Jung, aber eigentlich schon alte Hasen. Anders kann man es einfach nicht umschreiben, wenn SEO-Experte Vitaliy Malykin den Veteranen der Marketing-Szene Bastian Schiller zu einem Gespräch geladen hat. Hier hat Schiller, der derzeit als Head of Marketing das Insuretech Startup freeyou nach oben bringt, viel aus der Szene zu berichten.
Im Interview, das Anfang 2020 geführt wurde, finden sich zwar keine Universalrezepte, die für alle Marketingfragen einen Lösungsansatz versprechen, aber, wer genau zwischen den Zeilen lesen kann, der findet für seinen Bereich die hilfreichen Ansätze, die kaum ein Buch oder Tutorial liefern können.
Es wird also interessant, wenn SEO auf Marketing trifft und es wird praxisbezogen.
Bastian Schiller
Workshop und Coaching Anfragen haben ihn von Deutschland über Zürich und Lissabon bis nach Hongkong geführt, um dort Vorträge zum Thema Performance Marketing zu halten. Des Weiteren war er Teil des Google Growth Programs und wurde von Facebook als Speaker eingeladen um dort von seinen Growth Hacking Maßnahmen zu berichten.
V: Wir kennen uns sehr lange und ich wollte einmal damit anfangen, dass ich Bastian Schiller vor mir habe, Head of Marketing bei freeyou, das ist ein Kölner Startup, eine moderne Versicherung...
B: ... ein Insurtech
V: ... und Bastian habe ich gefragt, ob es ihm bewusst ist, dass er ein Growth Hacker sei? Wie gesagt, ob er das will oder auch nicht, er ist einer und deshalb ist es längst überfällig, hier mal ein Interview zu führen. Wir haben uns kennengelernt als Du beim Kosmetikkonzern Babor tätig warst...
B: ... wir haben uns sogar noch davor kennengelernt.
Die Zeit bei Babor
V: Das stimmt natürlich, aber ich wollte dennoch ganz bewusst ab der Zeit bei Babor anfangen, denn man muss sagen, dass Babor wirklich zu der Zeit kein gewöhnliches Unternehmen war und nach wie vor ist. Warum? Es ist ein mittelständisches Unternehmen, ein wenig größer noch als ein Mittelständler. Ich habe Babor in einer Phase erlebt, als es aus der Offline- in die Onlinewelt wollte.
V: Kannst Du mir sagen, in welchem Moment Du zu Babor gekommen bist und was Du grundsätzlich gemacht hast?
B: Ich bin Mitte 2014 zu Babor gekommen, da wurde im Unternehmen gerade die Entscheidung getroffen, eine Onlineabteilung zu gründen. Es gab vorher einen Onlineshop, der Mitte der 2000er Jahre schon online ging, aber es war immer schon so, dass sich keine eigene Abteilung darum gekümmert hat. Die Situation war so, dass sich hier und da mal jemand damit beschäftigt hatte. Inhalte wurden auf verschiedene Köpfe im Marketing verteilt.
Man hat die Entscheidung getroffen, Online ist ein großes Thema, da haben wir noch viel Potenzial, das machen wir jetzt richtig. Da war ich die erste Neueinstellung der neu gegründeten Onlineabteilung und schwerpunktmäßig für das Performance-Marketing zuständig, was ich dann langfristig um einige Themen erweitert habe, wie Blogger-Marketing etc.
Da Babor auch fast 2000 Kosmetikinstitute in Deutschland, Österreich, Schweiz angeschlossen hat, hatte ich auch dafür Sorge zu tragen, dass diese Institute Vorort eine Schulung in Onlinemarketing bekommen und dann auch feste Ansprechpartner bei Fragen rund um das Onlinemarketing erhalten.
V: Wie ich es Dir schon damals gesagt habe, und lass mich diesen Begriff noch einmal bemühen, hielt ich Dich damals schon für einen Growth Hacker - ein Buzzwort, ein Begriff, der in erster Linie dafür steht, dass man viel und schnell testet, sprich viele Sachen macht. Das ist für mich der wesentliche Unterschied zwischen der alten und der neuen Schule.
So wie ich Dich erlebt habe, warst Du immer neugierig, hast auch immer etwas Neues darüber erzählt, was man getestet hat und wodurch man neue Erkenntnisse im Marketing gewinnen konnte. Das auf möglichst vielen Kanälen.
Ich war damals auch als Freiberufler für Babor tätig und wir konnten uns über diese Arbeit noch besser kennenlernen. Ich konnte so immer sehen, was Du dort gerade für Maßnahmen fährst. Das waren, so wie ich das mitbekommen habe, immer unterschiedliche Kanäle. Zu der Zeit vornehmlich Facebook, Instagram und, was damals in Deutschland immer mehr auch aufzukommen schien, und aus meiner Sicht auch relativ neu war - Influencer Marketing.
Influencer Marketing
Ich habe damals mit Influencer Marketing meine erste Bekanntschaft gemacht, quasi über Dich und das, was Du damals über diesen Bereich erzählt hast. 2014 war das wirklich sehr neu, wahrscheinlich nicht mehr in den USA, aber hier auf dem Markt ganz sicher.
Influencer Marketing
Influencer und Influencer Marketing
Das Influencer Marketing basiert auf digitalen Kommunikationskanälen, wie Blogs, aber auch maßgeblich im Bereich Social Media Marketing über bekannte Verbreitungswege, wie Twitter, Instagram, YouTube, Snapchat oder Facebook.
B: ... sehr in den Kinderschuhen. Auch wenn man sich anschaut, was damals mittlerweile sehr große Blogger für Followerzahlen hatten. Beispielsweise Mädels, die jetzt 1 Millionen Follower auf Instagram haben und auch noch deutlich mehr, die haben damals teilweise noch nicht 100.000 gehabt, die waren da so bei 70.000 bis 80.000, haben dann irgendwann die 100.000 geknackt.
Das ganze Influencer-Thema war damals einfach noch nicht so groß, wie es heute ist. Alles war unregulierter. Die Influencer wussten auch gar nicht, was sie jetzt eigentlich für eine Kooperation nehmen sollten. Ist das nur ein Posting, wie sieht das Ganze aus? Das war alles noch sehr in den Kinderschuhen.
Wir haben uns doch recht frühzeitig diesem Thema gewidmet. Mitte 2015 haben wir selber bei Babor den Instagram-Kanal eröffnet und dann auch direkt mit Influencer Marketing angefangen. In 2014 sind wir in die zweite Jahreshälfte gegangen und haben uns die Frage gestellt, was wollen wir eigentlich machen? Ab 2015 haben wir dann wirklich begonnen in jeglicher Form umzudenken und das Influencer Marketing war eine sehr große und treibende Kraft hinter dem Erfolg, den Babor online hatte und bis heute noch hat.
Durch dieses Influencerthema ist die Marke, die immer so ein leicht angestaubtes Image hatte und eher eine Marke war, von der man sagte meine Mutter benutzt das, zu einer absolut hippen In-Marke geworden, die zunehmend von Jüngeren wahrgenommen wird und auch von Mädels genutzt wird.
Aus der Welt der Influencer
V: Könntest Du ein bisschen ausführlicher darüber reden, vielleicht gab es da ein paar interessante Geschichten aus der Welt der Influencer. Aus Deinen Ausführung habe ich erfahren, mit welchen Trendsetterinnen Du damals zu tun gehabt hast, bei welchen Veranstaltungen Du warst, wie dort die Kommunikation abgelaufen ist.
B: Generell kann man sagen, das war superinteressant, weil wir auch in anderen Bereichen gleichzeitig angefangen haben, andere Marketingmaßnahmen umzusetzen. Google Marketing, und Facebook Marketing. Man wusste im Grunde schon genau, was man machen musste, weil das Ganze schon ein paar Jahre am Markt war.
Beim Influencer-Marketing eben nicht, also da gab es keinen, der irgendwie gesagt hat, Ihr müsst das genauso machen. Es gab zwar einige Leute, die sich da ganz gut auskannten, mit denen wir auch Kontakt hatten und die uns am Anfang auch ein bisschen beraten haben. Aber da war es wirklich so, dass wir viel testen mussten, von den Herangehensweisen und auch welcher Influencer passt denn eigentlich zu uns.
Normalerweise denkt man sich, wenn man zum ersten Mal den Kontakt zu Influencer-Marketing hat, wir nehmen einfach jemanden, der möglichst viele Follower hat und dann bringt uns das möglichst viel Geld. So einfach ist dann eben nicht. Man muss erst einmal schauen wie viele der jeweiligen Follower sind denn wirklich aus Deutschland?
