Geld dazuverdienen für Mütter "Made in Russia"

Selber Mutter zu werden ist schön, hält auf Trab, aber regt viele der jungen Mütter auch dazu an Geschäfte rund ums Baby zu eröffnen.

  • Hormone einer jungen Mutter gepaart mit einer guten Idee, münden oft in einem erfolgreichen Startup!
  • "Ich war mir sicher, dass meine Idee wie eine Bombe einschlagen würde", so eine junge Firmengründerin.
  • Alexandra Kravchenko-Berezhnaya gründete ein Unternehmen für funktionale Babybekleidung. Sie ist 28 Jahre alt, ihre Tochter ist fünf, ihr Business – vier.

Einige Frauen sind nach der Geburt eines Kindes für eine Zeit lang sehr intensiv gebunden, andere versuchen so schnell wie möglich eine Karriere fortzusetzen und wagen das Geschäft. "Eine Frau verspürt nach der Geburt eines Kindes einen ungewöhnlichen Energieausbruch", erklärt Kravchenko-Berezhnaya. Es gibt sogar einen Begriff dafür – Hormonbusiness."

In diesem Beitrag sprechen wir über einige solcher Projekte und Geschäftsideen. Manche sind für die Gründerinnen ein Hobby geblieben, andere sind bereits zum ernsthaften Business geworden.

Bambinizon

Bambinizon Die kleine Tochter von Alexandra Kravchenko-Berezhnaya ließ sich nicht so gerne an- und ausziehen. Immer dann, wenn eine Windel gewechselt wurde, gab es ein Skandal.

Als die Kleine vier Monate alt war, nahm die Mutter eine sehr weite Hose (eine s.g. Aladinhose für Kinder) und entwarf mit improvisierten Materialien einen speziellen Anzug, der auf der Rückseite mit einem Reißverschluss versehen war und ein Wickeln ohne Auskleiden ermöglichte. Eine Nische, die zuvor in diesem Markt nicht besetzt war – das hat Alexandra direkt verstanden. Ein solcher Overall ist für jede Mutter eines kleinen Kindes nützlich.

Inspiriert durch den Erfolg der ersten Version des Anzugs, ging man dazu über ein bequemeres und schöneres Modell zu entwerfen ("die erste Version war ziemlich hässlich", sagt Alexandra).

Man begann Freunden davon zu erzählen und erfuhr, dass staatliche Zuschüsse von der Moskauer Regierung an Unternehmen ausgegeben wurden, die sich neu gründeten.

Alexandra hat den Papierkram erledigt und die Firma namens "Bambinizon" registriert. Sie hat 300 000 Rubel (ca. 7800 Euro damals) von der Stadt bekommen und weitere 200 000 Rubel (ca. 5200 Euro) selber investiert.

Mit Hilfe ihrer Freundin, einer Designerin, die bedruckte Textilien entwarf, hat sie das erste fertige "Bambinizon" (ein Wortspiel im Russischen vom "Bambi" und dem "Strampler") gefertigt und markenrechtlich schützen lassen.

Im Jahr 2013 (ein Jahr später) wurden die ersten 300 Anzüge produziert. Die Produktion hat sie ausgelagert. Das verbleibende Geld wurde dafür verwendet, um eine eigene Website zu starten und Werbung in einem Magazin für Mütter zu platzieren. Die Charge wurde komplett ausverkauft.

Zuerst hat Alexandra mit geringen Stückzahlen gearbeitet, nachdem sie im Jahr 2014 einen Partner fand, begann das Geschäft schnell zu wachsen und es konnte schon mit deutlich größeren Verkaufszahlen gearbeitet werden.

2015 konnte die Firma schon auf 40 Beschäftigte zurückgreifen, die meisten davon arbeiten am Produktionsstandort Moskau. Man lagert immer noch einen Teil der Produktion aus, da man mit der Produktion nicht mehr nachkommt und auch die Kapazitäten am Produktionsstandort Moskau erschöpft sind. Die Modellpallette wurde auch erweitert. Es kamen Hüte, Hemden, Hosen und andere Kleidung hinzu.

Onlineshop & Franchise

Pro Monat verkauft Bambinizon mehr als 20.000 Einheiten an Kinderbekleidung über den eigenen Online-Shop, aber auch auf anderen Plattformen, über andere Händler und stationäre Läden.

