspekt fatal , das waren alles Energiefresser und Anlagen, die viel zu groß und auch zu teuer waren. Und, das kann ich mit gutem Gewissen einmal sagen, es gibt keine Waschanlage für Fahrräder, die ein annähernd auch nur so gutes Waschergebnis aufweisen würde.
V: Die verbrauchen wahrscheinlich alle viel Energie und Wasser. Du sagst, es wird nur 100ml Wasser pro Fahrrad waschen verbraucht. Das würde bedeuten, mit einem 10 Liter Putzeimer voll Wasser kann man 100 Fahrräder waschen?
Im eigentlichen Sinne wird kein Wasser verbraucht
S: Ja, das ist definitiv so. Es wird immer wieder das gleiche Wasser benutzt, es wird aufbereitet und wenn das Fahrrad aus der Anlage fährt, dann nimmt das immer etwas Wasser mit und das sind genau diese 100 ml Wasser, von denen wir sprechen.
Im eigentlichen Sinne wird kein Wasser verbraucht. Es kann sein, dass das Rad einiges an Wasser nimmt oder es den einen Spritzer links oder rechts gibt, aber das war es im Prinzip. Das meiste Wasser verbleibt im geschlossenen Kreislauf innerhalb der Anlage. Wir haben es tatsächlich gemessen und nach 20 Fahrrädern sind wir auf 400 ml gekommen.
cycleWASH. Der Anfang
V: Kannst Du ein bisschen ausführlicher darauf eingehen. Wann war das, als die Idee entwickelt wurde? Wann war der eigentliche Start zu cycleWASH, sprich, wann es gestartet wurde. Wie alt ist die Idee?
S: Meine Tochter ist 2015 geboren, und ich war in der Elternzeit und kam auf die Idee und dann habe ich gezeichnet. Sagen wir mal, eine Woche nachdem sie geboren wurde, hatte ich den fertig gezeichneten Entwurf auf dem Tisch. September 2015 gab es die erste Zeichnung.
V: Ich habe in einem Deiner Interviews gelesen, dass dieser Entwurf eng mit der Geburt Deiner Tochter in Zusammenhang stand und das Du Elternzeit und somit Zeit hattest.
S: Eine Woche nach der Geburt hatte ich die Zeichnung, einen Monat später stand ich vor dieser Holzkiste. Die Holzkiste war nur zu dem Zweck, um zu sehen, wie das Ganze in seiner Abmessung auf Fahrräder abgestimmt war. Es gab zu diesem Zeitpunkt keine Wasser- und Reinigungstechnik.
V: Du hattest aber einen Job vor der Elternzeit. Hattest Du diesen unternehmerischen Geist schon immer gehabt, wolltest Du das schon immer – etwas Eigenes zu haben oder war das eher Zufall? Viele wissen, dass es doch schon sehr schwierig ist, einen solchen Schritt zu wagen und in die Selbstständigkeit zu gehen. Es gibt ja keine 100-prozentige Sicherheit auf den Erfolg einer Idee. Eine eigene Entwicklung, die danach auch ernsthaft am Markt seinen Platz findet. Denkst Du, dass Du immer schon ein Unternehmertyp warst?
S: Ich bin in einer Unternehmerfamilie in Indien aufgewachsen. Mein Großvater hat in Indien der 60er Jahre selber einen Betrieb geführt. Wir hatten damals auch deutsche Ingenieure im Unternehmen, die Anlagen in Betrieb genommen und stolz auf die deutschen Maschinen waren. Ich bin damals auch schon in einer Maschinenbaufabrik aufgewachsen, die 350 Mitarbeiter hatte. Ich konnte schon mit 14 Jahren alle Maschinen in der Fabrik bedienen, von der Schleif- bis hin zur Fräsmaschine.
Dann hat mein Vater die Firma vom Großvater übernommen, nachdem der Großvater als 43-jähriger einem schicksalhaften Unfall erlag. Da war mein Vater gerade einmal 18 Jahre und ging noch zur Schule. Er hat dann das Unternehmen von jetzt auf gleich weitergeführt. Das war vielleicht mit ein Grund, warum ich für ein Maschinenbaustudium nach London gegangen bin. Der Grund war, dass ich mir nicht vorstellen konnte, unter meinem Vater zu arbeiten (lacht).