Wir haben auch einige Fälle mit großen Influencern gehabt, die nur 30 bis 40 Prozent der Follower aus Deutschland hatten, da Instagram eine sehr internationale Plattform ist. Wir haben jedoch nur den deutschen Dachmarkt bedient. Für uns war diese große Zahl erst einmal gar nicht so relevant und das war für uns eine Sache, an die man sich da langsam ran testen musste.
Gleichzeitig musst Du auch einen eignen Instagram-Kanal aufbauen. Wenn man keinen guten eigenen Instagram-Kanal hast, dann möchte auch kein Influencer mit einem arbeiten, egal wie toll dein Produkt ist oder wie viel Geld man dort auf den Tisch legt. Das heißt, du musst auch selber auf Instagram eine gute Performance haben.
Dieses Thema haben wir Mitte 2015 gestartet. Eigentlich sollte das eine Kollegin von mir machen, die dann erkrankt ist und so landete das Projekt dann zusätzlich bei mir. Ich habe das Thema so ziemlich genau das erste Jahr betreut, bis die Kollegin wieder zurück am Arbeitsplatz war. Für mich war das eben ein sehr spannendes Jahr. Ich glaube nach zwei Monaten habe ich dieses Thema übernommen und dann die komplette Startphase betreut.
Zusammenarbeit mit einer Influencer-Agentur
Wir haben das zusammen mit einer Influencer-Agentur gemacht, Social Match heißt die, war damals relativ neu gegründet und mittlerweile die größte Influencer-Agentur in ganz Deutschland.
So haben wir, auch ein bisschen aus Zeitmangel, der Agentur gesagt, was wir haben möchten. Dann haben wir eine Auswahl an Influencern getroffen und geschaut, wer könnte zur Marke passen und dann mit ihnen kommuniziert. Wer hat Lust auf die Zusammenarbeit und wie einigt man sich dann vom Budget?
Wichtig ist nach wie vor viel zu testen, wirklich zu testen und nicht nur darüber zu sprechen. Auch wenn man einen Influencer gefunden hat der sagt, wir wollen zusammenarbeiten und man sich auch vom Budget her geeinigt hat, dann bedeutet das aber noch lange nicht, dass das ein Erfolg wird. Es ist nach wie vor eine schwierige Sache, hier die richtige Kooperation zu finden.
Wir wollten erst einmal Reichweite
Wir sind hingegangen und haben das Ganze deshalb erst einmal nicht auf Performance getrimmt, weil wir erst mal auf Instagram größer werden wollten. Es ging uns in dieser Phase nicht darum mehr Umsatz zu generieren. Wir wollten erst einmal Reichweite.
Die ersten Influencer
Die beiden ersten Kooperationen, die wir hatten, waren Xenia Overdose und Milena le Secret, die zum damaligen Zeitpunkt schon gute Bekanntheit und über 100.000 Follower hatten. Genau genommen waren es sogar über 150.000 Follower.
Eine hatte den Babor Adventskalender in einem Posting, was im November und Dezember auch immer sehr gut ankommt. Mit den Beiden haben wir erstmal das Influencer Thema ausgetestet.
Dann folgte die nächste Kooperation mit Pamela Reif. Damals war sie mit 1,7 Millionen Followern schon die größte Influencerin Deutschlands. Sie war auch mal bei uns bei Babor in Aachen und wir haben einige Schritte besprochen. Es war wirklich sehr nett und angenehm mit Ihr zu arbeiten.
Schauen wir auf den Jahreswechsel von 2015 zu 2016. In dieser Zeit kann man sagen, dass so ziemlich jeder Influencer, ob groß oder klein, darauf geachtet hat was Pamela Reif gemacht hat. Es wurde sich daran orientiert. Wir haben dann, ich glaube 5 Fotos mit Baborprodukten mit ihr gemacht, die auch sehr wertig geworden sind.
Daraufhin haben gefühlt alle Influencerinnen Kontakt mit Babor aufgenommen und gesagt: "Hey, wir wollen auf jeden Fall etwas mit Euch machen. Wir haben das Posting mit Pamela gesehen, lasst uns doch auch mal zusammen arbeiten."
"Hey, wir wollen auf jeden Fall etwas mit Euch machen. Wir haben das Posting mit Pamela gesehen, lasst uns doch auch mal zusammen arbeiten. Davon sind wir wirklich überrascht worden."
Davon sind wir wirklich überrascht worden. Es kam eine Flut von Influencern auf uns zu, die dann gefragt haben, ob wir da etwas machen können. Wir waren, obwohl wir eigentlich recht jung im Influencer-Game unterwegs waren, auf einmal in der komfortablen Lage, dass wir viele Anfragen hatten und auswählen konnten. Wer ist jetzt diejenige Person mit der wir arbeiten können und wem sagen wir erst einmal ab, obwohl sie vielleicht auch eine Megagröße gehabt haben könnte und über die wir uns zwei Monate vorher total gefreut hätten.
Also, wirklich die top A-Liste an Influencern auf Instagram hat bei uns angefragt und dadurch ist auch eine Kooperation entstanden, die dann auch den größten Erfolg gehabt hat. Ich glaube, die auch immer noch bis zum heutigen Tag bei Babor mit Farina aus Köln besteht. Farina ist auf Instagram als Novalanalove unterwegs. Sie hatte auch vorher schon privat mit Babor Berührungspunkte.
Sie kannte das Produkt schon und dann haben wir eine Kooperation mit ihr mit einem Produkt gemacht, das wirklich gut war, sich aber vorher online kaum verkauft hat, weil es ein bisschen schwieriger zu erklären war. Es war ein Produkt aus der Dr. Babor Serie, was eher im Kosmetikinstitut wirklich gut läuft. Dann hat sie das promotet und es war auf einmal von 0 auf 100 das am besten verkaufte Produkt im Shop. Das ging so 1,5 Monate lang und dann nicht mehr, da es ausverkauft war!
Dann hat sie das promotet und es war auf einmal von 0 auf 100 das am besten verkaufte Produkt im Shop. Das ging so 1,5 Monate lang und dann nicht mehr, da es ausverkauft war!
Es war wirklich total krass, das so zu verfolgen. Das war im Januar/Februar 2016, wo man sehen konnte, wie ein Influencer ein Produkt, was online kaum an die Frau zu bringen war, unglaublich schnell ausverkauft wurde und das mit einer wirklich tollen Kooperation, die nicht gestellt, sondern wirklich authentisch und ehrlich war. Da hat man auf einmal gesehen, wie krass das Ganze funktionieren kann.
V: Ein super Beispiel, an den man sehen kann, dass das funktioniert.
.. und dann hast Du plötzlich zwei Probleme
B: Und dann hast Du plötzlich zwei Probleme. Auch NovaLanaLove war damals auch schon eine der Größeren, an der sich viele andere orientiert haben. Das heißt du bekommst noch mehr Anfragen, aus denen man aussortieren muss und eigentlich möchtest Du sagen, okay, diese Kooperation hat so gut funktioniert und Du machst so viel Umsatz.
"... Das würdest Du am liebsten ständig machen. Kannst Du aber nicht machen, weil es dann total unglaubwürdig wäre. Das heißt, wir haben uns darauf beschränkt, dass wir pro Person, pro Influencerin, im Jahr drei, maximal vier Kooperationen haben, wo es dann einen Rabattcode gibt"
Der Vertriebler in mir möchte natürlich, dass man das ständig macht, es würde aber nicht funktionieren, die Fans würden das irgendwann auch nicht mehr annehmen. Was du dann eben machen musst, sind mehrere Kooperationen mit verschiedenen Bloggern und Influencern, so dass du das mehr als viermal im Jahr durchziehen kannst.
V: Das war eine abgespeckte Version von dem, was man über Influencer-Marketing wissen muss. Sowohl theoretisch, als auch praktisch. Jeder findet wahrscheinlich seinen Weg, dennoch sind das extrem wertvolle und nützliche Erkenntnisse in Sachen Influencer-Marketing. Es ist doch so, viele schreiben darüber, viele sprechen darüber, aber anhand von funktionierenden Beispielen lässt sich doch sehr viel mehr praktisch ablesen.
Das war eine abgespeckte Version von dem, was man über Influencer-Marketing wissen muss. Sowohl theoretisch, als auch praktisch.