Darüber hinaus startete man ein Franchise-Programm. Derzeit hat das Unternehmen vier Franchisenehmer in neun russischen Städten, darunter Moskau, Sankt-Petersburg, Chabarowsk, Wladiwostok und andere.

Erfolgsprodukt "Bambinizon" wird in 120 russischen Städten verkauft, je nach Modell variieren die Preise zwischen 15-50 Euro. Die Stammkundschaft kauft jährlich im Durchschnitt bis zu vier Mal.

Alexandra Kravchenko Berezhnaya "Es ist schwierig mit den bekannten Kindermarken zu konkurrieren", sagt die Firmengründerin. Ihr zufolge, punkten diese Marken mit guten Designs und schönen Prints, aber auch durch die niedrigeren Produktionskosten. Aber auch Bambinizon hat ihrer Meinung nach einen großen Trumpf – die Ergonomie. Das Geschäft zielt auf die Gruppe der aktiven Eltern ab, die ihre Kinder gerne überall mit hinnehmen.

"Sie schätzen einfach die funktionale Kleidung und den Umstand, ihre Babys und Kleinkinder beim Windeln wechseln nicht völlig entkleiden zu müssen."

In Jahr 2016 konnte das Unternehmen weitere Investitionen aus dem Fond Sattva Foundation erhalten, die die Ausweitung der Produktion ermöglichten, um so auch in die Profitzone zu kommen.

Übrigens sind Produkte von Bambinizon auch in Deutschland erhältlich, exklusiv auf babyshop.one

Mamas Place

Mama's Place Olga Rjabinkina hat zwei Söhne. Nach der Geburt des zweiten Kindes, wollte Sie mehr Zeit für sich nutzen und beispielsweise mehr lernen, eine Fremdsprache oder Zeichnen. Hat aber nicht immer geklappt.

Einmal wurde sie eingeladen, ein Kinderfestival in einem Park mit zu organisieren. Die Veranstaltung brachte sie auf eine Idee, die dieses Problem gelöst hat und es außerdem ermöglichte, eine Geschäftsidee zu verwirklichen.

Sie hatte schnell gesehen, dass auf diesen Events keine Bereiche für Mütter mit Kindern bis drei Jahren vorgesehen waren. Die Parkleitung hatte ihr vorgeschlagen, dass sie so einen Bereich selbstständig schaffen und organisieren sollte. Für diese Zeit stellte man ihr kostenlos Räumlichkeiten zur Verfügung.

Rjabinkina hatte 2012 umgerechnet 5200 Euro in den Klub investiert. Vorher konnte sie schon in einem Bekleidungsgeschäft für Kinder Erfahrung im Geschäftsleben sammeln, jedoch war sie bis dato in ihren Geschäften nicht sehr erfolgreich.

Ein Klub für Mütter

Das ursprüngliche Konzept des Klubs war es einen Ort zu schaffen, an dem Kinder beschäftigt werden, aber wo auch Mütter etwas Neues lernen und auch entspannen könnten. Aber es stellte sich heraus, dass Mütter Geld selten für ihre eigenen Bedürfnisse ausgeben wollten und so kam es, dass während des ersten Monats kaum mehr als 15 Mütter den Klub aufsuchten. Rjabinkina war schockiert, sie glaubte, dass ein solcher Klub bei den Müttern ankommen würde.

Olga Rjabinkina "Es ist unangenehm, wenn eine Idee nicht auf den erwarteten Zuspruch fällt", so die Gründerin. "Die Mütter kamen zu uns und fragten, welches Programm wir für die Kinder hatten. Sechs Monate später haben wir aufgegeben und haben angefangen, die Veranstaltungen für Kinder zu organisieren." In dieser Zeit wechselte man den Ort und auch der Name wurde in "Mamas Place" geändert.

Mehr als die Hälfte des Umsatzes des Klubs kommt jetzt über den Bereich der Bildungsaktivitäten für Kinder. Teils sind das Kurse, die man buchen kann, teils aber auch Abonnements, die man für einen Zeitraum abschließt. Man organisiert Feste und Konzerte. Heute hat man bei "Mamas Place" monatlich rund 200 Familien, die das Programm nutzen.