Nach dem Studium bin ich hier in Deutschland hängengeblieben und habe als Ingenieur gearbeitet. Ich habe mich sehr für IT interessiert und suchte eigentlich immer etwas Eigenes in Richtung Anlagenbau. Der Grund, warum ich nach Deutschland gekommen bin, stammte noch aus der Zeit, als mein Großvater so sehr von deutschen Maschinen begeistert war.
"Mein Großvater hatte mir damals gesagt, wenn Du Maschinenbauingenieur werden möchtest, dann geh in dieses Land – nach Deutschland!"
Dann war ich plötzlich hier in Deutschland, mit dem sprichwörtlichen Rucksack voller Hoffnungen und mit den Geschichten über Deutschland im Gepäck, die ich aus Kindertagen her kannte. Von dem Moment an, wo diese Holzkiste vor mir stand, kam bei mir dieser Aha-Effekt und der eigentliche Entwicklergeist.
Ich dachte mir, wenn das klappt, kann das wirklich groß werden. Dann habe ich viel Energie da rein gegeben und nicht aufgegeben. Ich bin der Meinung zwischen den Leuten, die die Welt verändern wollen und denen, die etwas wirklich bewegen, ist der Unterschied eigentlich der, dass die nicht aufgeben. Das ist ein kleiner aber entscheidender Unterschied.
"Du bist frustriert und kommst nicht weiter, viele geben dann einfach auf! Ich sage immer, schlaf, morgen ist ein neuer Tag und du findest eine Lösung. Und so ging das bei mir immer weiter und das ging so über zwei Jahre."
Deutschland
V: Sag mal wann bist du nach Deutschland gekommen?
S: Ich bin 1999 nach Deutschland gekommen. Ich konnte kein Deutsch und nur Englisch und bin heute der Firma noch dankbar, für die ich in Deutschland als Ingenieur gearbeitet habe.
Eigentlich hatte ich ja vor zu promovieren. Das war so, dass ich mich in London als Doktorand angemeldet hatte und ich hätte hier in Deutschland angefangen. Ich habe einen Arbeitsvertrag bekommen, das war in einem Forschungszentrum und dort haben wir Roboter gebaut, Marsroboter, das war die Aufgabe.
Ich hatte auch im Zeppelinwerk ZF in Friedrichshafen gearbeitet. Dort habe ich beispielsweise die Fluglage Regelung bei der FH-Weingarten als Forschungsprojekt gehabt. Das war eine sehr komplizierte Sache und wir haben wirklich autonome Roboter entwickelt und dort eigebettet, hätte ich auch meine Doktorarbeit verfasst, von London aus, bezahlt in Deutschland vom Job.
Zu der Zeit hatte ich auch eine wichtige Messe, dazu kam im Jahr 2000, dass ein Unternehmer in Ravensburg, die von mir entwickelten autonomen Roboter von der Messe CEBIT aus in Hannover gesteuert hat. Das hat ihn so begeistert, dass er mir auf der Stelle einen Job angeboten hat.
V: Und seitdem bist Du bei der Firma?
S: Das macht dann 20 Jahre in Deutschland.
V: Den Doktortitel hast Du nicht?
S: Das ist das Einzige was mir wehtut. Aber jetzt bin ich zu alt dafür. Das bereue ich fürs Leben. Mir fehlt mein Doktortitel. Ich gebe doch sonst nicht auf, das passt einfach nicht zu mir. Hätte ich lieber meinen Doktortitel gemacht, ist ein bisschen blöd gelaufen, aber gut. Weil die Sache ja die ist, dass ich normalerweise nicht aufgebe.