B: Was auch zur Folge hatte, dass Babor relativ häufig aufgefordert wurde auf Konferenzen zu sprechen und eben genau dieses Beispiel zu erklären und zu zeigen, hey, wie macht ihr das denn? Auf einmal seid ihr bei Instagram total angesagt, obwohl ihr doch eher so eine Marke seid, die sich bis dato sehr viel traditioneller gab und an einer ein bisschen älteren Zielgruppe ausgerichtet hatte. Dann wurde im Rahmen der Onlinemarketing-Rockstars die eine oder andere Präsentation gehalten.
"Auch innerhalb der Marketingszene wurde man auf Babor aufmerksam. Die Fragen gingen oft in die Richtung, dass man uns fragte: Hey Babor, wie macht ihr das eigentlich?"
V: Dazu kann ich noch sagen, vor einigen Jahren war Babor nicht wirklich online vertreten. Soweit ich weiß waren die typischen Absatzwege einfach die lokalen Kosmetikerinnen, die etwas verkauft haben. Das war wahrscheinlich noch etwas extremer, als das Bastian geschildert hat.
B: Es war eine sehr starke Vervielfachung des Onlineumsatzes, was zur Folge hatte, dass die Logistik einfach nicht mehr hinterhergekommen ist und man nicht mehr so viele Pakete versenden konnte, wie eigentlich die Kunden wollten. Auf einmal mussten wir uns mit ganz vielen anderen Themen beschäftigen, beispielweise wieviel extra E-Shop Kartons brauchen wir eigentlich, weil wir gar nicht so viele Kartons haben, wie Bestellungen eingehen.
Babor erreicht das, wovon andere Unternehmen träumen – man kann dem hohen Absatz kaum mit der Logistik nachkommen
V: Das wäre ein typische Geschichte für ein Startup, was man häufig liest und indem es oft lautet, von 0 auf 100 innerhalb kürzester Zeit. Noch einmal zum klarstellen: Babor ist ein mittelständisches Unternehmen, was 1956 gegründet wurde.
Das funktioniert anscheinend nicht nur für Startups, sondern kann auch einem Traditionsunternehmen den Schritt in die Onlinewelt ermöglichen, und das mit einem durchschlagenden Erfolg auch bei einem bodenständigen Offlineunternehmen.
Fail Early, Fail Fast, Fail Often
Zum Thema Testen und Failtests, schnell viele Dinge testen und das alles nach dem Prinzip schnell fallen, schnell aufstehen. Für mich bedeutet das in erster Linie überall präsent zu sein.
"Fallen und schnell aufstehen!"
V: Zum Thema Testen und Failtests, schnell viele Dinge testen und das alles nach dem Prinzip schnell fallen, schnell aufstehen. Für mich bedeutet das in erster Linie überall präsent zu sein. Meine nächste Frage bezieht sich auf dieses Thema.
Wie schaffst Du es die Dinge zu testen? Diese Tests muss man dann seinen nicht immer so webaffinen Vorgesetzten auch erklären und dafür auch gerade stehen. Was passiert eigentlich, wenn man seinem Vorgesetzten sagt: "Wir testen jetzt nicht nur etwas völlig Neues, sondern auch noch viele andere Dinge und die gleichzeitig, um dann zu gucken, was besser funktioniert."
Mehr zum Growth Hacking Ansatz "Fail Early, Fail Fast, Fail Often" in diesem Artikel
B: Also, das ist natürlich immer eine Frage des Erfolges, der hinterher damit erzielt werden kann und was dabei rauskommen soll.
Wenn man einen Vorgesetzten hat, den man von irgendeinem Vorgehen überzeugen möchte, dann muss man in Grunde immer zumindest erst einmal argumentieren, was das eigentliche Ziel dabei ist und hat dieses Ziel vielleicht auch einen direkten Mehrwert. Sei es Umsatz oder vielleicht einen anderen Mehrwert für das Unternehmen, den der Vorgesetzte wiederum seinem Vorgesetzten präsentieren kann.
Wichtig ist erst einmal, dass man begründet und nicht einfach so aus einem Bauchgefühl heraus agiert. Das man nicht einfach nur sagt, man macht den Knopf rot und dem Button gibt man jetzt runde Ecken. Man muss auch immer ein Ziel hinter den Test zu schreiben, was ich meistens probiere.
"... oft probiere ich Tests einfach umzusetzen, die nicht viel Budget haben. Also, man kann ja auf diversen Plattformen, egal ob es Google oder Facebook ist mit einem geringen Budget von deutlich unter 100 Euro, Tests machen und Kundenfeedback sammeln"
Beispielsweise macht man eine Anzeige und versieht sie mit verschiedenen Bildern und Texten. Kunden reagieren ganz eindeutig und klicken eine Sache ganz häufig an, wo man mit ganz geringen Aufwand wirklich gutes Feedback bekommt und was man dann eben aufbereitet weitergeben kann.
Dann ist es eigentlich relativ einfach da einen Vorgesetzten zu überzeugen, wenn man sagt, ich habe hier die Idee und wir nehmen einfach mal 50 oder 80 Euro und testen das aus. Haben danach aber auch quasi eine Art Marktforschung, die sonst, wenn man die rausgibt, mehrere Tausend Euro kostet. Damit kann man eigentlich relativ schnell und relativ gut argumentieren.
Werbung auf Bing testen
Mit moderatem Aufwand ist es möglich, ein ganzes Setup zu Bing-Yahoo zu übertragen - zu der Suchmaschine, die natürlich einen kleineren Prozentsatz hat, wo aber auch nicht so viele Konkurrenten unterwegs sind und man da dementsprechend auch gut Conversions abgreifen kann. Meistens zu einem sehr günstigen Kurs.
Bing als kostengünstige Spielwiese für Tests
Sobald Du aber den ersten Erfolg hast mit deinen Maßnahmen und dem Testen, dann ist das sowieso relativ einfach das zu argumentieren. Einen Tipp, den ich auf jeden Fall geben würde ist der, wenn man in den Suchmaschinen Werbung macht und bei Google diverse Keywordkombinationen eingibt oder vielleicht im Displaynetzwerk, wo man Bildbanner verstestet.
Mit moderatem Aufwand ist es dann möglich ein ganzes Setup zu Bing-Yahoo zu übertragen - zu der Suchmaschine, die natürlich einen kleineren Prozentsatz hat, wo aber auch nicht so viele Konkurrenten unterwegs sind und man da dementsprechend auch gut Conversions abgreifen kann.
Meistens zu einem sehr günstigen Kurs. Das habe ich bisher bei allen Arbeiten, die ich durchgeführt habe, auch so umgesetzt und vertestet.
Man bekommt wirklich für einen sehr geringen Betrag darüber Sales und Umsatz, natürlich wird das nie die 10 Prozent übersteigen. Trotzdem ist es ganz schön, wenn man vielleicht zusätzlich noch einen sechsstelligen Betrag generiert, ohne dass man da großartig Aufwand hat.
Dementsprechend ist das ein Test, der relativ schnell bei mir gut funktioniert und wo ich direkt weiß, okay das mache ich immer wieder und teste weitere Sachen.
V: Ein weiterer wertvoller Tipp, das kann ich wirklich nur so sagen, Bing als Spielwiese sollte häufiger in Frage kommen.
Ein weiterer wertvoller Tipp, das kann ich wirklich nur so sagen, Bing als Spielwiese für Werbung sollte häufiger in Frage kommen.
50+ Klientel lässt sich nach wie vor mit dem Internet Explorer abholen
V: Hm.. unser Gesprächt wird immer komischer (grins). Erst Bing, nun der Internet Explorer.
B: Man muss eine Sache deutlich sagen, das soll jetzt auch nicht überheblich klingen, aber viele Leute, die vielleicht etwas älter sind und sich nicht ganz genau auskennen, die kaufen sich einen neuen Laptop. Dann machen die den an, da ist Windows darauf installiert und dann klicken die auf den Internet Explorer.
Jedem von uns wird dabei schon alleine vom Aussprechen schlecht und wir bekommen Zahnschmerzen, aber es ist ja nun mal so, die klicken auf den Internet Explorer und dann kommt Bing als Suchmaschine, die ist voreingestellt.
Die geben dann etwas ein, gelangen auf eine Website, lesen etwas und dann erzählen sie, ja ich habe das letztens gegoogelt. Für sie ist das dann, wenn sie auf Bing unterwegs sind, sie haben etwas gegoogelt. Sie sehen dann Unterschied da gar nicht. Dementsprechend ist da auch deutlich Klientel unterwegs und gerade, wenn man Produkte hat, die vielleicht interessant sind für eine Zielgruppe 50+ sind.