Das Unternehmen hat ebenso versucht sein Geschäftsfeld zu erweitern - Rjabinkina eröffnete Klubs an zwei anderen Standorten, die zentral lagen. Sie hat es aber nicht geschafft die Projekte in die Gewinnzone zu bringen.

Einen Verein in Innenstadtlage zu betreiben, ist viel schwieriger, als das in Wohnsiedlungen ist, da dort die eigentliche Zielgruppe ansässig ist.

Veranstaltungen für Kinder

Parallel zur Arbeit des Klubs für Mütter hat Rjabinkina zusammen mit einer anderen Geschäftspartnerin, Sophia Hasiev (ebenso eine junge Mutter), versucht, das Geschäftsfeld zu erweitern und eine Agentur für Kinderveranstaltungen zu gründen.

Auf die Idee war sie gekommen, da immer wieder Mütter nach einer Möglichkeit für Kinderfeste angefragt hatten. In der jetzigen Form, ist der Bereich Veranstaltungen zu einem der Hauptumsatzträger geworden.

Alleine 70 Prozent des Umsatzes fallen in diesen Bereich und das, obgleich die Nachfrage wegen der Krise im Land rückläufig geworden ist. In diesen Bereich fallen auch Reisen, die für Mütter mit Kindern angeboten werden. Der Gesamtumsatz betrug 2015 acht Millionen Rubel und 9,5 Millionen Rubel 2016.

Die Entwicklung des Vereins verbindet Rjabinkina zusammen mit der Arbeit als Business-Coach und Vorträgen für Unternehmerinnen, die sie regelmäßig im Bereich Unternehmensgründungen hält. Da teilt sie Ihre Erfahrungen als Unternehmerin mit anderen. Als nächstes plant sie weiteres Wachstum ihres Geschäfts über ein Franchiseangebot für bestimmte Regionen.

"Korobochka" – die Spiele-Box

Korobochka Anna und Dimitri Maslennikov sind leidenschaftliche Reisende, die jährlich bis zu zehn Reisen unternommen haben und folglich einen guten Teil der Welt übers Reisen erfahren haben.

Als im Juli 2014 Nachwuchs ins Haus stand, war dem Paar klar, dass ein Baby keinen Grund darstellen sollte, einfach mit dem Reisen aufzuhören. Anfänglich gab es mit dem eigenen Baby auch keine Probleme beim Reisen.

Später in einem Alter von zehn Monaten begann sich das Baby dennoch auf Reisen unruhig zu verhalten. Die Eltern haben angefangen darüber zu denken, wie man ein Kind während eines langes Fluges unterhalten kann und haben eine Lösung gefunden, die sich später als Geschäftsidee erwies.

Anna Maslennikova "Jede Mutter weiß, dass Kinder für lange Zeit mit etwas zu beschäftigen sehr schwierig sein kann. Vor dem nächsten Flug wollte ich deshalb für mein Baby eine Box zusammenstellen, die das Spielzeug enthalten sollte, was es am meisten beruhigen und seinen Interessen am nächsten kommen sollte."

Die Idee war, dass von dem Moment an wo ihr Sohn aufwachen sollte, er seine Lieblingsspielzeuge direkt zur Hand hätte."

"Als mein Sohn aufwachte, setzte er sich auf und spielte bis zur Landung, obgleich der Flug an die 10 Stunden betrug", so Maslennikova.

Zuvor arbeitete Maslennikova als Journalistin beim Radio und hatte viele Hobbys. Keines davon hat aber sie komplett ausgelastet. Mit dieser Geschäftsidee sollte alles anders kommen – sie hatte sofort viele Ideen und den Wunsch es in ein Geschäft zu verwandeln.

Anna hatte rund 2500 Euro in die Idee investiert und begann Spielzeug-Sets für Kinder verschiedener Altersgruppen zu sammeln. Einige Spielzeuge brachte man von Reisen mit.

Ein Set aus 5 bis 7 Spielzeugen wird für umgerechnet 23 Euro, 7 bis 10 für 31 Euro und 10 bis 12 für 41 Euro angeboten. Vor der Bestellung muss man ein Formular ausfüllen, in dem Alter, Reiseart und Interessen des Kindes stehen. Als Ergebnis erhält man ein personalisiertes Set, in dem man Aufkleber, Bücher, Puzzles, Autos, Puppen und andere Dinge finden kann.