V: In einem Deiner Interviews hast Du gesagt, dass Du Deinen ersten öffentlichen Auftritt mit der Maschine am 24.4.2016 in Mainz gehabt hast. Das heißt, es sind im Grunde einige wenige Monate vergangen, seit deine Idee geboren wurde, bis zum reifen, fertigen Produkt, welches du sogar einer breiten Öffentlichkeit präsentiert hast. Das ist aber erstaunlich schnell für eine so komplexe Maschine, nicht wahr?
Fahrrad reinigen?
Die Tür geht plötzlich auf, Kumar steht auf, blickt in Richtung Türe und fragt: "Fahrrad reinigen?"
Sachin steht auf und unterbricht das Interview, um einen Kunden zu bedienen, der sich ganz gezielt zum Fahrradreinigen nach Nippes zur Waschanlage aufgemacht hat. So geht das am Samstag immer zu, mal mit mehr Kunden, mal sind es weniger.
Aus der Werkstatt hört man die Maschine arbeiten. Kumar nutzt auch hier die kurze Zeit des Waschvorgangs, um beim Kunden zu erfragen, wie er von der Waschanlage erfahren hat. Die Antwort lautet: "Facebook".
Kumar mag seine Kunden und versucht mit kleinen Fragen, diese noch besser zu verstehen. Marketingfachleute würden hier von der Zielgruppe am Point of Sale sprechen, für Kumar scheint es aber ein Teil seiner Unternehmensphilosophie zu sein und das nehme ich ihm wie keinem anderen einfach ab.
"Das macht das kleinteilige Geschäft mit der Fahrradwaschanlage aus - der Kunde geht auch hier vor."
Dass hier alle gleichrangig behandelt werden, vom Radfahrer, über die Medien oder auch Franchisenehmern, lässt mich verwundern, aber das ist wohl auch etwas, was Kumar so sympathisch macht und vielleicht auch Teil seines Erfolgsrezepts darstellt.
Der Bau einer Maschine
Der Kunde ist weg, wir machen mit dem Interview weiter.
V: Also, ich wiederhole die Frage: Du hast gesagt, irgendwo im Herbst 2015 ist die Idee mit dem Holzmodell entstanden. Dann kam Dein erster Auftritt in Mainz. Wie hast Du es so schnell geschafft? Das ist so schnell. Wie sah die erste Maschine aus, war sie vereinfacht?
S: Der Bau einer Maschine ist wie das Zusammenspiel in einem Orchester. Das heißt, nach diesem Holzprototyp hatte ich die Maschine in meinem Kopf schon halbwegs fertig. In meinem Kopf habe ich schon gesehen, wie sich die Bürsten drehen, ich habe gesehen, wie das Fahrrad vorbeigeführt wird. Ich habe immer wieder und wieder gedanklich diese Maschine gesehen und gedanklich vorweggenommen.
Dann habe ich in einem 3D Programm gezeichnet und daraufhin habe ich Kontakt zu Herstellern und Industrien in Deutschland aufgenommen, bei denen es um die Teile ging und die Teile waren verfügbar. Mir ist sehr schnell klar geworden, Gott sei Dank bin ich hier in Deutschland. Wäre ich in Indien oder woanders gewesen, wäre diese Maschine nicht möglich gewesen. Ich bin im Endeffekt an die Teile gekommen und musste nur noch die Endmontage machen.
Die erste Prototypanlage, die dann auch schon annähernd die Form der heutigen Anlage hatte, für die habe ich dann auch ein Gebrauchsmusterschutz beantragt. Mein Patent habe ich am 28.10.2015 angemeldet.
Anschließend habe ich angefangen zu zeichnen und fertig war die Anlage Anfang April. Bis zum letzten Moment, habe ich vor der Präsentation an der Anlage getüftelt. Damals war das auf der Terrasse meiner Eigentumswohnung.
Vor Mainz fiel dann noch eine Bürste aus, so dass ich mir an diesem Abend noch nicht ganz darüber im Klaren war, ob ich zum Event gehen könnte oder nicht. Ich habe mich aber doch dazu entschieden. Am nächsten Tag ging es um 5:00 morgens los. Mittlerweile gilt mein Patent weltweit.