"Man ist sich trotz aller Vorteile, die auch der Internetexplorer bieten kann - wie ältere Nutzer überhaupt zu erreichen, von einem Vorteil besonders überzeugt, dass der Internet Explorer der bedeutend beste Browser ist, um sich einen besseren Browser herunterzuladen."
B: Eine Frage, die sich immer wieder bei Instagram stellt ist die: wie erstelle ich denn einen wirklich ansprechenden Instagram-Kanal? Wenn ich viele einzelne Fotos habe, die für sich genommen auch gut sind, heißt das noch lange nicht, dass der Kanal dann auch gut ist. Wichtig bei Instagram ist eine übergeordnete einheitliche Bildsprache darzustellen.
Das sieht man beispielsweise auch sehr gut an dem Account von Leonie Hanne. Über Monate hinweg sind einheitliche Fotos produziert worden, die bereits mit vielen Monaten Vorlauf geplant wurden und dann aufgespielt wurden.
Um diese Einheitlichkeit aber hinzubekommen, sollte man, bevor man Fotos postet, sich das Ganze vielleicht schon Mal bei Powerpoint zusammenstellen. Das man visuell schon Mal sehen kann, wie das Ganze in Zukunft aussieht und nicht erst posten und hinterher abändern.
Dabei sollte man nicht außer Acht lassen, dass die Kosten bei professionellen Fotoshootings doch ganz beträchtlich sein können. Bei freeyou sind wird bei einer Taktung angelangt, dass wir alle zwei Tage dort posten und werden wahrscheinlich dort noch häufiger posten.
Wir haben uns vorgenommen jeden Tag auf Instagram zu posten, heißt ich brauche 365 Bilder im Jahr, was relativ viel ist und sich auch erst mal nach viel Aufwand und Kosten anhört. Jeder der irgendwo im Marketing unterwegs ist weiß, was ein Fotoshooting kostet. Das sind natürlich immense Kosten für Fotos, die vielleicht nach einem Tag niemanden mehr interessieren.
Man ist das gewohnt, dass bei Fotoshootings Bilder produziert werden, die mehrfach und über einen längeren Zeitraum in Zeitschriften gespielt werden und sträubt sich dann das online zu tun, da vielfach Fotos am nächsten Tag schon überholt sind.
Das ist auch absolut nachvollziehbar und daher mein Tipp: lasst die Fotos von Leuten produzieren, die selber auf Instagram aktiv sind und die selber einen guten Instagram-Account haben. Vor allen Dingen von Microinfluencern, da spricht man von Influencern, die unter 10.000 Followern liegen, selber kein Geld damit verdienen, aber sehr viel Spaß daran haben und sehr gut darin sind Inhalte zu kreieren.
Mein Tipp: lasst die Fotos von Leuten produzieren, die selber auf Instagram aktiv sind und die selber einen guten Instagram-Account haben.
Das Ganze hat zwei Vorteile: zum einen, bekommt man ein sehr guten Content, weil diese Personen meist ein sehr gutes Gefühl in der Art und Weise haben wie sie die Fotos machen. Der zweite Punkt ist, dass ich sehr authentische Fotos bekomme.
Wenn jemand anderes die Fotos außerhalb der Firma macht, werden die Fotos niemals so sein, dass man sich selber abfeiert. Es ist immer die Gefahr, wenn man in einer Firma Content über sich und die Firma produzieren soll, egal in welcher Form, man neigt halt immer auch dazu zu sagen, wie großartig man doch eigentlich ist und das man die coolste und tollste Firma ist. Das werden Leute von außerhalb ein bisschen weniger machen. Dadurch wird der Content viel ehrlicher und authentischer und wird vom Zielpublikum sehr viel besser angenommen.
V: ich denke, dass jetzt der geeignete Zeitpunkt gekommen ist, über Facebook zu sprechen. Ich erinnere mich an dieses Interview bei Radio Aachen.
B: Ja, der Livestream war von Radio Aachen. Facebook hatte zusammen mit der IHK ein Event in Aachen. Da wurden zum einen regionale Unternehmen gesucht aus Aachen und Umgebung, die erfolgreich Facebook Marketing machen und auf der anderen Seite wurden Unternehmen angeschrieben, die da noch nicht so firm sind.
Die konnten sich da informieren bei dieser Veranstaltung. Da gab es einige Vorträge zu diesem Thema und einen ganzen Tag wurde da von Leuten, die mit Facebook arbeiten und Leuten, die bei Facebook arbeiten diverse Themen erklärt und Fragen Vorort beantwortet.
Faktisch war es so, dass Facebook bei Babor angerufen hat, weil Facebook gesehen hat, Babor macht hier viele Anzeigen und die sich auch ziemlich cool, da müssen wir auf jeden Fall mal genauer nachschauen, wer das macht und in dem Fall war das ich.
Man hat sich dann telefonisch an mich gewandt und gefragt, ob ich nicht Zeit hätte bei dieser Veranstaltung aufzutreten und einfach mal diverse Fragen zu Facebook Marketing zu beantworten. Dann war es sogar so, dass an diesem Tag auch zwei Interviews stattfanden. Das waren dann Panels mit drei oder vier Gästen und einer Moderatorin.
Das erste wurde natürlich auch live auf Facebook gestreamt. Das zweite Interview war dann für Gäste Vorort, wo auch der Fokus noch ein wenig größer war und die Gäste im Auditorium auch Fragen stellen konnten und wir die dann beantwortet haben.
V: Du arbeitest ja nach wie vor mit Facebook, aber was machst Du jetzt gerade? Du bist ja bei freeyou, einem anderen innovativen Unternehmen, das sich auch anderer Kanäle bedient. Welche Kanäle nutzt Du derzeit?
B: Genau, ich bin nach vier erfolgreichen Jahren bei Babor zu freeyou gewechselt. Das ist eine Tochterversicherung der DEVK Versicherung, eine rein digitale Versicherung, ein so genanntes Insurtech, was in Köln ansässig ist und Mobilitätsversicherung online vertreibt.
Insurtech
IT trifft Versicherungswesen
Aktuell gibt es eine Bike-Versicherung, wo man sein Fahrrad oder E-Bike versichern kann. Da habe ich dann die Leitung des Marketings übernommen und das Ganze ist Anfang 2018 gestartet, also noch ein recht junges Unternehmen.
Mittlerweile hat freeyou einen großen Schritt nach vorne gemacht und bietet vor allem eine digitale KFZ-Versicherung an.
Da gibt es natürlich auch verschiedene Werbeformen, die dort zum Ziel führen. Ist etwas anderes als der klassische E-Commerce, weil da das größte Problem eigentlich darin besteht, dass man kein Produkt hat, was man anfassen oder fotografieren kann und man muss die Leistung umschreiben. In diesem Fall eine Leistung, die Schutz vor Diebstahl oder andere Hilfen, die dort eben dargestellt werden.
Da es sich um eine Fahrradversicherung handelt, wird das mit Fahrradbildern gemacht und da haben wir verschiedene Ansätze, wie wir das Ganze online vertreiben.
Wir haben die Kanäle Facebook und Instagram auf der einen Seite, auf der anderen Seite Google, wo wir auf verschiedenen Arten unterwegs sind. Zum einen sind das der bezahlte Bereich und zum anderen eben auch der nicht bezahlte Bereich, der so genannte organische Bereich.
Wir haben eine zweigeteilte Strategie, zum einen die Kunden erst einmal auf uns aufmerksam zu machen und dann im zweiten Schritt, wenn Kunden ein Fahrrad haben und versichern wollen, diese Kunden mit bezahlter Werbung dann zum Abschluss zu bringen.
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V: Das läuft dann über viele Kanäle, aber ich weiß auch, dass Du ein großer Fan von Retargeting bist.
B: Genau. Vielleicht aber noch ein kleiner Exkurs und auch ein Tipp, den man sich vor Augen halten sollte.
Vor dem Hintergrund, dass freeyou ja eine neue Marke ist, die noch gar nicht am Markt existiert, ist es immer wichtig diese neue Marke erst einmal bekannt zu machen. Da gibt es eigentlich auch den größten Unterschied hier Werbung auf Social Media zu schalten oder auf Google. Bei Social Media geht es erst einmal darum eine oftmals nicht bekannte Marke oder Dienstleistung hervorzuheben oder generell erstmal Reichweite zu generieren.