In der Anfangszeit der Wintersaison 2016 wurden monatlich nur wenige Sets verkauft. Später verkaufte man aber täglich 7 bis 15 davon. Die Hälfte aller Kunden war so begeistert, dass sie nachorderten.

Man schaltete Kampagnen in sozialen Netzwerken und erhielt gute Kundenbewertungen. Maslennikova versuchte auch in verschiedenen Läden präsent zu werden, jedoch mit bescheidenem Erfolg.

In September 2016 hatte die Firma schon 100 Kunden und der Umsatz stieg merklich an. Fortan war es kein Hobby einer Mutter mehr – vor kurzem wurden drei Mitarbeiter eingestellt. Ziel des Unternehmens ist das Erreichen des Break Even Points innerhalb der nächsten paar Jahre und das Umsatzziel ist mit dem Verkauf von rund 5000 Sets im Jahr definiert.

Anna denkt intensiv über das Wachstum des Geschäfts nach. Sie plant zum Beispiel die ältere Altersgruppe mit einzubeziehen oder sogar die Sets für erwachsene Reisende zu erstellen. Sie möchte auch die teureren Kanäle der Werbung ausprobieren.

"Aber die Hauptmotivation sollte nicht das Geld sein“ klärt Anna auf. –
"Wenn Sie mit Ihrem Geschäft leben und es lieben, werden Sie an einem gewissen Punkt sicherlich auch Profit sehen dürfen".

Alinka

Alinka Während der Schwangerschaft hat Elena Shipilkina im Internet Lernspielzeug für ihre Tochter gesucht und entdeckt, dass es Websites gibt, die teure multifunktionale Spielesets, in denen mehrere Spielzeuge eingebaut sind, vermieten. Der nächste Standort eines Vermieters von Spielen dieser Art, war sehr weit weg vom Wohnort, so dass sie diese Spiele kaufen musste.

Das brachte Elena Shipilkina auf die Idee einer eigenen Vermietung, da es insbesondere in der Region, in der sie damals lebte, Familien gab, die auch so wie sie nur über ein geringes Grundeinkommen verfügten.

"Das durchschnittliche Gehalt beträgt rund 410 Euro monatlich. Meistens wird ein Spielzeug nur für drei Monate gebraucht, danach sind Kinder zu groß dafür", beschreibt Shipilkina.

Im Jahr 2015 fing die Vermietung von Spielzeugen an und die ersten Kunden kamen über die sozialen Netzwerke. Bereits im ersten Monat hatte sie 20 Kundinnen, dann wurden es immer mehr.

Nach acht Monaten musste die Unternehmerin separate Räumlichkeiten anmieten, weil das Geschäft von Zuhause aus nicht mehr zu organisieren war. Heute sind im Vermietungspool mehr als 50 verschiedene Spielzeuge, die über das Babyphone bis zum Trampolin reichen.

Die größte Nachfrage besteht bei den Spielzeugen, die zu bestimmten Events, wie Geburtstagen o.ä. eingesetzt werden, beispielsweise Schokoladenbrunnen, Seifenblasenmaschinen, Zuckerwatte- und Popcornmaschine.

Die Mietzeit beträgt eine oder mehrere Wochen. Die Mietkosten für einen interaktiven Globus sind umgerechnet circa 10 Euro, die elektronischen Schaukeln kosten 6,50 Euro pro Woche. Um ein Spielzeug abzuholen, kommen Kunden aus dem weiteren Umland. Unter den Kunden des Mietzentrums "Alinka" sind überraschenderweise nicht nur Familien mit niedrigem Einkommen, sondern auch die Mittelschicht.

Nachdem Shipilkina ihr Mietgeschäft eröffnet hat, begann sie auch andere Projekte für Mütter und Kinder in ihrer Kleinstadt Serpuchow zu entwickeln, unter anderem eines für Kinderfeste.

Die junge Mutter verdient mehr, als sie ausgibt, aber sieht in der Vermietung kein reines Geschäft: "Es geht mir nicht ausschließlich um das Geldverdienen, ich möchte vielmehr Familien, Kindern und Müttern ein schönes Angebot bieten."

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