Wie schafft man es als Neugründer auf das Straßenfest bei der Stadt Mainz zu kommen?
V: Dieser Event in Mainz. Du warst ja ein Neugründer. Wie schafft man es bei der Stadt Mainz auf das Straßenfest zu kommen?
S: Ich kannte jemanden, der mir den Kontakt zur Stadt Mainz gemacht haben. An diesem Tag hatte es geschneit, aber ich konnte mit der Fahrradwaschanlage trotz Schnee circa 60 Fahrräder waschen. Die Maschine hat durchgehalten. Eine Bürste hat versagt.
V: Gab es Erkenntnisse aus dieser Veranstaltung?
S: Die Erkenntnisse des Prototyps waren, das Prinzip hat funktioniert, das Waschergebnis konnte nicht ganz überzeugen. Wichtig war auch, dass man direkt verstanden hat, dass es eine Fahrradwaschanlage ist und selbst den Kindern war das direkt klar. Alle waren neugierig und standen um meinen Stand herum.
Wichtig war es auch, eine komplette Bandbreite unterschiedlicher Fahrräder zu waschen, um zu sehen ob es auch hier Unterschiede gibt. Die kommen mit zig unterschiedlichen Rädern. Wir haben an diesem Tag viele Werte ermittelt, die immer wieder in die Entwicklung der Anlage geflossen sind.
Wir haben an diesem Tag viele Werte ermittelt, die immer wieder in die Entwicklung der Anlage geflossen sind. Nach jedem Event habe ich in der Folge immer noch bis Mitternacht gearbeitet und die Anlage verbessert.
V: Kannst Du mir vielleicht etwas über Deine Bauchlandungen erzählen und das, was Dir sicherlich in der Anfangszeit schlaflose Nächte bereitet hat? Hast Du an dem Ganzen gezweifelt? Hattest Du viele schlaflose Nächte?
S: Ich habe sehr gut geschlafen. Wir haben viel gearbeitet, so dass man körperlich immer müde war und gut schlafen konnte. Schlaflose Nächte im Sinne von Sorgen: Jeden Tag gab es eine Herausforderung, jeden Tag haben wir gekämpft. Diese Anlage hat 2400 mm und jeder Millimeter davon war eine Herausforderung.
"Jeden Tag gab es eine Herausforderung, jeden Tag haben wir gekämpft."
V: Hattest Du nie Sorgen mit Behörden und im Kontakt mit Kunden?
S: Ich kann immer Gott nur danken, dass mir so viele Menschen geholfen haben. Ich war sehr überrascht, wie mir die Leute beim Ein- und Ausladen geholfen haben. Die haben mir auch Kraft gegeben weiterzumachen. Du hast ständig Kundenkontakt und mit Menschen zu tun. Mir als Einzelunternehmer stehen tausende von Menschen gegenüber, die das erst möglich gemacht haben.
"Eine Maschine ist so komplex, wie das Zusammenspiel in einem Orchester."
Patente und Finanzierung
V: Wie stand es um die Finanzierung? Was war das Teuerste an einer solchen Entwicklung?
S: Ich komme aus einer Unternehmerfamilie, ich habe eine reiche Mutter (lächelt)
V: Also eigenfinanziert?
S: Wir kommen aus einer Unternehmerfamilie. Damals wollte ich nicht unter meinem Vater arbeiten. Das Unternehmen wurde verkauft, das Geld hatten wir dann und jetzt investiere ich in mein eigenes Ding.
V: Du sagst, Du hast Patente?
S. Da gab es einen Artikel bei der IHK Köln, wo über meine Patente geschrieben wurde. Das war eine Coverstory. Aber ich zähle das noch einmal auf.
- Ich habe das deutsche Patent angemeldet, ich wollte nicht, dass mir einer das Design klaut.
- Dann habe ich zwei Tage davor mein Gebrauchsmuster europäisch, das heißt die Form und das Logo geschützt.
- Ich hatte das Logo, das Trademark, das alles registriert wurde.
- Dann hatte ich das internationale Patent weltweit angemeldet.
- Dann habe ich alle Domains weltweit gekauft, die mit Cyclewash waren.