Man kommt mit einer Idee oder einem Produkt und versucht an Leute ranzukommen. Bei Google ist es ein anderer Ansatz, da ist schon irgendwas bekannt. Leute kennen die Marke schon, Leute kennen das Produkt schon, sind schon näher am Kauf und werden dementsprechend eher abgeholt oder zur Conversion und zum Sale gebracht.
"Faustregel: wenn ich ein Unternehmen habe, was nicht bekannt ist, brauche ich erstmal Reichweite, das heißt erstmal auf Social Media Reichweite generieren. Wenn ich dadurch Bekanntheit geschaffen habe oder generell eine bekannte Firma habe, dann kann ich direkt mit Googlewerbung starten und die Leute damit zum Kauf bringen."
Aktuell ist es bei uns genauso, dass wir erstmal sehr große Reichweite über Social Media schaffen, in dem Fall über Facebook und Instagram und dann in der Folge Textanzeigen bei Google schalten, um die Leute, die auf uns aufmerksam geworden sind und dann nochmal nach freeyou googeln, abzuholen. Das erfolgt dann über bezahlte Textanzeigen bei Google. So erzielen wir da den Verkauf.
Retargeting im Online Marketing
Ein ganz wichtiges Tool ist dabei das Retargeting. Jeder kennt das, man war irgendwo auf einer Website und hat sich Schuhe angeguckt und dann wird man eben über das ganze Netz mit eben diesen Schuhen oder der Marke verfolgt.
Retargeting
Retargeting
im Online Marketing
Das kann man mit so ziemlich jedem Produkt machen und da ist es wichtig, dass wir Leute erstmal irgendwo hinbringen, wo wir das Retargeting überhaupt anstoßen können.
Das heißt für mich, wenn ich eine Person auf die freeyou Seite schicke, dann kann ich hinterher, auch anonymisiert und DSGVO konform, in Google und Facebook sagen, hey, ich möchte jetzt eine Werbung an die User rausschicken, die in den letzten 30 Tagen auf meiner Website waren.
Das ist eben auch ein ganz wichtiger Schritt im Onlinemarketing, weil man genau wie im Offlinebereich mehrere Kontakte braucht, bis man zum Abschluss kommt. In dem Fall habe ich schon Kontakte gehabt, weil jemand schon mal auf meiner Website war, recht nah an mir dran, nochmal wieder auf mich aufmerksam mache.
Das spezialisiert man dann auch noch weiter, indem man den Leuten auch andere Werbung zeigt, als den Leuten, die ersten Kontakt haben.
"Unter uns gesagt"
V: Ich habe irgendwann einmal von Dir einen Tipp bekommen, den ich seitdem auch ab und zu verwenden konnte. Bei der Zusammensetzung der Zielgruppe oder unterschiedlicher Zielgruppen an sich, die eine Anzeige bei Facebook ausgeben, kann man sich vielfach an der Konkurrenz orientieren. Ich weiß jetzt nicht, ob ich ein Geheimnis lüfte?
Ich weiß das einfach von Dir, dass man bei der Suche nach der Zielgruppe mal sehen sollte, wen hat meine Zielgruppe bei der Konkurrenz gemocht, geliked oder sich dafür interessiert? Ein typisches Beispiel: Ich bin beispielsweise die Firma weg.de und schalte dann Anzeigen für die Leute, die sich zuvor noch für ab-in-den-urlaub.de in irgendeiner Art und Weise interessiert haben. Diese Möglichkeit gibt es auch und die ist stark.
B: Genau, das kann man machen, sofern der Konkurrent groß genug ist und eben auch in der Suchanfrage bei Facebook hinterlegt ist. Das kann man grundsätzlich auch in Google machen, sollte man aber eher nicht. Warum, erkläre ich gleich nochmal.
In Facebook kann man das einfach eingeben und kann von der Zielgruppe, die seine Konkurrenz mag, trotzdem nochmal segmentieren.
Da möchte ich dann beispielsweise mal nur Männer oder Frauen ansprechen oder nur Leute unter oder über 30. Ich habe erstmal eine Fanbase zur Marke oder von meinem Konkurrenten, die ich dann nochmal genauso unterteilen kann, wie ich das eben haben möchte. Wenn ich beispielsweise eine Klamottenmarke bin, die eine jüngere Version von etwas ist was schon da ist, dann kann ich eben das genauso in der Zielgruppe einstellen.
Bei Google würde ich das nicht empfehlen. Ganz einfach darum, wenn ich das bei Google mit dem größeren Konkurrenten mache, dann sieht der das und bietet dann einfach auf mich. In diesen Fällen hat er dann meistens auch mehr Budget. Was passieren kann: er nimmt mich quasi aus dem Markt, das kann drastisch sein, je nachdem wie sauer ich den mache. Oder ich komme noch rein, habe dann aber einen Bieterkrieg mit ihm für den Preis eines Keywords und dann zahle ich auf einmal einen immens hohen Preis für eigentlich meine eigenen Keywords. Das kann eigentlich nur nach hinten losgehen.
V: Wir haben jetzt über Facebook, Instagram, Google und Retargeting gesprochen. Ebenso haben wir gesehen, dass Du mit Babor groß bei Instagram warst. Bei freeyou zeichnet sich jedoch ein anderer Bigplayer ab, aus dem auch etwas werden könnte. Es gibt noch etwas, was eine bedeutende Rolle im Marketing spielt, Marketing-Funnels.
Marketing-Funnels
Funnels
im Online Marketing
Für den Seitenbetreiber gibt der Marketing Funnel Aufschluss darüber, an welcher Stelle des Verkaufstrichters ein Seitenbesucher reagiert, abspringt oder weitergeht. Aufgrund dieses Userverhaltens kann man genau sehen, wo nachgebessert werden sollte und etwaige Optimierungsmaßnahmen an der Website umsetzen.
B: Das ist ja keine neue Art in Funnels zu denken, im Marketing ist das eine ganz normale Denkweise. Ein Trichter, wo ich oben möglichst viele Leute reinwerfe und von Stufe zu Stufe ein besseres Zielpublikum übrig bleibt. Ein Prozess, bei dem hinterher meine Kunden rauskommen.
Man denkt in diversen Arten von Funnels. Das erste Mal werbe ich und man sagt, hey, ich bin es und beim zweiten Mal mache ich das nochmal. Man nervt die Leute vielleicht drei oder vier Mal, bis sie dann irgendwann einmal sagen, okay, das ist ja vielleicht doch ganz interessant für mich, ich gehe mal auf die Website, vielleicht ist dort etwas für mich.
Ganz wichtig ist dabei eigentlich immer aus Kundensicht zu denken. Wie nehme ich als Kunde überhaupt eine neue Marke wahr? Wie ich finde ich ein ganz wichtiger Punkt dabei, dass man innerhalb dieses Funnels verschiedene Inhalte zur Verfügung stellt.
Content auf mobilen Endgeräten wird typischerweise so konsumiert, das mit dem Daumen auf dem Bildschirm gescrollt wird. Dieses Scrollen verleitet jedoch schnell dazu, Inhalte zu überspringen. Beim Onlinemarketing bezeichnet man als Thumbstopper die Inhalte, die die Aufmerksamkeit des Users auf gewünschte Bereiche lenken und ihn zum Stoppen des Scrollens veranlassen. Oft sind das visuelle Anker, auf denen Werbung oder Social Media Kampagnen platziert werden.
Google Growth Projekt
B: Da ist jetzt im Grunde wieder genau das Gleiche passiert, was auch vorher schon passiert ist. Nachdem Facebook auch damals schon auf mich zugekommen ist, ist jetzt auch Google auf mich zugekommen und hat in einer recht frühen Phase schon, nach einigen wenigen Monaten bei freeyou gesagt, hey, wir haben ein bisschen gesehen, was ihr gemacht habt.
Wir sehen wirklich sehr großes Potenzial bei euch und wir würden gerne mit euch zusammen wachsen. Was ist das? Google Growth Projekt ist eine Google-interne eigene Unternehmensberatung.
Generell war es immer auch schon so, dass ich viele Leute geschult und weitergebildet habe. Bei Babor war es so, dass wir gesagt haben, wir machen interne Mitarbeiterschulungen. Wir haben da kostenlose Seminare und Fortbildungen angeboten, die auch wirklich sehr gut angenommen wurden, wo wir teilweise 50-60 Teilnehmern hatten, die dann individuell beraten wurden, wie sie ihre Kosmetikinstitute besser online aufstellen können.
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Dort hatten wir nach sehr kurzer Zeit Erfolge, manchmal in nur zwei bis drei Monaten. Wir haben Feedback bekommen haben, wo die Kosmetikerinnen gesagt haben, ich habe das gemacht und bin jetzt bei Google weiter vorne, habe jetzt mehr Kundschaft. Es sind pro Monat 4 bis 5 Neukunden ins Institut gekommen.
Wir hatten einen Fall, da haben wir eine Kundin ermutigt auch mal ein wenig Videomaterial zu machen und das bei Facebook zu posten. Sie hat sich am gleichen Abend in ihren Laden aufgemacht und mit dem Smartphone ein kleines Video gedreht. Es war Frühling und das Thema war, wie schütze ich meine Haut vor der Sonneneinstrahlung. Das Video wurde gepostet und wurde auch von einigen Freunden geteilt. Innerhalb von nur 24 Stunden ist sie auf 3000 bis 4000 Views gekommen. Also völlig kostenlos und ohne Einsatz von Budget.
Marketing mit Leib und Seele
In meinem Umfeld ist bekannt, dass ich im Bereich Marketing arbeite. So vergeht kaum ein Tag, an dem ich keine Gespräche führe, bei denen meine Einschätzung gefragt ist.
Eine halbe Stunde bevor wir uns hier zum Interview verabredet haben, ist bei mir über WhatsApp eine Frage über GoogleAdWords mit einem Screenshot eingegangen, zu der ich auch etwas sagen sollte. Auf dem Weg in den Aufzug habe ich auch zwei Fragen beantwortet.
V: Wie sieht das in der Praxis aus, kann man Dich auch als Dozent für Seminare buchen? Ich stelle mir dabei auch Unternehmen vor, die gerne Mitarbeiter fit für Online machen möchten.
B: Generell ist das möglich. Zum einen auf jeden Fall als Referent zu einem bestimmten Thema, zum anderen natürlich auch in beratender Funktion, vielleicht in einer kleineren Gruppe. Es kommt immer mal wieder vor. Relativ häufig kommt es derzeit oft im Privaten vor, das der eine oder andere Bekannte sagt, hey, ich habe jetzt gerade hier meinen Laden eröffnet, kannst Du mir mal helfen? Man kann also schon sagen, dass ich buchbar bin.
Kontakt kann man einfach über die Website aufnehmen oder einfach über Instagram @schiller.marketing eine Direktmessage schreiben. Da bekommt man mich am ehesten.
V: Breite Masse, Unternehmensberatung, wie ich finde alles wichtige und vor allem erkenntnisreiche Bereiche, die wir mit Dir beleuchten durften. Ein Thema, was ich unbedingt ansprechen möchte ist das von Bekanntwerden auf Instagram.
In bester Erinnerung habe ich das Beispiel eines jungen Starters auf Instagram, der es durch Deine Starthilfe zu einem exorbitanten Erfolg gebracht hat. Auf meinem Notizblock steht das Stichwort "Gitarre + Instagram".
Starthilfe: "Mein eigener Insta-Channel"
B: Generell kann man eigentlich jeder Person in jeder Situation helfen. Das wichtigste ist dabei, dass die Person ganz klare Ziele hat. Viele wollen einfach nur bekannt werden, wissen aber gar nicht wie und warum. Wenn es aber Leute gibt, die ganz klare Ziele formulieren, dann ist da auf jeden Fall machbar und dann auch gar nicht so schwierig.
Ich hatte mal einen Arbeitskollegen, der in seiner Freizeit relativ viel und gut Akustikgitarre gespielt hat und da ist es ein ganz verständlicher Weg das Ganze mal aufzunehmen und auch auf Instagram zu präsentieren. Das hat er so hobbymäßig gemacht. Ich habe mich dann gefragt, wie kann man da noch bisschen wachsen?
Er hatte zu diesem Zeitpunkt vielleicht 15-16.000 Follower und wir haben uns dann einfach mal zusammengesetzt und ich habe ihm das Ganze so ein bisschen erklärt, wie er einfach noch etwas anderes posten und an mehr Reichweite kommen könnte. Habe ihm noch den einen oder anderen Tipp verraten.
Wir haben das in zwei Gesprächen in der Mittagspause gemacht und er hat es sehr diszipliniert dann auch umgesetzt, hat dann auch noch bisschen häufiger Content produziert und gepostet.
Innerhalb eines Jahres gab es den Sprung von 16.000 Followern auf über 140.000. Wirklich ein großer Sprung und damit verbunden auch ein Bekanntheitsgrad. Er bekommt natürlich Anfragen, ob er irgendwo auftreten kann, er spielt auf Messen, er bekommt Gitarren und Zubehör zugeschickt und eben was noch so passiert, wenn man einen gewissen Bekanntheitsgrad aufweisen kann.
Instagram für Business
Er hat wirklich etwas auf Instagram erreicht und ich muss auch sagen, das kann wirklich jeder, der irgendwie etwas Tolles kann. Wer ein Geschäft hat und das auf Instagram promoten will, kann das auf jeden Fall mit dem richtigen Coaching machen.
Ganz stark sehe ich derzeit die Immobilienmakler auf Instagram, die dort gerade extrem gutes Business machen. Wenn man mal so schaut, die besten Makler in Manhattan, die sind alle auf Instagram und verkaufen einen Großteil der Penthouses, die da für mehrere Millionen US-Dollar zu Verkauf stehen, über Instagram-Posts, unglaublich!
Snapchat
V: Eine Frage, die mir noch auf den Nägel brennt und die etwas aufgreift, über das wir schon länger sprechen. Glaubst Du immer noch an Snapchat?
B: Ja, 100 Prozent! Ich glaube ich habe irgendwo noch einen Blogbeitrag von 2017, wo ich geschrieben habe, Snapchat wird auf jeden Fall ganz stark wiederkommen und ich hoffe, das dauert noch ein bisschen länger, weil dann ist der Effekt "Ich hab´s Euch doch gesagt, schon damals!" noch deutlich größer.
Snapchat, megakrasse und gute Firma
Ich sage es heute noch einmal im Interview: Snapchat, megakrasse und gute Firma. Die 40-jährigen, die bei irgendwelchen Redaktionen arbeiten und es selber nicht nutzen, schreiben halt wie schlecht es ist, weil sie einfach keine Ahnung haben und weil sie Überschriften aus anderen Artikeln lesen und sich so der Masse anschließen wollen.
In der gleichen Zeit sind ihre Kinder wahrscheinlich die ganze Zeit auf Snapchat und sie wissen es nicht einmal. Ich würde sogar mal vermuten, dass 90 Prozent der unter 23-jährigen täglich auf Snapchat sind. Wenn man länger als 24 Stunden nicht mit der Person interagiert, verliert man alle Symbole. Witzig ist dabei der Umstand, dass sich aus diesem Grund vielfach nur eingeloggt wird und sich Belanglosigkeiten hin und hergeschickt werden, nur um nicht die Symbole zu verlieren. Diese App ist halt auch sehr smart gestaltet.
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Einige Leute verstehen sie nicht sofort. Wenn man sich das Ganze genauer anschaut, dann sieht man eigentlich wie brillant das Ganze umgesetzt ist. Sie haben meiner Meinung nach einen Fehler gemacht, vielleicht sind sie auch ein bisschen dazu gedrängt worden oder einfach eben von dem Hype überrannt worden.
"Sie sind einfach zu früh an die Börse gegangen und werden im Grunde jetzt anhand des Börsenkurses gemessen, der teilweise auch widerspiegelt, was für Artikel über sie geschrieben werden und das von Leuten, die keine Ahnung von ihnen haben. Wenn wir mal dementsprechend die Börsenkurse und die Schwankungen betrachten und Snapchat außen vor lassen, würden die Artikelschreiber von heute diese Firma auch heute noch extrem abfeiern."
Sie haben in 2017 schon Einnahmen im Werbeumsatz in Höhe von rund hunderten Millionen US-Dollar erzielen können. Für eine App, die so jung ist, sind das wirklich erstaunliche Zahlen. Es gibt teilweise Comedyshows, die extra hochkant gefilmt werden, weil sie nur bei Snapchat gezeigt werden und nirgend wo anders laufen. Ganz viele Indikatoren, dass diese App auch einen ganz großen Einfluss auf viele Bereiche hat.