- Ich habe zwei weitere Patente, für zwei unterschiedliche Varianten für die Maschine.
V: Wie geht das? Über einen Anwalt in Patentrecht?
Presse und Medienecho
V: Was mir zum Marketing aufgefallen ist... Blickt man auf die Website, wird man im Bereich Presse auch die sehr namhaften Medien aus Presse und Fernsehen entdecken, die sich so manch anderer Unternehmer nur wünschen würde. Wie hast Du es geschafft, so ein Medienecho zu erzeugen?
S: Ich war sehr viel auf Events , dann erscheinst Du in Tageszeitungen . Es ist nicht nur zum Testen, sondern es ist auch in Sachen Media sehr wichtig. Die Presse kommt und macht Fotos.
Ich war aber auch selber auf vielen Messen, alles Fahrradmessen. Ich war oft bei der Messe Eurobike, einer der wichtigsten in Friedrichshafen. Ich kenne viele Firmen, die dort lange auf einen Stand warten. Mittlerweile war ich schon dreimal dort. Ich habe eine Primelocation hinter einem Topanbieter bekommen. Darüber hinaus bin ich dort auch Serviceanbieter geworden, sprich ich wasche dort die Testräder. Dadurch bekomme ich alleine sehr viel Medienpräsenz.
V: Also Events und Messen sind wohl Dein Geheimrezept?
S: Auf Messen zu gehen und alleine zu sein, ist ein verdammt hartes Geschäft und ich bin überzeugt davon, dass das kaum ein anderer in Eigenregie lange durchhält. Events sind wichtig, ich war auf wichtigen Messen, ich habe Kampagnen über eine PR-Agentur laufen lassen, die veröffentlichen auch auf Portalen, das sind Pressemitteilungen und ich habe auch sehr viel Geld und Zeit in die Website gesteckt.
Auf Messen zu gehen ist ein verdammt hartes Geschäft
Bis wir mit der Website dahin gekommen sind, habe ich sicherlich 20 Mal die Site geändert. Sie ist sehr clean. Social Media mache ich auch, auch Google Adwords.
V: Social Media müsste sehr gut funktionieren, da es bei Dir ein sehr visuelles Produkt ist.
S: Ja, wir haben Posts mit teilweise 1800 Likes.
Wer ist eigentlich der Mann am Tisch?
Als ich Sachin's Werkstatt in Köln-Nippes betrat, bemerkte ich einen Mann, der am Tisch nebenan saß. Nach einem kurzen Smalltalk mit ihm, begannen wir unser Interview. Ich dachte mir, dass er aus der Nachbarschaft sei oder es sich um einen Mitarbeiter von cycleWASH handeln würde.
Auf ihn angesprochen und ob das ein Mitarbeiter von cycleWASH sei, antwortet Sachin, dass es sich um einen potenziellen Franchisenehmer aus der Schweiz handle, der sich für das Konzept interessieren würde.
Sachin klärt auf und der künftige Franchisenehmer wird als Matthias vorgestellt, der dann etwas über sich und sein Projekt erzählt:
Matthias
Ich bin extra aus der Schweiz angereist, weil ich die Maschine auf Facebook gesehen habe und mich für die Technik sehr interessiere. Ich habe selber viel Räder repariert und sauber gemacht und hatte mich immer geärgert. Die Reinigung dauerte immer jeweils eine Stunde. Ich hatte vorher nach anderen Möglichkeiten gesucht und war auf einen Tüftler gestoßen, der einen Hochdruckreiniger mit einer Edelstahlwanne umgebaut hat und damit Rädern an den Schmutz ging. Ich denke, dass kann aber auch keine Lösung sein, insbesondere, weil durch den Druck auch Teile beschädigt werden können.
Matthias ist Hamburger, lebt und arbeitet aber in der Schweiz und fährt mit Leidenschaft Fahrrad und Ski. Ganz besonders ist auch die Eigenschaft der Waschanlage, dass man damit auch Skier waschen kann. Interessant ist für mich, dass man in Sommer die Anlage für Räder verwenden kann und im Winter für Skier. Das passt gut in die Schweiz.