Es gibt teilweise Comedyshows, die extra hochkant gefilmt werden, weil sie nur bei Snapchat gezeigt werden und nirgend wo anders laufen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist eben auch, dass Snapchat auch für die Zukunft extrem gut aufgestellt ist. Sie haben ja in China mehrere Firmen gekauft. Darunter sind Hersteller von Hardware, die auch Spectacles (Brillen) machen, mit denen man direkt aufnehmen kann. Da ist eine Kamera drin. An der Brille drücke ich einen Knopf und die Brille filmt 10 Sekunden aus meiner Sicht und lädt es automatisch auf mein Snapchat-Account hoch. Die Brillen sind meiner Meinung nach noch nicht wirklich schön, funktionieren aber schon ganz gut und sobald das Ganze noch ein bisschen schicker wird und vielleicht noch ein bisschen besser funktioniert, wird Snapchat in dem Bereich ganz weit vorne sein am Markt.
Der zweite Punkt ist eben, dass sie eine Firma gekauft haben in China, die sich mit Augmented Reality beschäftigt und sie ganz weit vorne sind in dem Bereich, indem es darum geht digitale Dinge in die reale Welt einzubinden. Bestes Beispiel für Augmented Reality ist sicherlich Pokemon Go, wo in die Realität Pokemons eingeblendet werden. Sobald das ein Massenthema werden wird, könnte Snapchat dann sehr gut aufgestellt sein.
Ich prognostiziere einmal, dass Augmented Reality dann nicht mehr im Smartphone passieren wird, sondern automatisch in der Brille die ich dann trage. Dann werde ich wahrscheinlich an diese Marke gebunden sein. Wenn das eintrifft, was ich beschrieben habe, dann werde ich ganz häufig auf dieses Interview zurückverweisen.
Еin ganz normaler Junge aus Hamm
V: Du bist sicherlich nicht von heute in einem Startup gelandet. Wie kommt ein ganz normaler Junge aus Hamm in die schillernde Welt des Online-Marketing?
B: Das war eigentlich so. Die früheste Erinnerung die ich habe war, dass in den 80ern mein Vater für das Geschäft einen Computer angeschafft hat, einen Atari ST und der stand dann da so rum und ich habe damit Spiele gespielt und Malprogramme benutzt. Dann habe ich mich gefragt warum auf der Tastatur auf der rechten Seite dieser Nummernblock 1 bis 9 steht, das sieht ja aus wie auf unserem Telefon was wir damals hatten warum kann ich denn nicht von Computer zu Computer anrufen?
Das waren so die Erinnerungen die ich hatte zu diesen ganzen Sachen, die sich hinterher als online entwickelt haben und wie gesagt das war irgendwann so in den 80er Jahren und dann hat sich das so aus Zufall immer weiterentwickelt.
Dann kamen irgendwann, ich glaube es war so 1997 herum, die ersten Internetcafés auf, wo wir als Teenager unser ganzes Geld ausgegeben haben, um im Internet unterwegs sein und um diese schlechten Webseiten dies damals gab zu nutzen.
Ich weiß noch, dass ein guter Freund von mir im Krankenhaus lag und mittags aus dem Krankenhaus kam, ich glaube mit einem gebrochenen Arm. Der ist also dann mit dem Bus in die Innenstadt gefahren, um eine Stunde online zu sein. Danach ist der mit dem Bus wieder ins Krankenhaus gefahren.
Ganz abstruse Geschichten, aber wie gesagt bin ich deutlich vor der Jahrtausendwende schon damit in Kontakt gekommen. Dann war ich irgendwann, weil man viel mehr außer chatten auch gar nicht machen konnte, irgendwann bei Chatcity.de gelandet, die so vor der Jahrtausendwende eine der wichtigsten deutschen Seiten war. War dann irgendwann auch Admin und Operator und konnte dann auch eingreifen und gucken, dass alle sich vernünftig benehmen. Dadurch hat man auch so ein bisschen mitbekommen, dass das Ganze nicht nur eine Chatwebsite sondern auch ein Geschäft ist, was dann irgendwann auch verkauft und umfirmiert wurde und so hat man erste Berührungspunkte gehabt.
Dann habe ich auf eBay irgendwann auch mal Sachen verkauft und kam dann irgendwann mal auf den Punkt, dass ich Mobiltelefone auf eBay verkauft habe, was ich dann auch wieder ganz schnell sein gelassen habe, weil es meganervig war, weil Leute Sache gekauft haben, aber mir dann geschrieben haben, sie haben eigentlich kein Geld.
Das war so meine erste Berührung mit E-Commerce, wo das verkaufen eigentlich ein bisschen schwierig war, was mich aber eigentlich interessiert hat. Damals gab es bei eBay gute Verkäufertools, das muss so 2006 gewesen sein, wo man super viel recherchieren konnte, wo Programme innerhalb von eBay durchsucht haben, wo man sehen konnte, hat man viel verkauft? Zu welchen Preis konnte man verkaufen? Das hat mich sehr fasziniert, auch wenn ich dort nichts verkauft habe, konnte ich Stunden mit der Analyse verbringen und Programme zu nutzen, um zu sehen, was wird da eigentlich verkauft.
Mein Plan war es eigentlich Investmentbanker zu werden, doch das hat sich leider mit der Finanzkrise überschnitten. Als sich das Studium so dem Ende geneigt hat und man entscheiden musste, in welche Branche willst Du denn jetzt eigentlich, da hat eine Bank nach der anderen Negativschlagzeilen geschrieben.
Das war 2009 und allen Banken sind irgendwie gecrashed und einige gab es dann auch nicht mehr und es hieß dann allen Banker werden die Boni gestrichen. Dann habe ich mir gedacht, okay, dann macht das hier alles auch keinen Sinn. Ohne Boni, keine Competition!
Da habe ich geguckt, was es sonst noch so alles gibt und Onlinemarketing war immer auch ein Thema, was mich interessiert hat. Ein Thema, was privat auch sehr fasziniert hat. Dann war für mich auch klar, mach doch etwas, was dich ohnehin interessiert und was auch eines der größten Interessen ist und dann habe ich eben diese Richtung eingeschlagen.
Onlinemarketing & USA
V: Im Prinzip bist Du ein Quereinsteiger, wie wir alle eigentlich. Das kann man auch nicht lernen. Was man von Dir gehört hat kann man eigentlich auch nur testen. Es gibt einige große Namen in den USA. Manche kennst Du persönlich, mit anderen hältst Du Kontakt. Kann man hier von den Amerikanern etwas lernen?
B: Wir haben natürlich einen ganz großen Vorteil in Europa und zwar ist es immer so, dass fast alles was im Onlinemarketing passiert zuerst in den USA passiert und mit ein bisschen Verzug dann auch eben hier.
Das was alle Onlinemarketer machen ist das sie sich anschauen, was gerade auf dem nordamerikanischen Markt passiert. Aus der Gewissheit heraus, dass das in einem halben Jahr auch bei uns hier passieren wird. Dann bereitet man sich quasi schon darauf vor und überlegt sich schon mal, was man davon strategisch umsetzen kann. Das Schwierige dabei ist dann zu sehen, wie man das operativ auch machen kann.
Da gibt es einige größere Influencer, Marketing-Influencer eben, die in den USA beheimatet sind. Einer der größeren, ohne Frage, ist sicherlich Gary Vaynerchuk, der super viel Content verbreitet. Von ihm kommt täglich ein Video und er hat ein Team von sechs Leuten um sich herum vereint, die diesen Content auch aufbereiten. Da ist es dann auch immer wieder so, dass er eben den Aufstieg seiner Person und seiner Marke dokumentiert und zwischendurch auch immer mal wieder sehr wertvolle Tipps verbreitet, die, wenn man sie richtig umsetzt, auch einen Werbeeffekt erzielen, der mit wenig Budget zu realisieren ist.
When Gary Vaynerchuck shouts you out ✌🏻
Gepostet von Bastian Schiller am Dienstag, 12. Juni 2018
Dementsprechend ist es schon so, dass man sich am amerikanischen Markt sehr gut orientieren kann und einfach schaut, wer dort gerade irgendwas sehr gut macht und dann schaut, dass man es hier ähnlich umsetzt.
Zukunft des Internetmarketings
Wenn wir sehen, wie sich alleine die letzten 5 Jahre entwickelt haben.. es ist unglaublich, was dazugekommen ist in einzelnen Marketingkanälen.
Zukunft des Internetmarketings
V: Unser Interview neigt sich dem Ende zu. Wie siehst Du die Zukunft des Internetmarketings und auch Deine persönliche Zukunft?