"Mit der Waschanlage lassen sich auch Skier reinigen."
Zukunftspläne
V: Sachin, welche zukünftigen Pläne liegen an? Wie ich sehe, ist Dir die internationale Ausrichtung wichtig.
S: Die Firma muss wachsen, die Firma muss groß werden, wir fangen ja erst mit einem Produkt an. Eigentlich heißt meine Firma nicht cycleWASH, sondern "CW Cleaning Solutions GmbH", cycleWASH ist nur ein Teil davon. Es geht um Reinigungslösungen. Du musst sehen, es gibt auf der Welt das Problem der Wasserknappheit.
Die Anbieter in Sachen Reinigung sind kein High Tec und die meisten Entwicklungen stammen noch aus den 50er Jahren. Alles wird gereinigt, irgendwann einmal, entweder wirft man etwas weg oder reinigt und pflegt es.
Da heißt, da ist ein großes Umweltthema, das vom Energiebedarf über den Wasserbedarf reicht, Reinigungsmittel und Chemikalien. Ich habe das jetzt alles anders gedacht, umwelt- und ressourcenschonend, biologisch abbaubare Reiniger, sehr wenig Wasserverbrauch. Ich kann mir denken, dass wir Produkte launchen können, die wirklich High Tec sind, die alle diese Aspekte erfüllen. Wir denken die ganze Reinigungsindustrie neu. Wir denken dabei nicht nur an das Fahrrad. Mir geht es um ein komplettes Neudenken in der Reinigungsindustrie weltweit.
Die Anbieter in Sachen Reinigung sind kein High Tec
"Wir denken mit unserem Unternehmen CW Cleaning Solutions die Reinigungsindustrie neu! Mir geht es um ein komplettes Neudenken in der Reinigungsindustrie weltweit"
V: Denkst Du da an ein konkretes zweites Produkt?
S: Ja, die gleiche Box könnte man auch für die Skier- und Snowboardreinigung nehmen. Letztens habe ich auch gesehen, da werden Einkaufswagen gereinigt. Es gibt Teilereinigung in der Industrie, wo man die Box hinstellen könnte.
Beispielsweise habe ich Kontakte zu einem Anbieter von LED Lichtsystemen in Dubai, für die die automatisierte Reinigung interessant sein kann. Die haben ein Riesenproblem mit der Reinigung und auch dem Wasser. Die sind ein paar hundert Meter lang und wenn man die durch eine Box schieben könnte, wäre das sehr effektiv.
Es gibt mehrere Beispiele, wo man dieses Gerät und diese Technologie mit ein paar Anpassungen verwenden könnte. Der Vorteil ist auch der, dass man keinen Wasseranschluss benötigt, das ist ein geschlossener Kreislauf und autark von einem Wasseranschluss, ein Eimer Wasser reicht.
S: cycleWASH ist High Tec. Wenn man einen gewöhnlichen Hochdruckreiniger nimmt, der verbraucht 1,5 KW an Strom. Fast 20 Liter gehen da pro Minute verloren, wenn man den Hochdruckreiniger verwendet. Meine Anlage hat 600 Watt, also ein Drittel an Energieverbrauch und so gut wie keinen Wasserverbrauch.
V: Was würdest Du jungen Gründern mit auf den Weg geben?
S: So wenig Ressourcen zu nutzen, um ein Ziel zu erreichen. Viele Unternehmensbereiche sind ausgelagert, ich bin digital, arbeite mit Distributoren, alles allein. Mit wenig, große Ideen umsetzen. Du musst alles machen. Wenn Du Menschen überzeugst, kannst Du viele Leute mobilisieren. Du musst immer denken, wenn jemand mit mir zusammen arbeitet, der soll auch verdienen. Das ist Value Creation.
Ich sage immer, das ist meine cycleWASH Familie. Jedes Mal, wenn ich einen neuen Distributor gewinnen kann, bekommt er ein Willkommen. Das ist der Gedanke dahinter.