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B: Also generell bei Thema Onlinemarketing eine Prognose abzugeben ist schwierig. Wenn wir sehen, wie sich alleine die letzten 5 Jahre entwickelt haben. Es ist unglaublich, was dazugekommen ist in einzelnen Marketingkanälen, beispielsweise in der Marketingwelt von Facebook. Google hat sich so weiterentwickelt. Alles Dinge, die man vor 5 Jahren noch gar nicht abschätzen konnte.
Podcasts, Audiothemen Google und Siri-Funktion, Augmented Reality
Zusätzlich ist es eben so, dass ganz neue Phänomene auftreten, wie z.B. Snapchat oder eben alte Phänomene wiederkommen, wie beispielsweise Podcasts, die Anfang und Mitte der 2000er Jahre schon einmal sehr populär waren und dann quasi von YouTube abgelöst wurden, weil auf einmal mit YouTube die Möglichkeit bestand mit Videos kostenlos und in großer Form im Internet zu hosten. Alle Leute haben nur noch Videos geguckt und keine Podcasts mehr gehört.
Jetzt wo wir alles auf dem Telefon machen sind Podcasts wieder total interessant, weil ich Podcasts mal so nebenbei machen kann. Wenn ich die Wohnung aufräume, kann ich mir einen Podcast anhören, wenn ich im Auto bin kann ich mir einen Podcast anhören. Das ist also so ein Phänomen was wiederkommt.
Ich glaube, dass generell in der Zukunft sehr viel zu Audiothemen übergehen wird, beispielsweise die Suche mit Alexa. Ich denke die Google und Siri-Funktion werden noch deutlich besser werden.
"In dem Moment, in dem Bastian Schiller auf das Thema Siri eingehen möchte und das Wort Siri ausspricht, meldet sich auch schon Siri auf seinem Smartphone zu Wort und das Interview muss einen Moment unterbrochen werden!"
Siri wollte mitarbeiten. Also, ich denke dass diese Dinge einen großen Einfluss haben werden. Ich persönlich warte ja seit 5-6 Jahren darauf, dass endlich auch Augmented Reality den Mainstream erreicht. Das war mit Pokemon Go mal kurz der Fall, aber ich hätte gerne eigentlich eine Datenbrille auf und dann gehe ich durch die Stadt und sehe ich in der Brille auf einmal 50% Rabatt auf den Turnschuh der Marke XY und sehe das eben nur mit der Brille.
Komisch, dass sich dieses Thema nicht so entwickelt hat und noch viel stärker eigentlich im Bereich Virtual Reality, wo es schon viele Möglichkeiten gibt, aber die Masse der Leute scheint das nicht zu interessieren.
Ich habe über ein Live-Video auf Facebook schon ein Basketballspiel angeguckt und hab das Telefon in so eine Vorrichtung gesteckt und habe das aufgesetzt. Dann war das wie eine 3D-Brille und die Kamera stand auf der Mittellinie und ich habe den Kopf nach links und rechts bewegt, habe geguckt und konnte über das Spielfeld laufen.
Komisch, dass das noch nicht so massentauglich ist, für Konzerte, für Städtereisen. Wie auch immer, vielleicht wollen die Leute es einfach noch nicht und es kommt irgendwann mit einem großen Knall und dann ist es allgegenwärtig.
V: Wie sieht es mit Deiner persönlichen Zukunft aus?
Digitale Remote-Arbeitsplätze
Ein kurzer Hinweis: das Interview ist deutlich vor Corona-Zeiten entstanden.
B: Das ist noch viel schwieriger zu sagen, als wie sich der ganze Bereich entwickeln wird. Ich glaube und hoffe auch so ein bisschen, dass gerade im Onlinemarketingbereich viel mehr möglich sein wird von überall auf der Welt remote zu arbeiten.
Das man noch mehr Möglichkeiten zu sagen hat als jetzt, ich bin zwar bei einer Firma in Köln, Berlin oder London angestellt, ich möchte aber vielleicht irgendwo wohnen wo die Sonne scheint, wo ich aber trotzdem eine Internetverbindung habe und auch aus der Ferne genauso gut arbeiten kann, wie das in einem Officejob der Fall wäre.
Wir machen das zum Beispiel mit einem Designer, der in Weißrussland wohnt und fester Bestandteil des Teams ist und hervorragende Arbeit abliefert. Da sieht man schon, dass diese Remotearbeitswelt gerade im Onlinemarketing sehr gut funktioniert und ich denke, dass sich das noch weiter ausbreiten wird.
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V: Was würdest Du einem Startup oder einem anderen onlineorientierten Unternehmen heute empfehlen, woran sie sich orientieren sollten? Etwas, was gerade in einer Startphase entscheidend sein kann.
B: Wichtig ist nach wie vor viel zu testen, wirklich zu testen und nicht nur darüber zu sprechen. Es bringt keinem etwas, wenn 5 Leute in der Runde sitzen und Brainstormen, was vielleicht gut wäre, aber vergessen auch wirklich zu testen.
Das Ganze ins Netz stellen, verschiedene Landingpages machen und eben dann auch Traffic darauf leiten. Das lässt sich mit wenig Budget so realisieren.
"Wichtig ist nach wie vor viel zu testen, wirklich zu testen und nicht nur darüber zu sprechen. Das Ganze ins Netz stellen, verschiedene Landingpages machen und eben dann auch Traffic darauf leiten."
Da ist man teilweise schon für 20 oder 50 Euro dabei und hat damit quasi auf einen Schlag gleich die Marktforschungsstudie mit gebildet und weiß auf einmal mehr. Dadurch erfährt man auf jeden Fall immer ganz viel. Dann gilt es viel zu testen und auch um zu sehen welcher Kanal gerade für mich interessant ist.
Im Grunde will ja im Marketing jeder für wenig Geld viel Reichweite haben und sehr präsent sein. Snapchat ist aktuell sehr interessant, wo wir jetzt Marketingtest machen werden, weil Snapchat eben den Preis, also den TKP deutlich gesenkt hat. Von irgendwann einmal 12-13 US-Dollar im letzten Herbst fiel man dann auf ein Niveau von 3 US-Dollar. Das sind die US-Preise, aber das wird in Europa ähnlich sein.
Da gibt es eben günstig Traffic einzukaufen. Da kann man dann einfach mal ein wenig testen. Das Gleiche mit Yahoo/Bing-Anzeigen. Was aktuell ein, ich hätte jetzt fast schon gesagt, Geheimtipp, aber eigentlich ist es das auch nicht mehr, ist die Werbung auf TikTok.
TikTok ist eine App, die aus musicaly hervorgegangen ist. Da gibt es extrem günstige Werbung auch zu TKP's von 2-3 Euro. Dort sind auch viele der großen Unternehmen unterwegs, da wirbt beispielsweise RTL 2. Die Herangehensweise sollte die sein, dass man immer nach neuen Möglichkeiten und Wegen suchen sollte, wie man günstig an Reichweite kommen kann.
@addisonre ♬ Banana (feat. Shaggy) - DJ FLe - Minisiren Remix - Conkarah
Auch im Bereich Facebook und Instagram ist der derzeit der günstigste Weg der von Instagram Story. Man bekommt auch hier für sehr wenig Geld viel Reichweite. Der Nutzer ist davon auch nicht so sehr genervt. Der swiped von links nach rechts durch und sieht dann eine Werbeanzeige. Wenn die gut gemacht ist, dann guckt man sich das auch an, teilweise auch länger. Gefällt es nicht, kann man das auch sofort wegswipen. Man ist eben nicht so genervt, wie bei einer Anzeige bei einem YouTube Video, wo man erst einmal warten muss bis man klicken kann.
"Die Herangehensweise sollte die sein, dass man immer nach neuen Möglichkeiten und Wegen suchen sollte, wie man günstig an Reichweite kommen kann."
Dort bekommt man auch viel Reichweite, ohne den Nutzer dabei zu verärgern. Heißt aber zum Beispiel auch, dass ich meine ganzen Werbemittel, die ich meistens ja im Breitformat aufnehmen, egal ob Video oder Foto, auch immer im Format Hochkant aufnehmen muss. Meistens muss ich dafür ein neues Foto schießen. Das Breitfoto einfach hochzuschneiden, sieht meistens ziemlich dämlich aus, dementsprechend muss ich vorher schon daran denken und zwei verschiedene Versionen machen, einmal Hochkant und Breit.
V: Ich möchte mich an der Stelle für ein sehr interessantes und aufschlussreiches Interview bedanken, das mit vielen Tipps und Einblicken in die Welt des Onlinemarketing nur so gespickt ist. Danke, Bastian Schiller.